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Sport: EM-Aus für Deutschland: Uli Stielike über das deutsche Desaster, Talente und Copperfield

Uli Stielike (47) war Assistent und schärfster Kritiker von Teamchef Erich Ribbeck, bis dieser sich drei Wochen vor der EM von ihm trennte.Herr Stielike, Sie sind vor dem EM nicht gerade im Einvernehmen mit Teamchef Ribbeck als dessen Assistent geschieden.

Uli Stielike (47) war Assistent und schärfster Kritiker von Teamchef Erich Ribbeck, bis dieser sich drei Wochen vor der EM von ihm trennte.

Herr Stielike, Sie sind vor dem EM nicht gerade im Einvernehmen mit Teamchef Ribbeck als dessen Assistent geschieden. Haben Sie damals schon dieses Desaster geahnt ?

Nein, nicht in der Art und Weise und nicht, dass die Mannschaft in der Vorrunde ausscheiden würde. Die Nervosität und Unsicherheit der deutschen Mannschaft, wie sie sich nach dem 0:1 aufgegeben hat - das war beängstigend.

Sie sagen, dass sich die Mannschaft aufgegeben hat; aufgegeben, im Stich gelassen hat sie offensichtlich auch ihren Trainer.

Fraglos hat sich Erich Ribbeck von dem einen oder anderen, an dem er lange festgehalten hat, mehr erwartet.

Sprechen Sie von Lothar Matthäus ?

Nein. Erich Ribbeck hat Matthäus zurückgeholt, und der hat es ihm mit sehr guten Spielen in der Qualifikation gedankt. Jetzt die Schuld bei Matthäus zu suchen, wäre zu einfach. Selbst wenn er ein Ausfall gewesen wäre - was er nicht war -, dann hätte ein intaktes Team das auffangen können.

Empfinden Sie Mitleid mit Ribbeck?

Nein, Mitleid wäre schlimm. Aber ich verspüre Mitgefühl, weil der Erich im Stich gelassen wurde.

Einige Spieler sollen geäußert haben, dass ihnen das Abschneiden bei der EM egal sei.

Sollte das tatsächlich wahr sein, dann muss man rigoros durchgreifen. Ich selbst habe diese Erfahrung nicht gemacht: Wären wir mit solch einer Einstellung in die Qualifikationsrunde gegangen, dann hätten wir nicht einmal die überstanden.

Ribbeck hat sich von Ihnen getrennt, weil Sie mehrfach auf Mängel aufmerksam gemacht haben. Verspüren Sie Genugtuung?

Nein. Überhaupt nicht. Eher verspüre ich Trauer. Ich bin im Nachwuchsbereich tätig. Wie soll ich den Jugendlichen jetzt noch die vermeintliche Vorbildfunktion der Nationalmannschaft vermitteln?

Der Nachwuchs lässt ebenfalls kaum hoffen.

Da sind nicht die Trainer in der Verantwortung, sondern die Entscheidungsträger in der Bundesliga, die jungen Talenten jetzt die Möglichkeit geben müssen, Fuß zu fassen. Denn, glauben Sie mir, es gibt noch Talente. Diesen Mut zum Risiko, wie ihn ein Arsene Wenger bei Arsenal London zeigt, der fehlt in der Bundesliga völlig.

Was muß nun geschehen?

Wie soll man das in einem Satz beantworten?! Wer sich nach dieser EM hinstellt und sagt: "Ich kenne die Lösung", der lügt. A la David Copperfield das Kaninchen aus dem Zylinder zaubern, das funktioniert nicht.

Herr Stielike[Sie sind vor dem EM nicht gerade im]

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