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Sport: Eishockey-WM: In der Kabine ganz andere Worte

Hans Zach hat gerne Recht, und von der Meinung seiner Mitmenschen hält er nur dann etwas, wenn sie seiner eigenen entspricht. Im umgekehrten Fall kann er ungemütlich werden.

Hans Zach hat gerne Recht, und von der Meinung seiner Mitmenschen hält er nur dann etwas, wenn sie seiner eigenen entspricht. Im umgekehrten Fall kann er ungemütlich werden. Am Sonnabend wurde dem Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft vor 18 500 Augenzeugen in der Kölnarena nachgewiesen, dass er grundlegend geirrt hatte - und Zach strahlte vor Glück. 3:1 (1:0, 0:1, 2:0) siegte seine Mannschaft im Auftaktspiel der Weltmeisterschaft gegen die Schweiz, von der Zach tags zuvor noch behauptet hatte, "dass wir gegen die so gut wie gar keine Chance haben". Am gestrigen späten Abend stand dann die Partie gegen Tschechien an (bei Redaktionsschluss noch im Gange). Wenn Zach wieder meinte, seine Spieler seien krasse Außenseiter, dann war das sicher keine Tiefstapelei. Schließlich ist Tschechien Weltmeister.

In seiner jetzt knapp drei Jahre währenden Zeit als Bundestrainer hat Zach noch jeden Gegner stark geredet - für die Öffentlichkeit. Denn in der Kabine hatte er, so sickerte durch, vor dem Spiel gegen die Schweiz ganz andere Worte gefunden. "Wir gewinnen", hatte der Trainer seinen Spielern ein ums andere Mal gepredigt. Und die hielten sich daran. In der Stunde des Erfolges war die Euphorie natürlich bei allen groß. "Wenn wir so weiter spielen, dann haben wir gegen jeden Gegner eine Chance", sagte Torhüter Christian Künast nach dem Sieg gegen die enttäuschenden, offensichtlich überschätzten Schweizer.

Der deutsche Sieg kam zwar dank zweier Tore in den Schlussminuten etwas glücklich zu Stande, war aber angesichts des Engagements und der Kampfkraft der deutschen Auswahl nicht unverdient. Dabei hatte sie nach 13 Minuten einen schweren Verlust zu verdauen: Mark MacKay wurde vom Schweizer Martin Steinegger unglücklich an die Bande gedrückt und zog sich eine Sprengung des Schultereckgelenks zu. Für den Stürmer der Schwenninger Wild Wings ist die WM schon beendet. Für ihn rückte der zunächst als Verteidiger aufgebotene Jan Benda (Jokerit Helskini) in den Sturm.

Insbesondere in der eigenen Zone und im Mitteldrittel war die Fehlerquote der Deutschen gering, und dies gab sicher auch den Ausschlag, dass die Schweizer nie so recht ihr Konzept fanden. Der Führungstreffer der Deutschen fiel mit gütiger Mithilfe eines Schweizers: Zwei Minuten vor Ende des ersten Abschnitts legte Edgar Salis mit einem anfängerhaften Querpass für den aufs Tor stürmenden Marco Sturm auf, und der hielt seinen Schläger dazwischen, wusste allerdings auch nicht so recht, wie ihm geschah. "Ich habe irgendwie den Schläger hingehalten. Dass der Puck drin war, habe ich erst später bemerkt", erzählte Sturm.

Der Stürmer aus der nordamerikanischen Profiliga NHL war gestern der auffälligste Spieler in der deutschen Mannschaft. Neben Sturm überzeugte auch noch sein Schwager Christian Künast. Dank des Torhüters von den München Barons hielt die knappe Führung des deutschen Teams bis zur 36. Minute. Die Schweizer wirkten nun weit aggressiver in ihren Bemühungen, und der Ausgleich durch Marc Reichert war völlig verdient - auch wenn der Treffer nicht gegeben hätte werden dürfen, weil der Schweizer unmittelbar zuvor regelwidrig mit seinem Schläger vor dem Kopf des deutschen Torhüter herumgefuchtelt hatte.

Im Schlussdrittel passierte lange nichts, dafür in den letzten fünf Minuten um so mehr. Einen Schuss des Kölners Mirco Lüdemann fälschte der Schweizer Steinegger ins eigene Tor ab, und es stand 2:1 für die Deutschen. Klaus Kathan (Kassel) wurde als Torschütze angegeben. Die unglaublich stimmungsvolle Kulisse in der Kölnarena tat dann wohl ihr Übriges; ein Schweizer Aufbäumen erfolgte nicht mehr, ganz im Gegenteil: In der vorletzten Minute wurschtelte Daniel Kreutzer nach einem Konter den Puck irgendwie ins Tor oder - wie ein gut gelaunter Zach es formulierte, "arbeitete den Puck ins Tor."

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