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Sport: Eishockey: Wenn Fans nicht per Dekret trauern wollen

Plötzlich wurde es still im Sportforum Hohenschönhausen. Der Mann, der bei den Berliner Eisbären in den Pausen für die Musikuntermalung sorgt, war am Sonntag weitgehend arbeitslos.

Plötzlich wurde es still im Sportforum Hohenschönhausen. Der Mann, der bei den Berliner Eisbären in den Pausen für die Musikuntermalung sorgt, war am Sonntag weitgehend arbeitslos. Mitten im Spiel gegen die Krefeld Pinguine ordnete die Geschäftsführung an, per Lautsprecher über den Angriff auf Afghanistan zu informieren. Die Party - am Sonntag wurde die Halle offiziell in "Wellblechpalast" umbenannt - wurde per Dekret beendet.

Die Fans aber spielten nicht mit. Nur für ein paar Sekunden verstummten sie und lärmten danach wie gewohnt weiter. Irritiert registrierten die Spieler das ganze Drumherum - und verloren 3:4. "Wir brauchen keine Musik, weil wir ein kreatives Publikum haben", meint Billy Flynn, der Marketingchef der Eisbären. "Es gab Leute, die noch härtere Maßnahmen gefordert haben", sagt Eisbären-Sprecher Moritz Hillebrand. "Einige haben sogar von Spielabbruch geredet."

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) sah die Lage nicht annähernd so dramatisch: "Der Verzicht auf die Musik war eine Entscheidung der Eisbären", sagte DEL-Chef Tripcke, "so etwas liegt allein in deren Ermessen." Andernorts wurde gar nicht ermessen. Bei der parallel laufenden Partie zwischen Frankfurt und Schwenningen war der Disc-Jockey wie gewohnt im Einsatz, der Angriff der USA war noch nicht mal nach dem Spiel ein Thema.

Die "Wellblechpalast-Party", ursprünglich schon für das Spiel gegen Mannheim am 16. September geplant, dann aber wegen der Anschläge in den USA abgesagt, wird keine weitere Chance bekommen. Zu viele andere Festivitäten stehen dem im Wege. "Die nächsten beiden Heimspiele ist bei uns Oktober-Fest", sagt Hillebrand, "dann gibt es noch eine Halloween-Party."

Noch am Montag war bei den Eisbären niemandem zum Feiern zumute, zumal sich personelle Probleme andeuten: Torwart Richard Shulmistra, der gegen Krefeld passen musste und von Klaus Merk nicht eben gut vertreten wurde, plagt sich mit Knieproblemen. Zwar wurde bei einer Kernspintomographie nur eine Prellung entdeckt, so dass Shulmistra am Freitag gegen Kassel wieder spielen kann. Dennoch wollen die Berliner den 22-jährigen Oliver Jonas verpflichten. Der spielt zurzeit in der amerikanischen East Coast Hockey League bei den Reading Royals.

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