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WADA will Sperre gegen Busch durchsetzen

© dpa

Florian Busch: Von wegen Held

Die Sperre von Florian Busch wurde offiziell aufgehoben – nun äußert sich der 24-jährige Eisbären-Stürmer erstmals selbst.

Von Katrin Schulze

Diesmal hatte Florian Busch etwas zu sagen. Und diesmal wollte er auch etwas sagen. Abgesehen von einer kleinen Pressekonferenz kurz nach der Veröffentlichung seiner verweigerten Dopingprobe vom 6. März 2008 war es das erste Mal überhaupt, dass sich der Eishockeystürmer in Diensten der Eisbären zu dem äußerte, was da in den vergangenen 20 Monaten um ihn herum passierte. Zu den Gerichtsurteilen, Beschwerden, Schiedssprüchen. Dass Busch dabei trotz seiner Lücke in den oberen Schneidezähnen über das ganze Gesicht strahlte, sagt viel über den Ausgang des Verfahren-Marathons aus. „Ich habe mich sehr darüber gefreut“, verkündete er.

Was der 24 Jahre alte Bayer meinte, war die Entscheidung des Schweizer Bundesgerichts. Dieses lieferte am Freitag die Urteilsbegründung für die Aufhebung der zweijährigen Sperre, die der Internationale Sportgerichtshof Cas gegen Busch verhängt hatte. „Das Gericht ist unserer Argumentation gefolgt und hat die Zuständigkeit des Cas verneint“, sagt Buschs Anwalt Georg Engelbrecht. Damit ist Florian Busch nun offiziell freigesprochen und kann sich sogar wieder Hoffnung auf eine Berufung in die Nationalmannschaft machen. Nicht die schlechteste Perspektive für den talentierten Spieler so kurz vor Olympia in Vancouver und der Heim–Weltmeisterschaft 2010. Auch für einen wie Busch, dessen laxe Aussagen zuvor oft an seiner Ernsthaftigkeit zweifeln ließen, sei es „natürlich das Größte, bei Olympia dabei zu sein“.

Florian Busch sprach am Freitag erstaunlich offen über seine Befindlichkeiten der zurückliegenden Monate, in denen sich verschiedenste Instanzen mit seinem Fall beschäftigt hatten. „So etwas wird nicht zur Gewohnheit, aber ich habe versucht, es so weit wie möglich zu verdrängen“, sagt er. „Das hat schon in der Schule immer funktioniert, da war ich auch scheiße.“ Warum er sich zu jener Zeit veranlasst sah, den Test abzulehnen, dafür hat Florian Busch auch eine Erklärung: „Ich dachte, ich wäre der große Held, wenn ich die Probe einfach verweigere. Jetzt weiß ich, dass es dumm war.“

Letztlich bewahrte Busch allerdings nur eine Formalie vor der Bestrafung seiner Dummheit. Zwar hatte sich der Angreifer im Zuge der WM 2008 in Kanada in einer Vereinbarung mit dem Eishockey-Weltverband IIHF der Sportschiedsgerichtsbarkeit unterworfen, für seine zwei Monate zuvor verweigerte Probe könne er deshalb jedoch nicht belangt werden – so befand es das Schweizer Bundesgericht. „Es ist das erste Mal, dass das Bundesgericht ein Spruch des Cas kassiert hat“, sagt Engelbrecht und muss lachen. „Wir haben die Regeln eben recht klug ausgelegt.“ Dennoch müsse man gerade wegen der Besonderheit des Falls nun „mit allem rechnen“. Zum Beispiel mit einer Beschwerde der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, auch wenn Buschs Anwalt dafür „keine rechtlichen Möglichkeiten“ erkennen kann.

Heute wäre ein Urteil wie im Fall Florian Busch wohl undenkbar, denn der Deutsche Eishockey-Bund und die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) haben ihre Dopingpolitik mittlerweile umfangreich reformiert und Abkommen mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada getroffen. Am Freitagabend, nach dem 4:3-Erfolg der Berliner über Wolfsburg, war zu beobachten, wie das funktioniert, als die Nada im Auftrag der DEL Tests durchführte. Florian Busch wurde dafür nicht ausgelost. Wahrscheinlich wäre es ihm ohnehin egal gewesen. Dreimal wurde er seit seinem Vergehen im März 2008 getestet und ist inzwischen „ein richtiger Dopingexperte“, wie er selbst sagt.

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