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Ein Mann geht in die Luft. Mario Götze jubelt nach seinem 2:0 für die deutsche Mannschaft.

© Reuters

Update

EM-Qualifikation: Deutschland schlägt Polen 3:1 und ist Tabellenführer

Das Beste seit Rio: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt gegen Polen 3:1 und ist auf dem Weg zur EM-Endrunde.

Joachim Löw stand nah an der Seitenlinie und tippte sich mit beiden Zeigefingern an die Stirn. Am anderen Ende des Spielfelds war mal wieder ein Pass seiner Mannschaft ins Aus gerauscht. Löws Doppel-Vogel war wohl nicht als Beleidigung gemeint, sondern sollte die deutschen Fußballer zu mehr Konzentration gemahnen. Mitte der zweiten Hälfte waren sie gegen Polen auf bestem Wege, vollkommen die Kontrolle zu verlieren, nachdem sie schon früh 2:0 geführt hatten. Am Ende ging alles glatt. 3:1 (2:1) gewann der Weltmeister und übernahm damit in der Qualifikation zur EM 2016 erstmals die Tabellenführung der Gruppe D. 

"Drei Punkte zu machen, war das Allerwichtigste. Insgesamt kann ich sehr zufrieden sein", sagte Löw. Doppeltorschütze Mario Götze meinte: "Umso mehr ich der Mannschaft helfen kann, umso schöner ist es. Zwei Tore, das hätte schlechter laufen können."

Für den verletzten Marco Reus hatte Löw Karim Bellarabi in die Startelf berufen, dazu kam der gebürtige Frankfurter Emre Can in seiner Heimatstadt als Rechtsverteidiger zu seinem Länderspieldebüt – als insgesamt 76. Neuling der Ära Löw. Seine erste Aktion war ein Fehlpass in der Offensive, die zweite ein Foul an der Mittellinie. Der 21-Jährige hatte insgesamt Schwierigkeiten zu zeigen, warum er als eines der hoffnungsvollsten deutschen Talente gilt. In der Vorwärtsbewegung hatte Can ein paar ordentliche Aktionen, allerdings unterliefen ihm auch immer wieder gefährliche Wackler in der Defensive. Über seine Seite wurde kurz vor der Pause auch der Anschlusstreffer der Polen zum 1:2 eingeleitet. Der flinke Kamil Grosicki flankte punktgenau in die Mitte, wo Robert Lewandowski den Ball an Neuer vorbei per Kopf ins Tor wuchtete. 

Bis dahin hatten die Deutschen das Geschehen jederzeit unter Kontrolle gehabt. Die knapp 40 Minuten bis zum 1:2 waren das Beste, was die Nationalmannschaft seit dem WM-Finale gezeigt hat. Der Weltmeister spielte bis dahin mit großer Seriosität, viel Engagement und einigem Witz. Das 1:0 in der zwölften Minute entsprang einer schönen Direktkombination, an deren Ende Thomas Müller den Ball nach dem Rückpass des Kölners Jonas Hector nur noch über die Linie drücken musste. 

Deutschland ist nun wieder Tabellenführer vor Polen

Joachim Löw hatte am Tag vor der Begegnung angekündigt, dass mit dem Spiel gegen den Tabellenführer Polen eine neue Zeit anbrechen würde, dass die WM nun endlich raus sei aus den Köpfen. Seine Mannschaft folgte den Worten des Bundestrainers. Die 48.500 Zuschauer im ausverkauften Frankfurter Stadion bekamen ein munteres und sehr intensives Spiel zu sehen, das nach 20 Minuten schon so gut wie entschieden schien. Der starke Toni Kroos spielte den Ball im Fallen hinaus auf die linke Seite, Hector bediente Götze, und der zog mit einem kurzen Sprint in die Mitte, ließ einen Polen stehen und traf schließlich mit einem Beinschuss ins kurze Eck zum 2:0. 

Die polnischen Zuschauer, die in stattlicher Zahl gekommen und deutlich mehr Lärm gemacht hatten als die Fans der Heimmannschaft, wurden nun merklich ruhiger. Das änderte sich kurz vor der Pause. Nach dem Anschlusstreffer durch Lewandowski geriet der Weltmeister kurz aus dem Tritt – und musste froh sein, überhaupt mit einer Führung in die zweite Halbzeit zu gehen. Manuel Neuer klärte mit einem glänzenden Reflex gegen seinen Münchner Teamkollegen Lewandowski, nachdem er die Polen mit einem Fehlpass erst in Ballbesitz gebracht hatte. Bei der anschließenden Ecke rettete Götze nach einem Kopfball Lewandowskis auf der Linie. 

Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff wechselte Löw zum ersten Mal, brachte Ilkay Gündogen für den angeschlagenen Karim Bellarabi, dem einige gute Aktionen gelungen waren. Das konnte man von Mesut Özil nicht unbedingt behaupten. Der Mann mit dem feinen linken Fuß schien sich vor allem darum zu bemühen, nicht weiter aufzufallen. Die anderen Offensivspieler waren deutlich besser im Spiel. Auch Gündogan brachte neuen Schwung. Der Dortmunder war es, der die erste gute Gelegenheit der Deutschen einleitete; doch Mario Götze traf nur den Pfosten. 

Aber die Sicherheit der ersten 40 Minuten wollte sich bei den Deutschen nicht mehr einstellen. Die Fehler häuften sich, die Polen schalteten nach Ballverlusten des Weltmeisters schnell um und kamen auch zu guten Gelegenheiten. Neuer reagierte ein weiteres Mal glänzend, als er einen Schuss von Krzysztof Maczynski parierte. Wirklich beruhigt konnten die Deutschen erst knapp zehn Minuten vor dem Ende sein. Nachdem Lukasz Fabianski einen Flachschuss von Müller mit dem Fuß pariert hatte, staubte Götze zum 3:1 ab.

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