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Sport: Eishockey: Ein Hauch von Amerika - Mit neuen Großhallen will die DEL in den kommenden Jahren ihr Image aufbessern

Durch die Ritzen pfeift der Wind, die Fans trinken Bier auf der Stehtribüne. Das ist in vielen deutschen Eishallen immer noch Alltag.

Durch die Ritzen pfeift der Wind, die Fans trinken Bier auf der Stehtribüne. Das ist in vielen deutschen Eishallen immer noch Alltag. Wie lange noch? Moderne, komfortable Großarenen rücken seit einigen Jahren an die Stelle der betagten Hallen. Den Anfang machte vor vier Jahren die Arena Oberhausen (Fassungsvermögen 9500 Zuschauer), für die mit den Revier Löwen dann auch gleich ein neues Team installiert wurde. Ein Jahr später folgte Deutschlands modernste Halle, die Kölnarena (18 500 Zuschauer). In dieser Saison kam die Arena in Nürnberg (8500) dazu, in der kommenden Spielzeit werden die Hannover Scorpions in der Preussag-Arena spielen (11 000).

Weitere Komfortstadien folgen. In Berlin sind gleich zwei geplant. Am Ostbahnhof will der amerikanische Milliardär Philip Anschutz, Besitzer der Eisbären, ein Stadion für 20 000 Zuschauer errichten. An der westlichen Peripherie, in Siemensstadt, planen die Capitals mit ihrem Gesellschafter Egon Banghard und dem Finnen Harry Harkimo eine Arena. Gegen dieses Vorhaben spricht, dass Harkimo mit dem Hamburger Senat sich gerade über die Finanzierung einer neuen Halle geeinigt hat. In gut einem Jahr soll dort ein DEL-Team mit dem großen Namen Hamburger SV spielen. Hat Harkimo dann noch Interesse und Geld für ein zweites Großprojekt?

Grafik: Zuschauerentwicklung der Deutschen Eishockey Liga

Inzwischen bieten die beiden Berliner Klubs mit ihren Stadien in der DEL nicht mal mehr Durchschnitt. Dies korrespondiert auch mit den aktuellen Zuschauerzahlen beim EHC Eisbären und bei den Capitals. Beide rangieren deutlich unter dem Durchschnittswert dieser Saison, der bei 4500 Zuschauern pro Spiel liegt. Die Eisbären sind mit 3508 Besuchern nur Neunter in der Zuschauertabelle, die Capitals sogar nur Zehnter (Schnitt 3482). Immerhin, bei ihrem heutigen Heimspiel gegen die Krefeld Pinguine (Beginn 15 Uhr, Eissporthalle Jafféstraße) erwarten die Capitals laut Aussage von Sprecher Peter Harbig mehr als 4000 Besucher. Denn schließlich gilt es heute für die Berliner gegen Verfolger Krefeld den Einzug in die Play-offs perfekt zu machen, mit einem Sieg wären die Berliner für die Meisterschafts-Endrunde qualifiziert.

Die DEL steht vor einer Rekord-Saison, der Besucherschnitt liegt nur unwesentlich unter dem der bisher besten Spielzeit 1998/99 und wird - da die zuschauerträchtigen Play-offs noch ausstehen - wohl übertroffen werden. Allerdings ist der leichte Zuschaueranstieg nur einigen, wenigen Klubs zu verdanken. Vor allem Zuschauerkrösus Köln: Der Unterschied zwischen dem Besuch bei Spielen der Haie (Schnitt 11 400) und dem Rest der Liga ist eklatant. Am wenigsten interessiert sich der Eishockey-Fan für Heimspiele der Hannover Scorpions (Schnitt 2600).

Die Rechnung mehr Zuschauer gleich mehr Geld geht allerdings nicht auf, da die Klubs, die in den Großarenen spielen, in ihren Verträgen mit den Hallenbetreibern nicht immer günstig wegkommen. Zudem müssen häufig aufgrund anderer Veranstaltungen Spiele verlegt werden, Oberhausen musste in dieser Saison sogar für ein paar Partien ins benachbarte Duisburg ausweichen.

Und trotzdem: Die drei Klubs, die bereits in modernen Arenen spielen (Köln, Oberhausen und Nürnberg) gehören in der DEL zu den wirtschaftlich gesunden Unternehmen. Die Sorgenkinder der Liga - wie etwa die Berlin Capitals, die Schwenninger Wild Wings oder die Kassel Huskies - spielen dagegen in eher baufälligen Hallen. Alles Zufall?

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