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Sport: Eisbären warten auf ihre Form

Eishockey-Team nach Niederlage mehr irritiert als frustriert

Berlin. Die Situation war außergewöhnlich. Da hatte Eisbären-Trainer Pierre Pagé wenige Minuten vor Ende der Partie der Berliner bei den Iserlohn Roosters beim Stand von 1:3 die Idee, seinen Ersatztorhüter Varian Kirst für Richard Shulmistra einzuwechseln. Sicher, Shulmistra hatte nicht herausragend gehalten, aber nur drei Gegentreffer kassiert, und dann saß ja der andere Torhüter der Eisbären, Oliver Jonas, wegen einer Grippeerkrankung gar nicht auf der Bank. Der dritte Torwart Kirst war zuvor in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für insgesamt 102 Sekunden zum Einsatz gekommen. Umso erstaunlicher ist die Erklärung, die Pagé für seine ungewöhnliche Tat parat hatte: So ein Torhüterwechsel beanspruche Zeit. Der Trainer konnte derweil Instruktionen an seine Spieler geben: „Ich wollte eine zweite Auszeit, alle noch mal motivieren.“ Ihre reguläre Auszeit hatten die Berliner doch noch gar nicht genommen? „Die hätte ich beantragt, wenn wir ein zweites Tor geschossen hätten“, sagt Pagé. Dazu kam es allerdings nicht, die Berliner verloren 1:3.

Aber das war nicht das einzige außergewöhnliche Ergebnis. Wenige Spieltage vor Ende der Hauptrunde leisten sich nicht nur die Eisbären Patzer. Vizemeister Mannheim verlor zum Beispiel am Sonntag daheim 0:3 gegen Augsburg. Und so ist auch die mangelnde Konstanz der Rivalen dafür verantwortlich, dass der erste Platz der Berliner ungefährdet scheint. Denn genau betrachtet ist die Bilanz der Eisbären im Jahr 2003 für einen Tabellenführer bescheiden: acht Siege, aber auch sieben Niederlagen.

Das Spielerpersonal der Eisbären hat schon einmal entschlossener gewirkt. Das war nach der Niederlage am Dienstag in Hamburg so, da wirkte mancher Akteur der Berliner mehr irritiert als frustriert. Auch am Sonntag nach dem Spiel von Iserlohn war das Bild kaum anders. Derzeit scheint bei den Berlinern nicht alles im Reinen. Trainer Pierre Pagé wird hinter geschlossener Kabinentür immer häufiger sehr laut. „Die Gedanken der Spieler sind momentan manchmal eben anderswo“, sagt Pagé. „Das ist angesichts der sportlichen Situation, in der wir uns befinden, auch erklärbar. Jeder weiß, dass wir für die Play-offs qualifiziert sind.“

Die Spieler sehen es so: „Wichtig ist doch nur, dass wir in zwei Wochen in den Play-offs wieder in Form sind“, sagt Florian Keller. Unrecht hat der Stürmer damit nicht: Vieles wird davon abhängen, ob es den Berlinern gelingt, bis zum ersten Viertelfinalspiel am 12. März den Schalter umzulegen, wieder engagierter zu spielen. Momentan taugen offensichtlich selbst Maßnahmen wie der Torhüterwechsel von Iserlohn bei den Eisbären nicht zur Motivationshilfe.

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