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Arme Armenier: Irland profitierte gegen den Außenseiter von einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters.

© dapd

Update

EM-Play-offs: Irland gegen Estland, Türkei gegen Kroatien

Wegen eines Handspiels verpasste Irland die WM 2010 – nun half ausgerechnet ein Handspiel den Iren, die Play-off-Runde für die EM zu erreichen. Dort geht es gegen Estland, auch die anderen Partien versprechen Spannung.

Nachdem die Qualifikation verpasst war, war die Aufregung beim unterlegenen Außenseiter groß. „Betrug! Wenn der irische Verband auch nur einen Funken Ehrlichkeit besitzt, dann sollten er ein Wiederholungsspiel anbieten“, kommentierte ein Leser der Internetzeitung „Armenia Now“. Facebook-Gruppen gegen den Schiedsrichter formieren sich. Die „Irish Times“ hingegen titelte süffisant: „Irland erhält eine helfende Hand.“

2009 noch war die Aufregung groß, als die Iren die WM-Qualifikation verpassten, weil Frankreichs Thierry Henry den 1:1-Ausgleich mit Handeinsatz vorbereitet hatte. Zwei Jahre später scheint sich die Ungerechtigkeit für Irland ausgeglichen zu haben. Denn der 2:1-Sieg gegen Armenien, der den Einzug in die Play-off-Runde der EM-Qualifikation bescherte, wo ihnen am Donnerstag Estland als Gegner zugelost, kam äußerst fragwürdig zustande. In der 26. Minute brachte der Ire Simon Cox einen langen Ball wohl mit der Schulter unter Kontrolle. Armeniens Torwart Roman Berezovsky stürmte aus dem Strafraum und stoppte den Ball eher mit der Brust als mit dem Arm. Während die Iren protestierten und Cox ungeschoren blieb, zeigte der spanische Schiedsrichter dem armenischen Keeper Rot.

Die zehn verbliebenen Armenen schlugen sich dann selbst. Valeri Aleksanyan grätschte einen harmlosen Hackenstoß von Kevin Doyle fast schon wettbetrugsverdächtig ins eigene Tor. Der eingewechselte Ersatz-Keeper Arsen Petrosyan griff vor Irlands 2:0 am Ball vorbei.

Dass der Fußball zuweilen schlecht ist und sich Ungerechtigkeiten nicht immer ausgleichen, bewiesen die Franzosen, die schon 2009 von einer Fehlentscheidung profitiert hatten. Beim 1:1 gegen Bosnien-Herzegowina entschied der schottische Schiedsrichter in der 78. Minute nach einem Gehakel knapp vor der Strafraumgrenze auf Elfmeter für Frankreich. Samir Nasri glich mit dem Strafstoß den Führungstreffer von Edin Dzeko aus und sicherte den Franzosen den einen Punkt, den sie für die EM-Teilnahme brauchten.

Bosnien muss, Irland darf nun in der K.o.-Runde antreten, die heute in Krakau ausgelost wurde. Neben Irland gegen Estland verspricht auch die Paarung Türkei gegen Kroatien Spannung. Portugal trifft auf Bosnien, Tschechien auf Montenegro. Am 11./12. und 15. November spielen die acht Nationen in Hin- und Rückspielen um die verbleibenden vier Plätze für die EM nächstes Jahr in Polen und der Ukraine. Die Gruppen für das Turnier werden am 2. Dezember ausgelost.

Die Emotionen sind vor den Play-offs gemischt: Während Portugals Cristiano Ronaldo nach der verpassten direkten Qualifikation Tränen der Enttäuschung nicht zurückhalten konnte, ist Estland in Feierlaune. Die estnische Tageszeitung „Päevaleht“ schrieb: „Super! Unbegreiflich! Geschichte!“ Dabei hatten die Esten gerade ein Testspiel gegen die Ukraine 0:2 verloren. Doch am selben Abend unterlag Serbien im letzten Qualifikationsspiel 0:1 in Slowenien und konnte Estland nicht mehr vom zweiten Platz verdrängen.

Vor dem Stadion in Tallin brach Jubel aus, auch darin. „Ich denke, ich werde nicht schlafen können“, jubelte Mittelfeldspieler Martin Vunk. „Das ist ein Sieg für die gesamte estnische Nation.“

Das baltische 1,5-Millionen-Einwohner-Land war zuletzt bei Olympia 1924 bei einem Fußball-Turnier dabei. Doch nun lauern in den Play-offs die Iren – und die haben gerade ihr Glück wiederentdeckt. (mit dpa)

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