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Sport: Eishockey: Ohne Gehalt in die Play-offs

Alles eine Glaubensfrage? Karel Slanina, Trainer in Diensten der Berlin Capitals, zuckt mit den Schultern.

Alles eine Glaubensfrage? Karel Slanina, Trainer in Diensten der Berlin Capitals, zuckt mit den Schultern. "Ich habe keine Probleme mit der Situation, ich bin schon lange hier und habe einiges erlebt." Für seine Spieler, so Slanina, könne er nicht sprechen. "Im Glauben sind die Leute eben unterschiedlich", meint der Coach des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Slaninas Gefühle schwankten gestern, einen Tag vor dem Play-off-Auftakt der Berliner bei den Mannheimer Adlern, zwischen Pessimismus und Optimismus. Dabei waren die Nachrichten aus der Führungsetage doch positiver Natur: Es soll Geld geben bei den Capitals. Nicht sofort, aber bald.

Die Gesellschafter der Capitals beschlossen am Mittwoch eine Erhöhung des Stammkapitals um rund vier Millionen Mark. So will man die Schuldenmisere - die Berliner stehen beim Finanzamt mit sechs Millionen Mark in der Kreide - beheben. Aus rechtlichen Gründen kann das Stammkapital erst auf einer Versammlung am 31. März aufgestockt werden. In einem Gespräch mit dem Rundfunksender "Info-Radio" sagte Hauptgesellschafter Egon Banghard am Donnerstag: "Wir müssen erst den Erhöhungsbeschluss haben. Wir können heute nicht etwas einzahlen, wenn wir wissen, dass der Fiskus die Rechte darauf hat."

Auf besagter Tagung sollen bei der Zusammensetzung der Gesellschaft Umstrukturierungen erfolgen. "Einige Gesellschafter werden bleiben, einige werden gehen", meinte Banghard. Kommen soll vor allem der finnische Unternehmer Harry Harkimo. In diesem Zusammenhang erfolgte übrigens ein überraschender Appell des aus dem schwäbischen stammenden Bauunternehmers Banghard an die Berliner Wirtschaft, sich stärker bei den Capitals zu engagieren. "Der Verein soll den Berlinern gehören und nicht nur in schwäbischer oder ausländischer Hand liegen", sagte Banghard.

Kommende Saison soll der Etat bei den Capitals laut Banghard zehn Millionen Mark betragen, drei Millionen sind für neue Spieler eingeplant. Große Summen, die gestern beim spielenden Personal niemanden trösteten: Wer von den Capitals einen Gehaltsscheck in diesem Monat erwartet, der ist im falschen Klub. "Vor dem 31. März werden keine Gehälter gezahlt", stellte Banghard klar. Allerdings sagte er diesen Satz nicht im Beisein der Mannschaft. Diese wurde am gestrigen Morgen wieder nur sehr dürftig informiert. Als das Training lief, hatte man lediglich für die Medienvertreter eine lapidare Mitteilung zur Hand, deren Informationsgehalt gegen null tendierte. Es würden "unverzüglich alle zur Sicherung des Fortbestandes der Gesellschaft notwendigen Maßnahmen" ergriffen, stand in der zwei Sätze langen Note geschrieben.

Warum man die Mannschaft wieder mal nicht zuerst über die Beschlüsse der Gesellschafter informierte? Dieser Vorgang reiht sich nahtlos in die lange Mysteriensammlung ein, die sich in der noch laufenden Saison bei den Capitals angesammelt hat. Immerhin, Sportdirektor Lorenz Funk hielt nach dem Training in der Kabine eine kurze Ansprache. "Die Spieler sollen sich auf den Sport konzentrieren", hatte Funk zuvor gesagt. Nun gut, was kann man denn heute von den Capitals im ersten Viertelfinalspiel in Mannheim erwarten? "Wir werden uns nicht abschlachten lassen", sagt einer der beiden Trainer, Pavel Gross, "wir machen das, was uns bisher Erfolg gebracht hat." Der Erfolg hielt sich bislang in dieser Saison in Grenzen: Rang acht nach Abschluss der Hauptrunde. Dennoch erklärt Pavel Gross: "Es sind die Kleinigkeiten, und schließlich haben wir genug Leute, die ein Herz haben."

Können die Spieler angesichts der Meldungen aus der Chefetage zum Auftakt der Play-offs in Mannheim frei und unbeschwert aufspielen oder belastet sie die finanzielle Ungewissheit? Nachgefragt bei Verteidiger Heinrich Schiffl. "Die Stimmung könnte besser sein", sagt Schiffl - und bestätigt damit seinen Trainer Slanina. Das Eishockey-Geschäft ist eben manchmal tatsächlich eine Glaubensfrage.

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