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Sport: Eishockey-Play-Off: Zurück zum Sport

Von Besonnenheit war am Dienstag noch wenig zu spüren gewesen. Im Gegenteil, die Berlin Capitals und die Mannheim Adler prügelten sich beim dritten Viertelfinalspiel der Play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wie Amateurboxer auf einem Schützenfest.

Von Besonnenheit war am Dienstag noch wenig zu spüren gewesen. Im Gegenteil, die Berlin Capitals und die Mannheim Adler prügelten sich beim dritten Viertelfinalspiel der Play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wie Amateurboxer auf einem Schützenfest. Es dauerte noch zwei Tage, ehe sich die beiden Klubs endlich eines Besseren besannen. Capitals-Hauptgesellschafter Egon Banghard und sein Mannheimer Kollege Dietmar Hopp, der wie sein Sohn Daniel 50 Prozent der Anteile an der Adler Eishockey-GmbH hält, ordneten am Donnerstag Deeskalation an. Offensichtlich können sich die beiden Klub-Oberen für Eishockey einfach mehr begeistern als für Boxeinlagen.

Nach zwei Tagen gegenseitiger Beschimpfungen hieß es gestern in einer gemeinsamen Erklärung von Capitals und Adlern: "Die Verantwortlichen beider Seiten bedauern die Vorfälle, die sich beim dritten Play-off-Viertelfinalspiel in der ersten Drittelpause zugetragen haben. Beide Seiten sind übereingekommen, die Strafanzeigen und die erhobenen zivilrechtlichen Klagen zurückzuziehen."

Bei den Capitals hatte Trainer Pavel Gross eine Zivilklage gegen seinen Mannheimer Kollegen Bill Stewart wegen Körperverletzung erhoben. Stewart war nach der ersten Pausensirene auf die Berliner Auswechselbank gestürmt und hatte Gross attackiert, der daraufhin zurückschlug. Zudem waren die Capitals mit dem Inhalt einer Mannheimer Presseerklärung vom Mittwoch nicht einverstanden und wollten wegen Verleumdung klagen. Stewart, der in besagtem Scharmützel einen Nasenbeinbruch erlitt, hatte bei der Staatsanwaltschaft eine Klage gegen unbekannt eingereicht.

Obwohl die ordentlichen Gerichte nun weniger Arbeit bekommen, wollte vor dem vierten Spiel der nach dem Modus "Best of Five" gespielten Serie in Berlin am heutigen Freitag (19.30, Eissporthalle Jafféstraße) keine Ruhe einkehren. Für die DEL war der Fall noch nicht erledigt, am Donnerstag tagte das Schiedsgericht (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war die Konferenz noch im Gange). Es sollte über Strafen gegen die Trainer entschieden werden. Ferner wollte die DEL das Strafmaß für den Berliner Fraser und den Mannheimer Stevens - beide erhielten am Dienstag Matchstrafen - festlegen. Auch nach Anträgen der Klubs über Strafen gegen die Capitals-Spieler Corriveau, Huusko und Pellegrims sowie Adler-Stürmer Jomphe wurde verhandelt.

Auf dem Eis dürfte heute keine Langeweile aufkommen. "Ich glaube, wir können im Spiel ähnliches erwarten wie am Dienstag", sagt Heinz Ehlers, Stürmer bei den Capitals. Bei Pavel Gross ist indes noch immer das Verhalten von Adler-Coach Stewart beherrschendes Thema. "Was hat der auf unserer Bank zu suchen gehabt?", sagt der Trainer der Capitals, "das ist unser Territorium." Freunde fürs Leben werden die Herren Gross und Stewart wohl nicht mehr werden. Nach den Vorfällen vom Dienstag hat man nicht miteinander gesprochen, dafür weiter geschimpft. "Der Stewart treibt psychologische Spielchen", meint Gross. Stewart sagt: "Es gehören immer zwei dazu, und ich habe jetzt eine gebrochene Nase." Stewart behauptet, vor dem Disput angespuckt worden zu sein. Angeblich sei das in Ton und Bild festgehalten.

Heute Abend interessieren Videobänder hoffentlich weniger. Gestern versuchte man in beiden Lagern, Gross und Stewart zu einem Händedruck vor dem Spiel zu bewegen. Dass es nach der Partie zum letzten Händeschütteln der Trainer kommt, ist aus Berliner Sicht nicht zu hoffen: Die Capitals liegen in der Viertelfinal-Serie mit 1:2 hinten. Ein Sieg der Adler im vierten Spiel würde das Saisonende für die Capitals bedeuten.

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