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© AFP

Eishockey-WM: Jochen Hecht: Problem mit dem System

Jochen Hecht enttäuschte bisher bei der WM in der Schweiz. Bundestrainer Uwe Krupp ist vor dem Spiel gegen Frankreich trotzdem weiter von seinem Starstürmer überzeugt

Die Enttäuschung war Jochen Hechts Mimik abzulesen. Der gestandene Profi aus der besten Eishockeyliga der Welt, der NHL, musste nach der Niederlage der Deutschen gegen die Schweiz in den Katakomben der Berner Arena erklären, warum er nicht so gespielt hatte, wie man das von ihm erwarten durfte. „Es geht schon noch besser“, sagte der 31-Jährige. Vor dem Duell mit den Franzosen am Dienstag (Beginn 20.15 Uhr, live im DSF), gegen die ein Sieg gelingen muss, weil sich das Team von Bundestrainer Uwe Krupp ansonsten in der Abstiegsrunde wiederfindet, flüchtete sich Hecht in trotzigen Optimismus: „Jedes Spiel ist ein Neuanfang.“

Jochen Hechts 84 Auftritte im Trikot der Nationalmannschaft verliefen oft unglücklich. Da machten die bisherigen zwei Begegnungen bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz keine Ausnahme. Bei dem 2:3 nach Verlängerung gegen die Gastgeber am Sonntag hatte der in letzter Minute als Hoffnungsträger eingeflogene NHL-Profi die Entscheidung auf dem Schläger, doch es passte ins Bild, dass der Star von den Buffalo Sabres kurz vor Ende der regulären Spielzeit aus aussichtsreicher Position scheiterte. Kurz darauf bestraften die Schweizer die Nachlässigkeit mit Mark Streits Tor zum 3:2.

Wegen seiner späten Anreise aus den USA und der fehlenden Eingewöhnungszeit läuft Hecht auch den eigenen Erwartungen hinterher. Er war gegen die Schweiz zwar schon präsenter als beim 0:5 gegen Russland, doch in entscheidenden Momenten fehlte den Aktionen die notwendige Entschlossenheit. „Er wird sich weiter steigern“, sagte Krupp. Die Frage, ob sich die Hektik um die Sondergenehmigung der Anti-Doping-Agentur Nada lohnte, stellte sich für den Coach noch nicht. Krupp, der ansonsten gerne die Vorteile eines eingespielten Teams preist, machte für Hecht eine Ausnahme: „Ich bin sehr froh, dass er dabei ist.“

Dass von seiner Person mehr erwartet wird, als er bislang zu zeigen im Stande war, ist Hecht durchaus bewusst. „Klar, ich will Akzente setzen“, sagte er, „aber das heißt doch nicht, dass ich mir den Puck nehme und von hinten nach vorne durchlaufe.“ Er werde versuchen, sich gegen die Franzosen stärker „ins System einzubringen“. Wie das Kruppsche Konzept funktioniert, ist ihm dabei in der Kürze der Zeit offenbar noch nicht ganz bewusst geworden. „Wir haben es ihm erklärt, aber das ist alles sehr theoretisch“, sagte selbst Krupp, „er muss sich reinspielen. Wir wollen ihn nicht mit Informationen überhäufen.“

Gegen Frankreich, hofft Uwe Krupp, solle Hecht helfen, dass die Nerven im Vorrundenfinale nicht flattern. „Wir können da seine Erfahrung gut gebrauchen.“ Allerdings sind insbesondere die Erinnerungen an entscheidende WM-Spiele bei Hecht schlechte: 2004 verpasste er mit Deutschland nach einem 0:1 gegen die Schweiz das Viertelfinale, ein Jahr später stieg er mit dem Team in die B-Gruppe ab. Derartiges droht diesmal nicht. Als WM-Ausrichter 2010 kann Deutschland nicht absteigen. Eine Pleite gegen die Franzosen würde aber den Traum vom Einzug ins Viertelfinale beenden.

Tom Hoffmann[Bern]

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