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Eishockey: Alles auf ein Spiel

Im Halbfinale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft fällt nun die Entscheidung. Angeschlagene Eisbären reden sich vor der fünften Partie gegen Düsseldorf stark.

Von Katrin Schulze

Die Eisbären rauschten vorbei. Frustriert und wortlos trabte die Mannschaft von Don Jackson durch die Gänge des Domes in Düsseldorf. Keiner der Profis war am Dienstagabend direkt nach Spielende bereit, sich zur desolaten Vorstellung zu äußern. Zu peinlich war ihnen die eigene Leistung. 1:5 verloren die Berliner im vierten Spiel der im Best-of-five Modus ausgespielten Halbfinalserie gegen die Düsseldorfer EG. Erst heute (19.30 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen, live auf Premiere) entscheidet sich somit, wer ins Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft einzieht. „Bis dahin müssen wir die vielen Fehler abstellen, und von denen gab es einen ganzen Haufen“, sagt Eisbären-Stürmer Stefan Ustorf.

Immerhin fand wenigstens Ustorf kurz vor der Abreise Worte für das, was da auf dem Eis vorgefallen ist. „Wir haben völlig neben den Schlittschuhen gestanden und waren durch die Bank schlecht“, sagte der Ersatz-Kapitän, während sich der eigentliche Inhaber dieses Jobs, Steve Walker, mit der Aussage entschuldigen ließ, er müsse sich kühlen. Ob er damit wirklich nur sein lädiertes Knie meinte, blieb offen. Walker spielt seit dem Halbfinale mit einem Teilriss am Kreuzband. Auch sein Kollege Denis Pederson bestreitet die Play-off-Begegnungen trotz einer heftigen Knieverletzung. Walker und Pederson sind symptomatisch für die Lage der Eisbären. Beide stehen für den enorm hohen Kräfteverschleiß, den die Philosophie von Eisbären-Trainer Don Jackson mit sich bringt. „Er gibt seinen Top-Leuten zu viel Eiszeit. Das macht sie müde“, sagt sein ehemaliger Angestellter bei der Düsseldorfer EG, Jamie Storr. „Das war bei uns im vergangenen Jahr im Halbfinale gegen Nürnberg auch der Fall, darum fehlte am Ende die Kraft, und wir sind ausgeschieden.“

Dass den Berlinern heute gegen die DEG das gleiche Schicksal ereilen könnte, glaubt Jackson selbst aber nicht. „Wenn wir unsere Defensive in den Griff bekommen, werden wir sie schlagen“, sagt der US-Amerikaner. Einfach wird diese Aufgabe nicht, denn den Eisbären fehlt heute nicht nur der am Knöchel verletzte Verteidiger Brandon Smith, sondern auch Sven Felski, der sich nach einem Stockschlag auf das Handgelenk des dreimaligen Torschützen Brandon Reid am Dienstag eine Spieldauerstrafe eingehandelt hat. Jackson zeigt sich davon jedoch unbeeindruckt. „Ich habe in dieser Liga schon mit acht Stürmern und vier Verteidigern gewonnen“, sagt er. Es komme eben nicht auf die Anzahl, sondern auf die Einstellung der Spieler an.

In Düsseldorf hat die offensichtlich nicht gestimmt. „Anscheinend waren wir nur körperlich, nicht geistig anwesend“, sagt Ustorf. Doch wie wollen die Eisbären diese Nachlässigkeiten bis heute Abend abstellen? „Wenn man in eigener Halle spielt, kann so was eigentlich nicht vorkommen, da ist man immer topmotiviert“, findet Ustorf. Und das müssen die Eisbären auch sein, denn dieses Mal stimmt Jacksons Stakkato-artig wiederholte Floskel, dass „das nächste Spiel ist das wichtigste ist“ tatsächlich. Zum ersten Mal überhaupt gehen die Eisbären heute in ein fünftes Halbfinalspiel: Bei ihren vier Finalteilnahmen zuvor setzten sie sich spätestens in der vierten Begegnung durch.

Trotzdem will bei den Berlinern niemand etwas von einem zusätzlichen Druck wissen oder dies zumindest nicht öffentlich demonstrieren. „Wir müssen jetzt schnell den Kopf waschen, gut spielen und gewinnen“, sagte der sichtlich mitgenommene Eisbären-Manager Peter John Lee am späten Dienstagabend.

Die Hoffnung der Berliner auf einen guten Ausgang nährt sich aber wohl auch aus der Vergangenheit: In der Hauptrunde haben sie in Augsburg schon mal 1:5 verloren. Es war das erste Mal, dass ihr Trainer die Mannschaft danach heftig öffentlich kritisierte. Im darauffolgenden Spiel schlugen die Eisbären in eigener Halle die Frankfurt Lions souverän 8:3. Auch am Dienstag wurde Don Jackson – im Gegensatz zu seinen wortkargen Spielern – „einige Male zu Recht sehr laut“, sagte Stefan Ustorf.

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