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Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Die Eisbären Berlin suchen in dieser Saison noch ihre Form.

© Kitty Kleist-Heinrich

Inkonstante Eisbären: Wer will der Chef sein?

In der vergangenen Spielzeit waren die Eisbären die überragende Mannschaft der Hauptrunde. Von dieser Dominanz sind sie in der laufenden Saison weit entfernt. Warum ist das so? Eine Analyse.

Von Katrin Schulze

In der vergangenen Spielzeit stellten die Eisbären Berlin die überragende Mannschaft der Hauptrunde. Ganze 25 Punkte Vorsprung hatten sie am Ende auf den Zweitplatzierten. Von dieser Dominanz sind sie in der laufenden Saison weit entfernt: 15 Siege stehen bislang 13 Niederlagen gegenüber. Am Sonntag unterlag der einstige Branchenführer vor eigenem Publikum sogar dem Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), den Kölner Haien. Wir suchen nach Gründen für die Leistungsschwankung.

Die Chancenverwertung

50 Schüsse gaben die Eisbären beim Spiel gegen Köln ab, doch nur einer davon fand auch den Weg ins Tor. Neu ist dieses Phänomen nicht. Viel zu oft haben die Berliner schon Chancen liegen lassen, weil sie zu umständlich agierten. „Wir spielen viel um das Tor herum, nur direkt davor passiert nicht viel“, sagt Trainer Don Jackson. Eine Krise will der Berliner Mannschaftskapitän Stefan Ustorf deshalb noch nicht ausrufen, er sagt: „Solange Chancen da sind, machen wir nicht so viel falsch.“ Bezeichnend ist es allerdings schon, dass der beste Stürmer derzeit ein Verteidiger ist. Derrick Walser führt die teaminterne Scorerliste an.

Die Verletzten

Die Personallage seines Klubs beschreibt der Kapitän so: „Wir haben keine Leute mehr.“ Nun, ein vernünftiges Team bekommen die Eisbären zusammen, Trainer Jackson kann aber so gut wie nie auf den kompletten Kader zurückgreifen. Am Sonntag fehlten Jeff Friesen, Jim Sharrow, Mads Christensen und Laurin Braun, zudem verletzte sich Richie Regehr. Ob der Verteidiger heute im Heimspiel gegen die Krefeld Pinguine (19.30 Uhr, live bei Eurosport) wieder dabei ist, steht noch nicht fest. Einfacher wird es jedenfalls nicht, wenn „wir immer mit anderen Spielern auf dem Eis stehen“, sagt Ustorf.

Die Special-Teams

Lange ist es noch nicht her, dass die Berliner in ihrer Paradedisziplin Angst und Schrecken verbreiteten. Ihre jahrelange Dominanz lag auch an ihrem starken Überzahlspiel: Beinahe jedes Powerplay führte zu einem Treffer. Inzwischen braucht die Konkurrenz vor dem Überzahlspiel der Eisbären nicht mehr zu zittern. Don Jacksons Aussage, dass „die Special-Teams noch Potenzial haben“, ist die harmlose Variante. In Wahrheit weisen die Berliner in Überzahl die schlechteste Quote aller DEL-Teams auf. Gleiches gilt für das Unterzahlspiel.

Der Trainer

Don Jacksons viertes Jahr als Eisbären-Trainer ist sein bislang schwierigstes. Ein paarmal geriet der Coach schon mit Spielern aneinander – die Chemie untereinander war schon mal besser. Kein Wunder, dass Jacksons zum Saisonende auslaufender Vertrag bisher nicht verlängert wurde. Längst machen Spekulationen um die Nachfolge die Runde; immer wieder fällt dabei der Name des früheren Berliner Kotrainers Jeff Tomlinson.

Der Kader

An der Philosophie, nur punktuelle Verstärkungen vorzunehmen und den Nachwuchs zu fördern, ist im Prinzip nichts falsch. Nur ist schon eine ganze Weile kein Talent mehr nachgekommen – der Druck auf die Etablierten fehlt. Auch die Reaktivierung von Pederson und Walker hat den Altersschnitts nicht gesenkt, dennoch hält Jackson das für nötig, weil „die Jungen noch keine Verantwortung übernehmen“. Vielleicht probieren seine Eisbären diesmal aber auch nur den umgekehrten Weg als in der vorigen Saison, als sie nach der rekordträchtigen Hauptrunde gleich im Play-off-Viertelfinale rausflogen.

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