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Das tat weh. André Rankel beim Scheitern mit dem Nationalteam.

© dpa

Eishockey: Nur nicht die Krise erwähnen

Nach dem peinlichen Scheitern in der Olympia-Qualifikation gegen Italien und Österreich übernimmt niemand im deutschen Eishockey die Verantwortung. Weder die Liga noch der Verband ziehen Konsequenzen aus dem historischen Debakel.

"Don’t mention the war" – nur nicht den Krieg erwähnen. Dieser Satz aus der TV-Serie „Fawlty Towers“ ist Kult in Großbritannien. Doch so ungeschickt, wie sich Schauspieler John Cleese im Umgang mit seinen deutschen Hotelgästen in der Serie bewegt und dann doch den Krieg erwähnt, sind sie beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) wenige Tage nach dem Scheitern der Nationalmannschaft in der Olympia-Qualifikation nicht. Sie wollen es einfach nicht erwähnen. Uwe Harnos wird aus der Pleite von historischer Dimension keine Konsequenzen ziehen. „Für mich kommt ein Rücktritt nicht infrage“, sagt der Präsident des Verbandes. Im Juni 2014 gibt es die nächste Vorstandswahl bei seinem Verband. Bis dahin seien noch zwei Weltmeisterschaften. „Da kann viel passieren“, sagt Harnos. Oder auch gar nichts. Denn: Ein Krisenmanagement gibt es nicht im deutschen Eishockey. Es geht einfach weiter. Irgendwie.

Dabei ist die Summe der Unwägbarkeiten und Fehler, die zu der Pleite von Bietigheim führten, immens. Am größten Handicap bei der Qualifikation traf den DEB dabei keine Schuld: Fast ein dutzend deutscher Profis ist in Nordamerika beschäftigt, Verteidiger wie Christian Ehrhoff oder Dennis Seidenberg sind sogar große Stars in der National Hockey-League (NHL) – nur stellt die während der laufenden Saison keine Spieler für ein Olympiaqualifikationsturnier frei, sondern nur für Olympia. So waren die Deutschen dann in der Situation, dass sie mit einer besseren B-Mannschaft antreten mussten – und gegen Italien verloren: Gegen ein Land, das auf keinen NHL-Spieler verzichten musste – weil es eben keinen hat.

Der kapitale Fehlgriff von Harnos und dem DEB war schon im Sommer passiert. Pat Cortina als Bundestrainer zu berufen, war ein Wagnis. Der Kanadier hatte nicht den Ruf, für höhere Aufgaben prädestiniert zu sein. Als Trainer des mittelmäßigen EHC München sind für ihn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Niederlagen eher Alltag als Siege. Auch ist erstaunlich, dass der DEB Cortina gestattete, für eine Saison in Doppelfunktion zu agieren – dem ehemaligen Bundestrainer Uwe Krupp war gleiches verwehrt geblieben, als er seinen Vertrag bei den Kölner Haien unterschrieben hatte.

Wie schwer wiegen die Fehler des Trainers Cortina und seiner bunt zusammengewürfelten Mannschaft von Bietigheim und des Verbandes für die DEL? Christian Brittig, als Nationalspieler 1988 in Calgary dabei, jetzt Trainer der Düsseldorfer EG sagt: „Da muss nicht jeder seinen Senf dazugeben.“ Er habe genug Arbeit mit der DEG. Peter John Lee, Manager beim Meister Eisbären und Mitglied einer von der DEL mitinitiierten Bundestrainerfindungskommission, sagt, man habe ihn vor der Inthronisierung Cortinas nicht gefragt. Und DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagt: Wenn schon nicht bei Olympia, dann könne man ja im Februar 2014 die DEL-Saison weiterspielen. Die Liga hat nach dem Olympia-Aus beschlossen, in den Play-offs künftig durchgängig nach dem Modus „Best of seven“ zu spielen. Die DEL also will die Krise nicht haben. Womit sie beim DEB bleibt, der sie nicht bewältigen will.

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