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Verschworene Truppe. Die Eisbären dominierten die Saison und streben den fünften Titel innerhalb von sechs Jahren an. Foto: p-a/City-Press

© picture-alliance / City-Press Gm

Eishockey: In ihrer eigenen Liga

Die Eisbären setzen in der Deutschen Eishockey Liga neue Maßstäbe – alles andere als der Meistertitel wäre eine Sensation.

Von Katrin Schulze

Es mag sich sonderbar anhören, aber irgendwie fügte sich diese 3:4-Niederlage in Straubing am Sonntag ganz hübsch in das Bild, das die Eisbären in dieser Saison bisher abgeliefert haben. Sie verloren das erste Hauptrundenspiel der Saison 2009/2010 gegen einen vermeintlich schwachen Konkurrenten namens Kassel Huskies 3:8 – und nun verloren sie eben auch die letzte Partie gegen ein Team, das sich nicht mal vage Hoffnungen auf eine Qualifikation für die Play-offs machen durfte. Der Branchenführer im deutschen Eishockey übermittelte so die vielleicht nicht wirklich ernst gemeinte Botschaft: Wir sind schlagbar. Eine nette Geste. Denn was die Berliner zwischen dem ersten und dem letzten Hauptrundenspiel veranstalteten, war alles andere als nett – für den Rest der Liga. Rekord um Rekord stellten die Eisbären Berlin auf.

123 Punkte und 25 Zähler Vorsprung auf die nächstbeste Mannschaft aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Das ist noch keinem Team vor den Berlinern gelungen. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, sagt Trainer Don Jackson. „Unser Vorrundenergebnis resultiert aber nicht aus Glück oder Zufall. Es ist vielmehr das Ergebnis harter Arbeit.“ Und diese Arbeit ist für Don Jacksons Spieler längst nicht beendet. In einer Woche steigen sie ins Viertelfinale der Endrunde ein – dort wartet, je nach Ausgang der am Mittwoch beginnenden Pre-Play-offs, Augsburg, Mannheim oder Köln. Wie auch immer der nächste Gegner heißen wird, er kann im Prinzip jetzt schon seine Urlaubsplanungen für die Zeit nach der Best-of-five-Serie angehen. „Nach so einer regulären Saison hat doch jeder unserer Kontrahenten Angst vor uns“, sagt Eisbären-Angreifer und Nationalspieler Travis Mulock. „Wir sind das Meisterteam. Und wir werden in den Play-offs auch so auftreten wie das Meisterteam.“

Das klingt wie eine Drohung. Tatsächlich aber wäre alles andere als die fünfte Meisterschaft der Eisbären in den zurückliegenden sechs Jahren eine Sensation. Zu deutlich war die Dominanz der Berliner. Insgesamt haben sie 42 der 56 Hauptrunden-Begegnungen gewonnen – das ergibt einen Schnitt von 2,2 Punkten je Partie. Doch damit noch nicht genug der Rekorde: Mit einem durchschnittlichen Besucheraufkommen von 14 055 Zuschauern pro Heimspiel lockte das Team von Don Jackson sogar noch mehr Menschen in die Berliner Großarena als im Vorjahr.

14.055 Zuschauern pro Heimspiel

Wer so erfolgreich und konkurrenzlos ist, erfindet schon mal neue Wettbewerbe für die interne Statistik. So verblüfften die Eisbären auf dem Weg zu ihren Rekorden mit dem Ziel, bloß „nicht zwei Begegnungen in Folge zu verlieren“, wie Jackson zu Beginn der Spielzeit unentwegt zu sagen pflegte. Lange hielten seine Akteure dieser Vorgabe stand, bis sie zumindest in dieser inoffiziellen Kategorie eine Niederlage hinnehmen mussten. Ihre drei Partien andauernde Auszeit nahmen sie sich ab Spieltag 37. Danach probierten sich die Berliner im extremen Ausfallkompensieren. Gegen Ende der Hauptrunde agierten sie aufgrund von Verletzungen teilweise nur mit 15 Feldspielern – und siegten trotzdem. Natürlich. „Wir sind eine verschworene Truppe, in der einer für die anderen kämpft“, sagt Trainer Jackson. „Die Mischung innerhalb des Teams stimmt.“

In der Tat liegt das Geheimnis des Berliner Erfolgs vor allem in der Struktur des Kaders. Anders als die meisten anderen DEL-Klubs setzen die Eisbären auf einen festen Spielerstamm, der nur punktuell ergänzt wird. Dazu passt es auch, dass der erste Transfer für die kommende Saison jetzt schon perfekt ist: In dem 22 Jahren alten Dänen Mads Christensen von den Iserlohn Roosters sicherten sich die Eisbären die Dienste eines aufstrebenden Stürmers.

Doch bevor die Planungen für die kommende Saison weiter vorangetrieben werden, hat der Titelverteidiger noch etwas zu erledigen. „Wenn wir in den Play-offs unseren Topteam-Intellekt wieder ausspielen, werden wir wieder Meister“, prognostiziert Don Jackson schon mal. Weitere nette Gesten haben die Eisbären Berlin in dieser Saison offenbar nicht mehr zu verteilen.

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