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Eishockey-Erfolgstrainer Hans Zach: Ein Grantler, der mit Ochsen redet

Hans Zach ist mit Hannover so erfolgreich wie lange nicht mehr, am Sonntag trifft er mit dem DEL-Tabellenführer in der bereits ausverkauften Berliner Arena auf die Eisbären.

Von Katrin Schulze

Berlin - Wenn Hans Zach hinter der Bande steht, ist er in seinem Element. Meist mit ernster Miene und allzu oft mit hochrotem Kopf und rotierenden Armen verfolgt der Eishockeytrainer die Spiele seiner Mannschaft. Es wirkt, als durchlebe er die Aktionen jedes Einzelnen seiner Profis mit. Als würde er am liebsten selbst noch einmal mit seinen Schlittschuhen über die Bande springen und den Gegner ärgern – so wie er es einst beim Berliner Schlittschuhclub und 80 Mal im Nationalteam getan hat. Die Hilfe des 59 Jahre alten Bayern haben die Spieler der Hannover Scorpions derzeit aber gar nicht nötig. So erfolgreich sind sie.

Fünf Spiele in Folge gewann Zachs Mannschaft zuletzt und führt damit souverän die Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an: Mit sechs Punkten Vorsprung reisen die Scorpions heute zum Verfolger Eisbären Berlin (14.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof). „Ich erwarte ein sehr gutes und enges Spiel“, sagt Hans Zach. Ein Spitzenspiel, bei dem die Vorteile allerdings trotzdem auf Seiten der Niedersachsen liegen, denn schon die ersten beiden Partien gegen den Deutschen Meister gewannen sie in beeindruckender Manier. Das Spielsystem der Berliner kommt Hannover offensichtlich entgegen – während sie selbst aus einer geordneten Abwehrformation auf Konter lauern, agieren die Eisbären beinahe schon zu offensiv und produzieren damit oft Fehler in der Verteidigung. Kein Wunder also, dass auch Berlins Trainer Don Jackson voller Respekt von der „disziplinierten Spielweise“ der Scorpions unter der Regie ihres „herausragenden Trainers“ spricht.

Doch Hans Zach ragt nicht mit seinen Leistungen als Coach heraus, vielmehr besticht auch außerhalb der Eisfläche, wenn er mit seinem unverkennbaren bayrischen Dialekt schon mal herumfrotzelt und patzige bis listige Sprüche von sich gibt. Dazu passt auch sein Leitspruch, den er von seinem Vater Martin geerbt hat: „Du musst reden mit den Leuten, denn mit Ochsen redet man auch.“

Es ist Zachs deftiger Humor, mit dem sich der gelernte Metzgermeister ein Profil wie kein anderer Trainer der DEL erarbeitet hat. Nach dem Rücktritt von Stars wie Erich Kühnhackl oder Gerd Truntschka gab der geborene Bad Tölzer dem deutschen Eishockey weiterhin ein Gesicht – auch und vor allem, als die von Ausländern dominierte Liga das Attribut „deutsch“ nur als formloses Etikett mit sich herumschleppte. Diese Zeiten sind vorbei. Ähnliches dachten viele auch schon über das Amtieren von Hans Zach, der in der vergangenen Saison immer wieder mit seinem Rücktritt kokettierte und sich in diesem Jahr selbst schon beim „Fischen in Tölz“ wähnte.

Allen Spekulationen zum Trotz: Obwohl Zachs Scorpions in der letzten Spielzeit bereits in der Play-off-Qualifikation gescheitert waren, unterschrieb er noch einen Vertrag bis 2010. Der 59-Jährige wollte es nochmal wissen. Schließlich liegt seine letzte Meisterschaft als Trainer mittlerweile 16 Jahre zurück – damals, Anfang der 90er Jahre, gewann er mit der Düsseldorfer EG drei Titel in Serie. Später führte er die Nationalmannschaft aus der B-Weltmeisterschaft heraus und erreichte drei WM-Viertelfinalteilnahmen, unter anderem 2001 im eigenen Land, sowie den achten Rang beim Olympischen Turnier 2002 in Salt Lake City. Zwei Jahre später trat er nach einer durchwachsenen WM in Tschechien zurück.

Seither läuft der erfolgreichste deutsche Eishockeytrainer der vergangenen 25 Jahre seinen großen Erfolgen hinterher. Die Kölner Haie verließ er nach vier Jahren 2006 – ohne Meistertitel. Mit den Hannover Scorpions scheint ein erneuter Triumph nun wieder greifbar zu sein, denn neben den gelungenen Auftritten in der Liga stehen die Niedersachsen erstmals auch im Finale um den Deutschen Eishockey-Pokal. „Im Moment findet meine Mannschaft immer einen Weg zu gewinnen, weil sie aufopferungsvoll und hartnäckig kämpft“, sagt Hans Zach. Kein Wunder, hat das Team doch einen Trainer, der ihm diese Tugenden nicht nur hinter der Bande vorlebt.

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