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Eisbären-Pokal

© dpa

Eishockey: Kalt gefeiert

Nach dem Sieg ist vor dem Sieg: Die Eisbären Berlin konzentrieren sich schnell wieder auf die Liga. Der Champagner fließt erst mit dem Meisterschaftstitel.

Da stand er nun, der Pokal. Kaum beachtet. Dabei war es noch nicht einmal Mitternacht im Sportforum Hohenschönhausen. Doch für die silberne Trophäe, für die sich die Eisbären zuvor auf dem Eis mächtig ins Zeug gelegt hatten, interessierte sich im sogenannten VIP-Raum des Klubs kaum jemand.

„No champagne, no champagne!“

Nach dem 3:2-Sieg gegen die Frankfurt Lions hatten die Berliner Spieler den Titel des Deutschen Eishockey-Pokalsiegers – und mussten unverhofft früh nach Hause gehen. Der Trainer hatte es so gewollt: Zwei Spieler waren nach der Schlusssirene mit zwei überdimensionalen Sektflaschen aufs Eis geschlittert. Da schrie Don Jackson auch schon erregt: „No champagne, no champagne!“

Kein Schaumwein also, lautete die Anordnung des Übungsleiters. Elf Magnumflaschen standen im Sportforum für die Mannschaft bereit, von denen neun bereits geöffnet waren. Sie wurden aus dem Dunstkreis der Spielerkabine geschafft. Die Profis tranken dafür Bier. Von den drei zur Verfügung gestellten Bierkisten erlaubte der Trainer zwei.

Nach dem Sieg ist vor dem Sieg

Jackson, die Spaßbremse? „Nein“, sagte Manager Peter John Lee. „Die Fans haben den Pokalsieg wie eine Meisterschaft gefeiert, das war am Dienstag so, und auch in den vergangenen Jahren in Mannheim und Düsseldorf.“ Und die Mannschaft? „Bei den vielen noch ausstehenden Spielen in den nächsten zwei Wochen darf man nicht zu viel feiern.“ Die Meisterschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gehe schließlich in ihre entscheidende Phase. Und der deutsche Meistertitel fehlt Jackson noch als Trainer, bei der Düsseldorfer EG scheiterte er nämlich als Favorit im vergangenen Jahr recht kläglich im Halbfinale.

Was also ist der Titel für die Eisbären wert? Nicht annähernd so viel wie ein nationaler Meistertitel, das ist klar. Aber das Pokalendspiel taugte schon mal, um einen Monat vor Play-off-Beginn die Belastbarkeit der Spieler zu testen. Von der Intensität her hatte das raue Treiben auf dem Eis wenig mit einem gewöhnlichen Ligaspiel gemein.

Opfer des Kampfes war der Frankfurter Jason Marshall, der vom Berliner Florian Busch an die Bande gecheckt wurde und mit einem doppelten Nasenbeinbruch und Schnittwunden im Gesicht vom Eis musste. „Das ist kein Eishockey“, schimpfte Frankfurts Trainer Rich Chernomaz. Doch bis auf den Aussetzer von Busch blieb alles im Rahmen und die Härte im Spiel war für Lee auch nur „ein Indiz dafür, wie ernsthaft der Wettbewerb inzwischen zu nehmen ist.“

„Da ist noch Luft nach oben“

Dass die Eisbären gegen die – besonders im Überzahlspiel weit geordneter wirkenden – Frankfurter etwas glücklich gewannen, wollte ihr Stürmer Stefan Ustorf nicht gelten lassen. „Wir haben insgesamt mehr Druck gemacht und uns bessere Chancen erarbeitet, deshalb war es ein verdienter Sieg.“ Für Trainer Jackson war es „verdammt wichtig, dass sich die Mannschaft mit einer Siegermentalität zurückgemeldet hat“. Denn nach der 1:7-Blamage der Eisbären am vergangenen Sonntag in Hamburg waren doch Zweifel an der psychischen und physischen Verfassung der Eisbären angesagt.

Vielleicht ist der Pokalsieg ja auch ein gutes Omen für den Rest der Saison: Im vergangenen Jahr wurde Mannheim nach dem Pokalsieg auch Deutscher Meister. Sollten die Eisbären das auch noch schaffen, werden sie in Sachen Festivität noch klar zulegen können. Dienstag endete die Party im Sportforum erstaunlich unspektakulär. Kurz vor Mitternacht schaffte Manager Lee den Pokal in sein Auto und fuhr heim. So elegant feiern wie Eishockeyspielen könnten sie in Berlin eben nicht, fand etwa am Dienstag DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. „Da ist noch Luft nach oben.“ Das sei ihm bereits auf der letzten Meisterfeier im Jahr 2006 bei den Eisbären aufgefallen, sagte Tripcke.

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