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Strenger Blick. Guus Hiddink hat sich seinen Start als Bondscoach anders vorgestellt.

© dpa

EM-Qualifikation: Guus Hiddink steht in Holland schon in der Kritik

Nach zwei Niederlagen in zwei Spielen steht der neue Bondscoach Guus Hiddink in Holland schon in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, ängstlich geworden zu sein.

Guus Hiddink ließ sich Zeit. Ungewöhnlich viel Zeit. Eine halbe Stunde musste das holländische Fernsehen in Prag auf den Bondscoach der Fußball-Nationalmannschaft warten. „Ich war wütend und musste mich vor mir selbst schützen“, erklärte er später. Aber auch mit etwas Abstand fiel es ihm „ sehr schwer, ruhig zu bleiben“. Sollte Hiddink am Mittwochmorgen in die holländischen Zeitungen geschaut haben, dürfte er noch ein bisschen unruhiger geworden sein. Denn eins scheint ihm in seinem neuen Job nicht gewährt zu werden: Zeit. Gerade zwei Spiele hat Hiddink in seiner zweiten Amtszeit als Bondscoach hinter sich, schon bekommt er die volle Ladung Kritik ab. Auslöser war die 1:2-Niederlage gegen Tschechien im ersten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft in zwei Jahren.

„Hiddink hat ein Stück Glaubwürdigkeit verloren“, schrieb das „Algemeen Dagblad“. „Das gute Gefühl nach der WM ist in Rekordzeit verflogen.“ In allen wichtigen Zeitungen des Landes war in den Berichten aus Prag von Angst die Rede. Die „Volkskrant“ fragte: „Was in Gottes Namen war in Guus Hiddink gefahren?“ Vorgehalten wurde ihm vor allem, dass er im Gegensatz zu früheren Aussagen wieder vom ur-holländischen 4-3-3 abgewichen war. Stattdessen ließ er sein Team gegen die Tschechen im WM-System seines Vorgängers Louis van Gaal spielen – mit fünf Verteidigern. Hiddink, so spottete der „Telegraaf“ daraufhin, „ist auf einmal ein ängstlicher Mann geworden“.

Zwei Monate, nachdem die Holländer in Brasilien überraschend Platz drei belegt hatten, sind sie wieder in der Realität angelangt. Dabei sollte Hiddink, 67 Jahre alt inzwischen, die erfolgreiche Geschichte eigentlich weiter schreiben und die Elftal dabei auch wieder ein bisschen holländischer aussehen lassen. Sein Renommee als Trainer ist gewaltig. Hiddink hat bei Real Madrid gearbeitet, beim FC Chelsea, dazu diverse Nationalmannschaften trainiert und das meist mit ansehnlichem Erfolg. Nicht von ungefähr wird Hiddink in seiner Heimat auch Guus Geluk (Guus Glück) genannt – es ist der holländische Name der Disney-Figur Gustav Gans, jener Ente, der alles gelingt, was sie anpackt. Das Glück aber scheint Hiddink fürs Erste verlassen zu haben.

Für die Tschechen war es der erste Sieg in diesem Jahr

Exemplarisch war das beim Siegtor der Tschechen in der Nachspielzeit zu beobachten. Daryl Janmaat wollte den Ball zu seinem Torhüter Jasper Cillessen zurückköpfen; doch statt in dessen Arme flog der Ball an den Pfosten, von dort sprang er dem früheren Wolfsburger und Freiburger Vaclav Pilar genau vor die Füße. „Wenn du schon nicht gewinnen kannst, musst du wenigstens gucken, dass du nicht verlierst“, schimpfte Hiddink über die Nachlässigkeit kurz vor Schluss.

Der Start in seine zweite Amtszeit fiel damit denkbar schlecht aus. Dem 0:2 beim Debüt vor einer Woche in Italien folgte nun in Prag im zweiten Spiel die zweite Niederlage. Dass die Tschechen in diesem Jahr noch überhaupt nicht gewonnen hatten, machte die Sache für Hiddink und seine Spieler noch ein bisschen peinlicher. „Ich habe 107 Länderspiele bestritten, aber ich kann mich nicht erinnern, zwei Mal hintereinander verloren zu haben“, sagte Wesley Sneijder.

Ein bisschen Trost kann Guus Hiddink in der Geschichte des holländischen Nationalteams finden. Der letzte Bondscoach, der mit zwei Niederlagen ins Amt gestartet war, hat die Nation später mit wunderbarem Angriffsfußball betört. Sein Name: Guus Hiddink.

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