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Sport: Eishockey: Kredit verplaudert

Vergesslichkeit auf dem Eis wird bestraft, angebliche Telefonsucht auf der Geschäftsstelle allerdings auch. Bei den Berlin Capitals waren am Sonntag trotzdem alle bei der Sache.

Vergesslichkeit auf dem Eis wird bestraft, angebliche Telefonsucht auf der Geschäftsstelle allerdings auch. Bei den Berlin Capitals waren am Sonntag trotzdem alle bei der Sache. Das Spielerpersonal gegen die Mannheimer Adler zwar nur für 57 Minuten, was schließlich zu einer unglücklichen 2:4 (1:2, 1:1, 0:1)-Niederlage in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) führte. Dafür fand aber Egon Banghard aufweckende Worte. Der Hauptgesellschafter der Capitals kündigte "Umstrukturierungen auf der Geschäftsstelle" an. "Da sind mir in jüngster Vergangenheit zu viele Schlaumeier unterwegs gewesen, die haben zwar auf ihrem Klub-Handy im Monat 2000 Mark vertelefoniert, aber nicht immer zum Wohle des Vereins gearbeitet."

Vor Banghards Rede hatte in der Deutschlandhalle ein passables Eishockey-Spiel stattgefunden. Nur 3100 Zuschauer wollten sehen, wie sich die Capitals in den ersten drei Minuten eine ungünstige Ausgangsposition für den weiteren Verlauf der Partie verschafften. Für die erste unglückliche Aktion zeichnete Andrej Mezin verantwortlich. Ein vom Berliner Torhüter als Befreiungsschlag geplanter Schuss traf den Mannheimer David Edgerton und flog zurück ins Tor. Wenig später unterlief dem gerade erst von den Capitals verpflichtete Corey Foster bei seinem Heimdebüt die zweite fatale Fehlleistung des Nachmittags. Mannheims Kanadier Michel Picard ließ sich nicht lange bitten und traf zum 2:0 für den Deutschen Meister.

Es sprach für die Berliner, dass sie fortan Ausflüge ins unfreiwillig Komische vermieden und den Adlern Paroli boten - auch wenn ein zweiminütiges Powerplay bei 5:3-Überlegenheit der Capitals hinsichtlich geplanten Aufbaus und erfolgreichen Abschlusses noch Fragen aufwarf. Kurz vor Ende des ersten Drittels konnte aber Andrej Wassilijew Mannheims Torhüter Mike Rosati überwinden, und das sogar bei numerischer Überlegenheit der Berliner. Auch nachdem Todd Hlushko im Mittelabschnitt das dritte Tor für die Adler erzielt hatte, gaben die Capitals nicht auf und kamen durch Fredrik Öberg auf 2:3 heran.

Mannheim zeigte sich mitunter meisterlich im Auslassen guter Möglichkeiten, die Capitals bekamen in den Schlussminuten sogar von den netten Gästen noch den Weg zum Ausgleich geebnet: Dennis Seidenberg musste auf die Strafbank. Nachdem Mezin zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis genommen wurde, war die Chance da. Verteidiger Greg Andrusak vergab sie, als ihm der Puck über den Schläger sprang. Und da sich kein Berliner für die Mannheimer Strafbank interessierte, konnte der eben von dort ins Spiel zurückkommende Seidenberg mit einem Schuss ins verwaiste Tor der Capitals alles besiegeln. Eine Situation, für die sich Gunnar Leidborg nachher aber nicht so sehr interessierte. Die ersten drei Minuten mit den Fehlern von Mezin und Foster hatten den Trainer der Capitals mehr erregt. "Da haben wir wohl vergessen, dass wir gegen Mannheim spielen", sagte Leidborg.

Trotzdem war der Schwede zufrieden: "Ich bin stolz auf dieses Spiel und sehr froh darüber, dass ich diese Mannschaft trainieren darf." Egon Banghard ist ebenso angetan "von einer Mannschaft mit Charakter, und die kostet nur wenig mehr als die Hälfte der Mannschaft aus der vergangenen Saison". Und schnell war der Hauptgesellschafter der Capitals wieder bei seinem neuen Lieblingsthema: Die Fans hatten zuletzt das Auftreten des frisch und "per Handschlag" (Banghard) inthronisierten Prokuristen Andreas Fettchenhauer kritisiert. Der habe kein Geld herangeschafft und sich in der Öffentlichkeit einige Male danebenbenommen. Diese Kritik erzürnte den Hauptgesellschafter. "Mir gehört der Klub fast zu 100 Prozent", sagte Banghard, "da lasse ich mir von keinem etwas vorschreiben. Bevor der Fettchenhauer fliegt, fliegen hier fünf andere."

Bis zum Saisonende soll sich im Umfeld der Capitals einiges ändern. Wer Opfer der geplanten Maßnahmen wird, wollte Banghard noch nicht verraten. Die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, die im Sommer monatelang auf ihr Gehalt warten mussten und trotzdem loyal zum Klub standen, wird der Hauptgesellschafter der Capitals ja wohl nicht gemeint haben.

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