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Sport: Eiszeit

Semantisch gesehen überschneiden sich die Wörter "Klare" und "Linie" in einigen Aspekten: Beide können als Bezeichnung für hochprozentige alkoholische Getränke bemüht werden. Dass bei den Capitals seit einiger Zeit beide Wörter die populärste Phrase aller Klub-Oberen bilden, hat jedoch eine ganz andere Bedeutung: "Klare Linien" heißt aus Sicht der Capitals stocknüchtern, dass den Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) heute auf seiner Gesellschafterversammlung nur noch Entscheidungen und viel Geld retten können.

Semantisch gesehen überschneiden sich die Wörter "Klare" und "Linie" in einigen Aspekten: Beide können als Bezeichnung für hochprozentige alkoholische Getränke bemüht werden. Dass bei den Capitals seit einiger Zeit beide Wörter die populärste Phrase aller Klub-Oberen bilden, hat jedoch eine ganz andere Bedeutung: "Klare Linien" heißt aus Sicht der Capitals stocknüchtern, dass den Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) heute auf seiner Gesellschafterversammlung nur noch Entscheidungen und viel Geld retten können.

Seitdem bekannt wurde, dass die Capitals Probleme haben, ihren Gehaltszahlungen nachzukommen, ist die Zukunft des Klubs ungewisser denn je. Die Kernfrage auf der heutigen Sitzung ist, inwieweit Hauptgesellschafter Egon Banghard die Löcher im mit rund vier Millionen Euro veranschlagten Saisonetat stopfen kann. Banghard, mit 97 Prozent Hauptgesellschafter des Klubs, soll schon seinen Verpflichtungen als Sponsor nicht nachgekommen sein. Rund 767 000 Euro soll Banghard den Capitals schulden. Diese Summe sollten die Capitals für eine Werbung auf ihren Trikots erhalten. Dort prangt der Schriftzug von Banghards Unternehmensgruppe.

Als problematisch könnte sich erweisen, dass Reinhard Hofmann - nebenbei auch Banghards Steuerberater - auf der Gesellschafterversammlung seinen Rücktritt als Geschäftsführer der Capitals GmbH erklären will. Als Geschäftsführer zeichnet Hofmann die Gehaltszahlungen und ist somit haftbar für Abgaben gegenüber Finanzamt und Steuerbehörde. Bei einem Rücktritt würde Hofmann in dieser Hinsicht künftig nicht mehr haften. "Aber die Gesellschafter können mich nur dann befreien, wenn finanzielle Mittel zur Verfügung stehen", sagt Hofmann. Es sei bei den Capitals eine Erhöhung des Stammkapitals geplant. Die Höhe der Summe liegt bei zwei Millionen Euro. Wer soll das Geld bringen? Etwa Egon Banghard? "Oder ein anderer", sagt Hofmann. "Es hat Gespräche gegeben, ob aber jemand bereit ist, entzieht sich meiner Kenntnis." Hofmann bemüht sich um Gelassenheit. "Seitdem ich bei den Capitals bin, ist die Buchhaltung perfekt. Ich erwarte noch eine Rückzahlung von einer Versicherung, damit ließen sich die ausstehenden Rechnungen meiner Amtszeit begleichen." Die Versicherungssumme liegt bei rund 380 000 Euro. Also wäre ein Abgang für Hofmann doch möglich? "Wenn das Geld von der Versicherung da ist, dann ja", sagt Hofmann. "Aber wenn am Freitag kein Geld auf den Tisch kommt, dann sieht es für die Capitals schlecht aus."

Es ist undenkbar, dass der designierte Geschäftsführer Axel Kreitz Nachfolger von Hofmann wird, wenn zuvor nicht alle Schuldenlöcher gestopft werden. Generalmanager Andreas Hahn leugnet die Brisanz der Lage auch nicht. "Eine Frage am Freitag ist, ob die Saison überhaupt bis zum Ende finanzierbar ist", sagt Hahn. "Daran schließt sich die Problematik an, ob der Spielbetrieb nicht schon hätte eingestellt werden müssen. Wenn es doch weitergeht, ist es fraglich, ob wir für die nächste Saison planen können." So etwas wie Personalplanung ist momentan bei den Capitals nicht möglich. Alles liegt aus Eis. "Wir wissen, dass viele Spieler von uns und auch der Trainer in der Liga gefragt sind", sagt Hahn. "Wir müssen daher ehrlich sein und ihnen sagen, dass sie wechseln können."

Yvon Corriveau soll schon einen lukrativen Zweijahresvertrag eines Ligakonkurrenten vorliegen haben. Heute wird der Stürmer mit seinen Kollegen in der Deutschlandhalle die Mannheimer Adler empfangen (Beginn 19.30 Uhr). Da an gleicher Stätte ab 16 Uhr die Gesellschafter der Capitals tagen, droht das Spiel zur Nebensache zu verkommen. Doch man wird sich Mühe geben, dass dem nicht so ist: Hahn hat einem Sponsor je 1000 Tickets für die kommenden sechs Heimspiele verkauft. Ob es überhaupt noch sechs Heimspiele für die Capitals geben wird, weiß auch Hahn nicht. "Kommt es auf der Gesellschafterversammlung zu keiner klaren Linie, dann bin ich sofort weg."

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