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Sport: „Elber hätte man Rot zeigen können“ Eugen Strigel über die jüngsten umstrittenen Platzverweise

Erwischen wir Sie gerade beim Nachdenken über die jüngste SchiedsrichterDiskussion? O Gott, bestimmt nicht.

Erwischen wir Sie gerade beim Nachdenken über die jüngste SchiedsrichterDiskussion?

O Gott, bestimmt nicht. Ich habe im Moment andere Sorgen. Der Bundesgrenzschutz musste eine Kuh erschießen, die in unserem Bereich partout nicht von einem Gleis wollte. Deshalb hatten wir Zugverbindungen neu zu koordinieren. Ich bin ja Leiter der Betriebszentrale Südwest der Deutschen Bahn in Karlsruhe. Da habe ich mit solchen Problemen zu tun. Einen Zug, der auf einen Baum fuhr, und einen Selbstmörder hatten wir heute Morgen auch schon.

Am Sonntag waren Sie in Gelsenkirchen beim Spiel Schalke – Leverkusen. Da gab es ganz andere Probleme. Zum Beispiel die Rote Karte gegen Schalkes Torhüter Frank Rost.

Die Rote Karte war absolut berechtigt. Rost hatte Brdaric gefoult, der Ball war weit weg, klarer Fall also .

Für Rost nicht. Der glaubte, Schiedsrichter Wack hätte ihm nur Gelb gezeigt.

O.k., das war unglücklich. Wack notiert alle Karten, die er zeigt, auf seiner Gelben Karte. Andere Schiedsrichter benützen einen Notizblock. Ich habe ihm gesagt, es wäre besser, wenn er Gelb auf der Gelben und Rot auf der Roten Karte notierte. Aber bisher gab es nie Probleme.

Jetzt schon. Rost sah Rot, in jeglicher Hinsicht. Hätte Wack spontan auf Rot verzichten und wirklich Gelb geben können? Seine unglückliche Schreiberei verursachte ja das Missverständnis und Rosts Aggressivität.

Nein. Außerdem hat Wack erst beim Studieren der Fernsehbilder erkannt, dass Rost glaubte, Gelb gesehen zu haben. Auf dem Spielbericht hat er im Übrigen nicht vermerkt, dass Rost seine Handschuhe weggeworfen hat.

Und was ist mit der umstrittenen Gelb-Roten Karte für Dortmunds Torhüter Jens Lehmann beim Spiel Bayern München – Dortmund?

Ganz klar berechtigt. Lehmann hatte wegen Zeitspiels schon Gelb gesehen. Und dann rennt er 30, 40 Meter hinter dem Schiedsrichter her, um zu meckern. Dafür gibt’s automatisch Gelb, in diesem Fall also Gelb-Rot.

Lehmann war aber zuvor in einer anderen Szene von Giovane Elber hart attackiert worden. Da gab es nur Gelb für Elber.

Da ist Elber glimpflich weggekommen. Der Ball war zwar in der Nähe, aber es war ein grobes Foul. Dafür hätte man die Rote Karte zeigen können. Aber der Schiedrichter hat die Szene nur unvollkommen gesehen.

Ausgerechnet für dieses Topspiel wurde der erst 33-jährige Michael Weiner, der gerade mal 35 Bundesligaspiele gepfiffen hatte, eingeteilt.

Michael Weiner ist seit 1. Januar Fifa-Schiedsrichter. Er pfeift Europapokal- und Länderspiele. Er gehört zu den zehn besten Schiedsrichtern in Deutschland. Wenn wir einen Mann der Top Ten nicht mehr jedes Bundesligaspiel pfeifen lassen, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.

Das Gespräch führte Frank Bachner.

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