zum Hauptinhalt

EM-Entscheidung: Ukraine hat Arbeit nach dem Sieg

Die Ukraine darf die EM 2012 in vier Spielorten ausrichten – und hat bis dahin noch viel zu tun.

Fußballfans und Politiker in der Ukrainer können aufatmen: Das Land bekommt für die Fußball-Europameisterschaft 2012 wie geplant vier Spielstätten zugesprochen. Diese Entscheidung fiel gestern in einer Sitzung des Exekutivkomitees der Uefa auf Madeira. „Für diesen Erfolg, noch dazu in einem Krisenjahr, hat die ganze Nation Tag und Nacht gearbeitet“, sagte die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko. Ihr politischer Widersacher, Präsident Viktor Juschtschenko, wertete das Votum als „Sieg für die ganze Ukraine. Alle Vorbereitungen werden rechtzeitig und gut abgeschlossen.“ Beschlossen wurde vom europäischen Fußballverband auch, dass das Finale in Kiew stattfinden wird. Darüber hinaus sind EM-Stadien in Charkow, Lemberg und Donezk vorgesehen. Die vier Austragungsorte des zweiten Gastgebers Polen Breslau, Posen, Danzig und Warschau wurden bereits im Mai von der Uefa akzeptiert.

Bis zuletzt waren die Fähigkeiten der Ukraine infrage gestellt worden, das Turnier wirklich auszurichten. Kurzzeitig hatte der europäische Verband sogar erwogen, dem Land die Meisterschaft wieder zu entziehen. Als möglicher neuer Partner für Gastgeber Polen war damals auch Deutschland im Gespräch. Immer wieder waren in den vergangenen Monaten Verantwortliche der Uefa in die Ukraine gereist, um sich vom Stand der Vorbereitungen ein Bild zu machen. Was sie zu sehen bekamen, war allerdings in der Regel nicht allzu viel. Zwar sind zwei Spielarenen in Charkow und Donezk bereits fertiggestellt, massive Probleme gibt es allerdings mit dem Bau von Hotels, der Modernisierung der Bahnlinien und dem Ausbau von Straßen und Flughäfen.

Den Zorn der Uefa erregte auch, dass die Ukrainer trotz dieses Bergs von Problemen immer sehr selbstbewusst auftraten. So überraschte es, dass sich Grigori Surkis, der Chef des ukrainischen Fußballverbandes, im letzten Moment plötzlich in Demut übte. Der Verantwortliche für die EM-Vorbereitung gab in mehreren Interviews zu Protokoll, dass sein Land die Größe der Aufgabe wohl unterschätzt habe. Allerdings werde Ko-Gastgeber Polen durch massive Zuschüsse von der Europäischen Union unterstützt, erklärte Surkis, die Ukraine nicht.

Entscheidend für die erfolgreiche Vorbereitung auf die EM 2012 wird sein, ob das politische Chaos in der Ukraine bald ein Ende hat. Seit Monaten legen Juschtschenko und Timoschenko mit einem erbittert ausgetragenen Streit das gesamte Land lahm. Zuletzt weigerte sich der Staatschef beharrlich, dringend benötigte Gelder für den Bau von Straßen und Stadien zu bewilligen. Einziger Lichtblick: Mitte Januar wird in der Ukraine ein neuer Präsident gewählt. Die Uefa wird beobachten, ob sich danach die politische Blockade auflöst. „Es gibt für die Gastgeberstädte und die Regierung in der Ukraine noch ganz viel zu tun“, teilte der Verband mit. „Die Uefa wird die Vorbereitungen weiterhin ganz genau verfolgen.“

Knut Krohn[Warschau]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false