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Fußball-EM-Qualifikation Deutschland - Tschechien

© dpa

EM-Qualifikation: Ende der Euphorie

Die deutsche Nationalmannschaft liefert beim 0:3 in der EM-Qualifikation gegen Tschechien eine schwache Vorstellung und wird vom Münchener Publikum ausgepfiffen.

Kurz vor dem Anpfiff betrieb Joachim Löw noch intensive Kundenpflege. Die Nationalhymnen waren gerade gespielt, da lehnte sich der Bundestrainer über die Brüstung hinter seiner Bank und schrieb Autogramme. Der große Druck ist weg. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich bereits am Wochenende für die Europameisterschaft qualifiziert, da ist ein gewisser Spannungsabfall ganz normal. Dass es so arg kommen würde, hätte trotzdem niemand erwartet. Die Gelassenheit war schnell verflogen. Schon in der zweiten Minute gingen die Tschechen gestern Abend in München in Führung, am Ende unterlagen die Deutschen sogar 0:3 (0:2). Durch den Sieg hat sich Tschechien nun ebenfalls für die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz qualifiziert.

In seinem 16. Spiel als Bundestrainer musste Joachim Löw seine zweite Niederlage hinnehmen, und zum ersten Mal kassierte die Mannschaft mehr als ein Gegentor. Die deutsche Mannschaft machte es den Tschechen allerdings auch leicht. Vor dem 0:1 vertändelte Bastian Schweinsteiger am Strafraum den Ball, Christoph Metzelder spielte auf Abseits, seine Kollegen nicht, so dass Jan Koller völlig frei vor Torhüter Timo Hildebrand stand und den Ball auf Libor Sionko zurückspielen konnte. Sionko musste nur noch zur tschechischen Führung einschieben. Schneller war eine deutsche Mannschaft zuletzt vor 33 Jahren in Rückstand geraten, ebenfalls in München: 1974 im Finale der Weltmeisterschaft gegen Holland.

Den Tschechen war deutlich anzumerken, dass sie mit einem Sieg die Qualifikation für die EM sicherstellen wollten. Sie attackierten die Deutschen mit hoher Aggressivität und unterbanden effektiv das Offensivspiel der Gastgeber. Zwar drängten die Deutschen nach dem Rückstand, erspielten sich einige Ecken, echte Chancen allerdings nicht. Bis zur ersten gefährlichen Szene für den tschechischen Torhüter Petr Cech dauerte es 25 Minuten, als ein Fernschuss von Bastian Schweinsteiger an den Außenpfosten flog.

Zu diesem Zeitpunkt lag Löws Team allerdings bereits 0:2 zurück. Nach einer ganzen Reihe von Fehlern kurz vor dem eigenen Strafraum baute Marek Matejovsky die Führung für die Tschechen aus. Die deutsche Defensive, die noch am Samstag dem Ansturm der Iren getrotzt hatte, hinterließ keinen besonders stabilen Eindruck. Vor allem mit Jan Koller, der bevorzugten Anspielstation der Tschechen, hatte die Verteidigung einige Probleme.

Zur Pause reagierte Löw. Er holte Metzelder vom Feld, versetzte Arne Friedrich in die Innenverteidigung. Seinen Platz nahm Clemens Fritz ein, außerdem kam Simon Rolfes für Piotr Trochowski. Der Hamburger hatte zumindest zwei gute Chancen der Deutschen eingeleitet, doch beide Male köpfte Kevin Kuranyi, relativ unbedrängt, den Ball an Cechs Tor vorbei. Ansonsten ging von den Deutschen wenig Gefahr aus. Ein Freistoß von Schweinsteiger aus 20 Metern war zwar platziert, aber auch kein Problem für Cech.

Die Entscheidung zugunsten der spielstarken Tschechen fiel spätestens, als Jaroslav Plasil mit einem Linksschuss den machtlosen Hildebrand überwand: Nach dem Tor zum 3:0 für Tschechien begleiteten die deutschen Fans die Aktionen ihres Teams mit lauten Pfiffen. Dabei hatte sich die Mannschaft doch so souverän für die EM qualifiziert, doch dann schien sie mit nur einer Niederlage allen Kredit verspielt zu haben. Dabei war das Spiel von München statistisch gesehen eine Ausnahme: Seit dem 0:1 1998 in der Türkei hatte eine deutsche Nationalmannschaft letztmals ein EM-Qualifiaktionsspiel mehr verloren – bis gestern.  

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