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Sport: Eiskunstlauf-WM: Cooler Jüngling auf Kufen

Mit dem ersten Weltmeistertitel kamen beim sonst so coolen Blonden Jewgeni Pluschenko erstmals die Emotionen. Tränen standen in seinen Augen, als 17 272 Zuschauer am Ende seiner Kür aufsprangen und ihm unendlich lange applaudierten.

Mit dem ersten Weltmeistertitel kamen beim sonst so coolen Blonden Jewgeni Pluschenko erstmals die Emotionen. Tränen standen in seinen Augen, als 17 272 Zuschauer am Ende seiner Kür aufsprangen und ihm unendlich lange applaudierten. Und als endlich die Goldmedaille um seinen Hals hing, blieb sie dort nur für Sekundenbruchteile. Der 18 Jahre alte St. Petersburger riss sie herunter und präsentierte sie dem tobenden Publikum.

Der so vernichtend geschlagene Rivale stand mit mit bitterer Miene neben ihm auf dem Podest und hatte für Pluschenko nicht mehr als einen kurzen Händedruck übrig. 540 Sekunden im General Motors Place von Vancouver hatten die Eiskunstlauf-Welt nachhaltig verändert. Über Alexej Jagudin senkten alle neun Preisrichter den Daumen, die perfekte Kür Pluschenkos ließ den Juroren einfach keine andere Wahl.

Wenn auch noch holprig, so war der neue Champion anschließend sogar der englischen Sprache erstmals ein wenig mächtig. "Ich danke Gott, meinem Trainer und allen, die mir geholfen haben", radebrechte Pluschenko, der mit kaum fassbarer Überlegenheit seinen ersten WM-Titel gewann. Die Sicherheit des Russen war derart frappierend, dass er es sich sogar nach Absprache mit seinem Trainer Alexej Mischin leisten konnte, die Kombination aus vierfachem und dreifachem Toe-Loop auszulassen.

Technisch war der neue Weltmeister schon länger Weltspitze, in Vancouver versetzte aber endlich auch die Choreographie des Europameisters die Fans geradezu in Verzückung. Dabei blieb Pluschenko auf entsprechende Nachfragen bei der Wahrheit: "Es war schwer, meinen künstlerischen Ausdruck zu verbessern. An der Kunst habe ich hart gearbeitet."

Hätte sein Dauerrivale ähnlich ausdauernd geschuftet, Pluschenko wäre sein Triumph bei weitem nicht so leicht gefallen. Doch der Leistungsunterschied, zusätzlich vergrößert durch eine Fußverletzung Jagudins, war derart signifikant, dass der Ex-Weltmeister zugeben musste: "Es hat in der Vorbereitung Fehler gegeben. Es wird nicht leicht sein, an die Spitze zurückzukehren, wir müssen viel ändern."

Eine zusätzliche Genugtuung für Pluschenko und seinen Trainer Mischin, denn der Wechsel Jagudins von Mischin zur konkurrierenden Trainerin Tamara Tarassowa hatte die stets kühle Beziehung zwischen Mischin und Jagudin noch mehr abkühlen lassen. Pluschenko: "Andere können sagen, was sie wollen, ich brauche die Disziplin meines Trainers. Es ist ja nicht so, dass er mich verprügelt."

Als der als Kind kränkelnde Pluschenko vor zehn Jahren seinen ersten Nachwuchswettbewerb gewann, stand Todd Eldredge bereits auf dem WM-Siegertreppchen. Nun feierte der US-Läufer als Dritter ein erstaunliches Comeback. Zwei Jahre lang war der mittlerweile 29-Jährige mit einer Show durch die Staaten getingelt und hatte keine ernsthaften Wettkämpfe mehr bestritten.

Enttäuscht war hingegen Stefan Lindemann. Nach fast viermonatiger Wettkampfpause war der Erfurter spürbar überfordert und erfüllte als 18. gerade mal die Mindestvorgabe der Deutschen Eislauf-Union, einen olympischen Startplatz für Salt Lake City 2002 zu erkämpfen. "Stefan ist nicht auf Angriff gelaufen, das ärgert mich schon", kritisierte Trainerin Ilona Schindler.

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