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Sport: Eisschnelllauf: Jung, dynamisch, sympathisch

Der Tag vor Beginn der Deutschen Meisterschaften auf den Einzelstrecken im Sportforum gehörte Anni Friesinger. Im Anschluss an ein Medienseminar, zu dem die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft geladen hatte, präsentierte Manager Klaus Kärcher seinen neuen Schützling.

Der Tag vor Beginn der Deutschen Meisterschaften auf den Einzelstrecken im Sportforum gehörte Anni Friesinger. Im Anschluss an ein Medienseminar, zu dem die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft geladen hatte, präsentierte Manager Klaus Kärcher seinen neuen Schützling. - Anni Friesinger aus Inzell. Der Termin war geschickt gewählt, hatte man die wichtigsten Medienvertreter der nationalen Eisschnelllaufszene ohnehin im Sportforum Hohenschönhausen versammelt. Der Manager war glücklich über den gelungenen Coup und hofft, ähnlich wie mit der Gymnastin Magdalena Breszka oder den Beachvolleyballern Jörg Ahmann/Axel Hager sowie Maike Friedrichsen/Danja Müsch als Vermarkter auf die richtige Karte gesetzt zu haben.

"Als Anni vor zwei Jahren mit dem WM-Titel und Weltrekord über 1500 m plötzlich hinter Gunda Niemann-Stirnemann und Claudia Pechstein in den Blickpunkt rückte, haben wir gedacht, Achtung, hier kommt jemand, der zu uns passt - jung, dynamisch, sympathisch und mit großen sportlichen Zukunftsaussichten", sagte der frühere Fotograf Kärcher.

Und so machte er sich mit diesen Attributen, die wie die zehn Gebote des Marketings klingen, auf Sponsorsuche. Fündig geworden ist er ausgerechnet in Berlin, der Region der auf der bisherigen Erfolgsleiter besser positionierten Weltmeisterinnen Claudia Pechstein und Monique Garbrecht. Doch die sind mit 28 und 31 Jahren im Gegensatz zur 23-jährigen Friesinger nicht der jüngeren Sportlerinnen-Generation zuzuordnen. "Außerdem wollten wir eine Sportlerin unterstützen, die das finanziell eher nötig hatte, und mit der wir über fünf bis sechs Jahre etwas aufbauen können", sagte Andy Rösch, Geschäftsführer eines aufstrebenden Berliner Unternehmens in der Medizintechnik. Der zweite Sponsor ist Comtext, eine Berliner Immobilienfirma.

Anni Friesinger, Abiturientin und bis nächsten Sommer Bundeswehrangehörige ("das ist insgesamt nicht so mein Ding"), genoss am Donnerstag Abend die allgemeine Aufmerksamkeit: das Gläschen Sekt, das Posieren für Fotografen, das Gefragtsein bei Interviews mit elektronischen und Printmedien. "Mein Umfeld ist derzeit optimal", erklärte der Schützling von Trainer Markus Eicher strahlend. Damit meint sie ihre talentierten jüngeren Geschwister Jan (gestern geehrt als "bester Nachwuchsläufer des Jahres") und Agnes, ihre aus Polen stammenden Eltern, die beide früher Eisläufer waren, sowie ihren holländischen Freund, den Weltklasseskater Ids Postma.

"Ich bin ohne Krankheiten und Ausfälle über den Sommer gekommen und war nach guten Testrennen sehr zuversichtlich", erklärte die 1,69 m große Blondine ihren gestrigen Paukenschlag mit dem Titelgewinn über 1500 m, bei dem sie in 1:58,51 einen neuen Bahnrekord aufstellte und einen Sieg über drei Weltmeisterinnen anderer Strecken feierte. Vorher hatte sie sich als Dritte über 500 m für den Start bei den Sprint-Weltmeisterschaften Ende Januar in Inzell empfohlen.

"Ich bin und bleibe Allrounderin. Den WM-Start im Sprint vor heimischer Kulisse nehme ich als angenehme Ergänzung mit. Mein Hauptziel sind die Mehrkampf-Europameisterschaften, weil ich da unbedingt meinen Titel erfolgreich verteidigen möchte." Dann kämen in ihner persönlichen Prioritätenliste die Mehrkampf-WM sowie die Einzelstrecken-WM und die erwähnte Sprint-WM. Ob sie sich nicht zuviel vornimmt? "Na, ich weiß, dass ich nicht immer gewinnen kann", sagt Friesinger. "Aber meine Möglichkeiten dazu sind jetzt größer denn je."

Ernst Podeswa

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