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Da geht es lang, oder doch dort? Pat Cortina gewann mit seinem Team in der Vorbereitung nur eines von acht Spielen.

© dpa

Eishockey-WM: Deutsches Team: Nur keine Blamage

Am Freitag startet das deutsche Nationalteam in die Eishockey-Weltmeisterschaft gegen Gastgeber Finnland. Die Ziele sind mittlerweile ganz bescheiden.

Constantin Braun drosch den Puck vors Tor. Energisch, entschlossen. Der Berliner traf Mitspieler Felix Schütz und vom Schienbein des Angreifers prallte die Scheibe ins Netz. Die USA waren geschlagen, Deutschland hatte das Eröffnungsspiel der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Verlängerung 2:1 gewonnen, 78.000 Zuschauer in der Arena auf Schalke waren begeistert. Das Spektakel von Gelsenkirchen war der Auftakt einer Heim-WM, die Trainer Uwe Krupp mit seiner Mannschaft auf Platz vier beendete. Ein erstaunlicher Erfolg, gar ein euphorisches Versprechen für die Zukunft des deutschen Eishockey-Nationalteams?

Drei Jahre später lässt sich die Frage mit „nein“ beantworten. Wenn am Freitag die Nationalmannschaft zum Auftakt der WM in der Hartwall Arena von Helsinki gegen Gastgeber Finnland antritt (19.15 Uhr, live auf Sport1), heißt der Bundestrainer Pat Cortina und dann sind die Ziele ganz bescheiden. Nur nicht absteigen, nur keine weitere Blamage unter Cortina nach dem erstmaligen Scheitern in einer Olympia-Qualifikation einer Nationalmannschaft. Überhaupt Cortina: Der Kanadier betont dieser Tage immer wieder, wie gerne er doch seinen Drei-Jahres-Vertrag als Bundestrainer erfüllen würde. Er wäre „sicher enttäuscht“, wenn er das nicht machen könne.

Mit Enttäuschungen kennt sich Cortina aus. Als Nationaltrainer mit Ungarn verlor er 2009 alle WM-Spiele in der Schweiz und zuletzt brachte er dem EHC München in der Deutschen Eishockey-Liga in seiner vorerst letzten Saison als Clubtrainer nicht in die Play-offs. Cortina ist Niederlagen mehr gewohnt als Siege. Mutige Worte sind daher von ihm im Vorfeld des Turniers, das sich wie im Vorjahr Schweden und Finnland als Gastgeber teilen, nicht zu erwarten. Cortina sagt Dinge wie: „Wir müssen zeigen, wie es um das deutsche Eishockey bestellt ist.“ Oder: „Wenn wir nicht bereit sind, uns auf den Kampf einzulassen, dann werden wir unser Ziel nicht erreichen.“ Der Kanadier, nur holprig in der deutschen Sprache zuhause, gibt seine Statements fast immer auf Englisch ab.

Nordamerikanische Trainer haben deutschen Eishockey-Nationalmannschaften in jüngerer Vergangenheit wenig Glück gebracht. Wie etwa der Kanadier George Kingston in den Neunzigern oder der US-Amerikaner Greg Poss, mit dem das Team 2005 bisher zum letzten Mal in die B-Gruppe abstieg. Für Erfolge waren deutsche Trainer wie Hans Zach oder Uwe Krupp verantwortlich. Wohl auch, weil sie die Sprache der Spieler in jeder Hinsicht sprachen und sich daher die Zahl der Absagen für das Nationalteam in engerem Rahmen hielt als jetzt unter Cortina, der ein besseres B-Team betreuen muss. So wird Constantin Braun in Helsinki kein Siegtor einleiten können, er fehlt in Finnland „aus familiären Gründen“. Neben dem Eisbären-Verteidiger passen um die 20 andere Profis aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen.

Dafür allerdings ist der beste deutsche Verteidiger in Helsinki dabei: Christian Ehrhoff von den Buffalo Sabres aus der National Hockey-League (NHL). Er sagt, dass ihn der Absturz nach den Erfolgen bei den Turnieren 2010 und 2011 (Deutschland kam ins Viertelfinale) nerve. „Das alles hat mit dem Wechsel von Uwe zu tun.“ Vor zwei Jahren ging Krupp zu den Kölner Haien, eine Doppelfunktion als Club- und Nationaltrainer wollte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) nicht. Nachdem Krupp nicht weiter aufbauen durfte, riss Nachfolger Jakob Kölliker 2012 bei der WM viel ein – allerdings stieg das Team nicht ab. Noch nicht?

Finnland, Weltmeister von 2011, und Russland, Weltmeister von 2012, sind diesmal die ersten deutschen Gegner. Und in den folgenden Gruppenspielen warten mit der Slowakei, Österreich, den USA, Lettland und Frankreich illustre Gegner auf das deutsche Team, das Vierter werden muss, um das Viertelfinale zu erreichen – hätte man unter Krupp gesagt. Unter Cortina heißt es: Mindestens Platz sechs belegen, um nicht abzusteigen. Platz sieben könnte schon zu wenig sein, sollte Weißrussland in der anderen Gruppe nur dort landen – der WM-Gastgeber von 2014 kann nicht absteigen.

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