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Höhe Hürde. Bei der sonst so enttäuschenden Weltmeisterschaft im Januar setzten sich die Deutschen mit Kapitän Pascal Hens gegen Island durch – das müssen sie jetzt in der Qualifikation zur EM 2012 wiederholen.

© dpa

EM-Qualifikation: Deutsche Handballer im Schwebezustand

Die deutschen Handballer spielen gegen Island um die letzte Chance für die EM-Teilnahme. Die Hürde ist extrem hoch. Island hat seit Jahren nicht mehr zu Hause verloren.

Berlin - Heiner Brand schwieg. Zumindest in der Öffentlichkeit schottete sich der 58-Jährige ab, bevor die deutsche Handball-Nationalmannschaft den Flug nach Reykjavik antrat. Der Bundestrainer will zu den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen den WM-Fünften Island nichts sagen. Aber am heutigen Mittwoch in Reykjavik (20.45 Uhr, live bei Eurosport) und beim Rückspiel am Sonntag in Halle/Westfalen geht es ja auch um die Zukunft des deutschen Handballs.

Und die sieht derzeit bekanntlich düster aus. Nur vier Jahre nach dem glorreichen Triumph bei der Weltmeisterschaft in Deutschland droht nach dem elften Platz bei der WM in Schweden der Absturz in die Zweitklassigkeit. Zwei Niederlagen gegen die kampf- und spielstarken Isländer, und die Teilnahme bei der EM 2012 in Serbien wäre kaum noch machbar. Und in diesem Fall wäre auch die letzte theoretische Chance dahin, sich noch für das olympische Handballturnier 2012 in London zu qualifizieren. Deshalb wäre Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) fürs Erste auch „mit einem Sieg aus beiden Spielen zufrieden“.

Die sportliche Hürde im ersten Spiel ist extrem hoch. Island hat seit Jahren nicht mehr zu Hause verloren. An die Laugardalshöll, eine kleine, rund 2400 Zuschauer fassende Halle mit dichter Atmosphäre, hat auch die DHB-Auswahl ziemlich ungute Erinnerungen; in den beiden letzten Tests vor der WM kassierte das Team um Kapitän Pascal Hens zwei herbe Vier-Tore-Niederlagen. Andererseits macht den deutschen Profis Mut, dass das Team mit dem 27:24-Sieg gegen Island bei der WM in Schweden die beste Turnierleistung hinlegte und die Nordländer düpierte. „Unglaublich, dass wir so gegen die Deutschen verloren haben“, sagt Aron Palmarsson, der Star vom THW Kiel, noch heute.

Unklar ist, wie die Nationalmannschaft den aktuellen Schwebezustand verkraftet, in dem sich der deutsche Handball derzeit befindet. Konsequenzen aus dem sportlichen Desaster gab es bisher keine, obwohl sich die führenden Köpfe in den vergangenen Wochen heißredeten. Was mit Brand passiert, ist weiterhin unklar. Obwohl der 58-Jährige nach der katastrophalen WM seinen Rücktritt für nach Ende der EM-Qualifikation erklärt hat, hoffen die DHB-Verantwortlichen weiter darauf, Brand könne seinen bis 2013 laufenden Vertrag doch noch erfüllen.

Andererseits sind die Risse zwischen Mannschaft und Brand, die in Schweden schon offensichtlich waren, keineswegs gekittet. Zwar reiste Brand in den vergangenen Wochen durch die Republik, um mit seinen Spielern die desaströse WM aufzuarbeiten, zuletzt traf er sich in Hamburg mit Kapitän Pascal Hens (HSV) und mit Linksaußen Dominik Klein (THW Kiel). „Der Bundestrainer war nicht untätig“, sagt Bredemeier.

Allein die aktuellen Äußerungen des Spielmachers Michael Kraus (HSV) beweisen, dass es in der Mannschaft immer noch rumort. Kraus will Brand nun zur Rede stellen, ob er auch weiterhin ohne Linksaußen Torsten Jansen (HSV) plant, den er überraschend nicht für die WM nominiert hatte. „Ist Toto nun aussortiert oder nicht?“, lässt sich Kraus in der „Bild“-Zeitung zitieren. Das sind Fragen, die Brand zum Kochen bringen dürften, zumal Kraus bei der WM zu den größten Enttäuschungen zählte.

Im Vergleich zum Schweden-Kader muss Brand auf zwei Positionen umplanen. Torwart Johannes Bitter (HSV) nahm aus familiären Gründen eine Auszeit. Für ihn rückt Carsten Lichtlein (TBV Lemgo) nach, der mit Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) das Torwart-Gespann bildet. Holger Glandorfs Frau erwartet ihr zweites Kind. Der Rückraum-Linkshänder wird vorerst durch den Großwallstädter Steffen Weinhold ersetzt.

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