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Alte Liebe. DEG-Manager Köberle (li.) und Toten-Hosen-Sänger Campino.

© dpa

Düsseldorfer EG: Ehrliches Eishockey nach dem Abgang von Jeff Tomlinson

Nach dem Ausstieg ihres Sponsors kämpft der kommende Gegner der Eisbären, die Düsseldorfer EG ums Überleben. Dafür kehrt der Verein zu seinen Wurzeln zurück - der sportliche Erfolg steht vorerst an zweiter Stelle.

Ein Umbruch kann Probleme bereiten. Das müssen die Eisbären zurzeit schmerzhaft erfahren: Drei neue Profis gilt es zu integrieren, ein paar Leistungsträger der Vorjahre zu ersetzen. Das kann auch eine eingespielte Mannschaft aus dem Gleichgewicht bringen. Aus Düsseldorfer Sicht sind das aber Luxusprobleme. Denn die Düsseldorfer EG, am Freitag (19.30 Uhr) in der Arena am Ostbahnhof nächster Gegner des schwächelnden deutschen Eishockey-Meisters, musste sich in den vergangenen Monaten komplett neu erfinden. Vier Spieler – darunter Torhüter Robert Goepfert und Ex-Nationalspieler Daniel Kreutzer – sind noch von der Mannschaft übrig, die im März Ingolstadt im Viertelfinale unterlag.

„Ich musste 18 Spieler holen und eine völlig neue Mannschaft aufbauen“, sagt Düsseldorfs Manager Walter Köberle. Zumal, wenn man wie Köberle nur wenig Geld zu Verfügung hat. Denn der radikale Umbruch hat finanzielle Gründe. Jahrelang hatte der Handelskonzern Metro dem Klub als Hauptsponsor üppige Etats ermöglicht, von 2001 an lief die Mannschaft dafür als DEG Metro Stars auf. Doch im Mai vergangenen Jahres erklärte der Geldgeber, den im Sommer 2012 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Die Zukunft des Traditionsvereins war akut gefährdet, der Rückzug aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) drohte. Es gelang schließlich, ein neues Finanzierungskonzept auf die Beine zu stellen, das auf Spenden, die Unterstützung der Stadt Düsseldorf und eine Vielzahl kleinerer Förderer setzt. Das brachte nicht nur Geld, sondern auch Lokalkolorit, etwa durch das Engagement der einheimischen Punkrockband Toten Hosen. Die beteiligte sich unter anderem durch eigens entworfene Trikots mit Bandlogo, die an die Fans verkauft wurden, an der Rettung des Vereins.

Doch auch wenn es letztlich in der DEL weitergehen konnte: Der Etat musste deutlich reduziert werden, das Team fiel auseinander. Vor allem die Nürnberg Ice Tigers nutzten die Düsseldorfer Notlage: Mit Trainer Jeff Tomlinson und den Topleuten Evan Kaufmann, Patrick Reimer, Marco Nowak und Connor James wechselte gleich ein Quintett zu den zahlungskräftigen Franken. In Düsseldorf bewältigte Köberle hingegen mit geringen Mitteln den Neustart. Neben den beiden Routiniers Tino Boos und Nikolaus Mondt, die zum Ausklang ihrer Karriere in die Heimatstadt zurückkehrten, verpflichtete er Zweitligaspieler und erschwingliche Skandinavier und Nordamerikaner, aus denen Neutrainer Christian Brittig ein Team formen musste. Zweifel daran, ob sie in der Liga mithalten könne, hat die Mannschaft inzwischen ausgeräumt: Einer knappen Niederlage gegen Iserlohn folgte ein Sieg nach Verlängerung in München. Damit hat die DEG immerhin zwei Punkte mehr auf dem Konto als ihr nächster Gegner.

Aber an Punkten will sich die DEG in dieser Saison nicht in erster Linie messen lassen, zumal angesichts des knappen Budgets keine sportlichen Wunderdinge erwartet werden. Stilfragen sind erst einmal wichtiger: „Ich mache mir keinen Druck“, sagt Köberle, über eine Platzierung spricht er ausdrücklich nicht. „Willen und Biss“ müsse die Mannschaft vermitteln, das sei die Hauptsache. „Wir wollen herzhaftes, ehrliches Eishockey spielen, dann schauen wir, was dabei herauskommt.“ Den erzwungenen wirtschaftlichen Umbruch nutzte der Klub damit geschickt, um sich ein neues Image zu verpassen. Augenfällig wird das schon an den Trikots: Statt eines Sponsorenlogos prangt der Schriftzug DEG in Oldschool-Typografie auf der Brust der Spieler. Die gewünschte Botschaft: Hier spielt kein Konzernteam mehr, sondern wieder der alte, in der Stadt verwurzelte Traditionsverein.

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