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Lange ein Wunderkind. Inzwischen ist Sidney Crosby allerdings erwachsene 27 Jahre – und nicht mehr ganz so erfolgreich wie am Anfang seiner Karriere.

© Helmut Fohringer, dpa

Eishockey-WM in Tschechien: Sidney Crosby und der Titel, der noch fehlt

Erstmals seit 2006 spielt Sidney Crosby wieder bei einer WM – auch aus Eigennutz. Das einstige Wunderkind hat seit dem Olympia-Sieg 2010 allerdings nicht mehr viel erreicht - und bei dem Turnier gibt es auch andere Superstars.

Viele nordamerikanische Sportstars können ihren Ruhm und Reichtum außerhalb der Heimat genießen. Weil ihre Sportarten in Europa nicht so populär sind, können sich American-Football-Profis oder Baseballspieler bei einem Spaziergang etwa in einer europäischen Metropole meist ungestört touristischen Attraktionen widmen. Spieler Sidney Crosby fällt nicht in diese Kategorie. Der Kanadier ist unbestritten bekanntester aktiver Eishockey-Profi der Welt und dürfte in den kommenden Tagen bei der Weltmeisterschaft in Tschechien abseits der Eisfläche kaum einen Meter ohne Bewunderer zurücklegen können. Dazu ist das Gastgeberland zu eishockeybegeistert. Und schließlich ist Crosby ja auch zum Arbeiten da. Denn, kaum zu glauben, der WM-Titel bei ist der einzige große Titel im Welteishockey, der dem Junioren-Weltmeister, Olympiasieger und Stanley-Cup-Gewinner in der National Hockey-League (NHL) noch fehlt.

Kanadas Trainer weiß, was er und andere an Crosby haben dürften. Todd McLellan sagt: „Wenn ein Turnier so einen Spieler hat, dann steigt das Interesse.“ Und der Respekt bei den Gegnern: Der deutsche Nationaltorwart Dennis Endras, mit seinem Team am Sonntag Gegner der Kanadier, sagt, dass er beim Warmmachen mal „kurz rüberlinsen“ werde zu Crosby – um ein „Servus und Grüß Gott“ loszuwerden. Dass Endras die Chance hat, dem Eishockeygroßverdiener mit zwölf Millionen Dollar Jahresgehalt Bayrisch um die Ohren zu brüllen, ist erstaunlich: Seit 2006 hat Crosby bei keiner WM mehr gespielt. Wie jedes Jahr bei der WM können die Teilnehmer nur auf NHL-Profis zurückgreifen, die schon in den Play-offs ausgeschieden sind. Die Pittsburgh Penguins, Crosbys Team, gehören dazu. In der Vergangenheit hätte Crosby auch an WM-Turnieren teilnehmen können, er sagte oft ab – nun aber gab es wohl einen Sinneswandel.

Die magischen Momente sind seltener geworden

27 Jahre alt ist das einstige Wunderkind, das in Werbespots gern den grinsenden Saubermann mimt. Und dem Erfolg der frühen Karrierejahre, dem Stanley-Cup-Sieg 2009 und Olympia-Sieg 2010, folgte nicht so viel. Verletzungen und Formschwächen waren die ständigen Begleiter des Mannes mit dem dynamischen Antritt auf dem Eis. Sein Gespür für die großen Auftritte im rechten Moment – so wie sein Tor zum Olympiasieg 2010 in Vancouver gegen die USA, schien ihn zuletzt verlassen zu haben. In Sotschi 2014 führte Crosby zwar Kanada zu Olympia-Gold. Aber das Turnier strahlte wenig Glanz aus – auch wenn Crosby versuchte, bei seinen Auftritten abseits der Eisfläche mit seiner Prominenz zu glänzen. Als einziger Spieler ließ er sich in die Mixed-Zone von Bodyguards begleiten. Nach drei Fragen war dann Schluss – Crosby wurde mehr oder weniger von seiner Eskorte weggetragen. „No extra questions please.“

Dabei könnte Crosby, der am Freitag beim 6:1-Sieg der Kanadier gegen Lettland im Eröffnungsspiel in Prag das letzte Tor schoss, andere in Tschechien in den zweieinhalb WM-Wochen die Show vermiesen. Allen voran Jaromir Jagr, am Freitag mit Tschechien schon gegen Schweden auf dem Eis. Auch mit 43 Jahren konnte sich Jagr das Heimturnier natürlich nicht entgehen lassen. Der Russe Jewgeni Malkin (Pittsburgh) und der finnische Torwart Pekka Rinne (Nashville) sind allerdings von ihrem derzeitigem Leistungsstand eher in die Kategorie Crosby einzuordnen als Jagr.

Und wie bei jeder WM werden nach der zweiten Play-off-Runde der NHL noch Spieler nachkommen. Alexander Owetschkin von den Washington Capitals vielleicht. Der Star vom aktuellen Weltmeister Russland ist zumindest in Osteuropa einer, der es von der Prominenz her mit Sidney Crosby aufnehmen kann.

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