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EM-Qualifikation: Joachim Löw nach 4:0 gegen Gibraltar „überhaupt nicht zufrieden“

Die deutsche Nationalmannschaft ließ das erwartete Feuerwerk am Freitagabend in Nürnberg aus. Gegen den Fußballzwerg aus Gibraltar kam der Weltmeister in der EM-Qualifikation zu einem glanzlosen 4:0 (3:0)-Sieg.

Lukas Podolski feierte seine Torvorlage mit angemessener Zurückhaltung. Er senkte betreten sein Haupt und trottete gemächlich aus dem Strafraum der gibraltarischen Nationalmannschaft. Nicht einmal ein Gratulant wollte sich hinzugesellen. Podolski hatte einen Verteidiger aussteigen lassen, scharf in die Mitte gepasst, wo Yogan Santos den Ball ins eigene Tor lenkte. Es war das 4:0 für die deutsche Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar, das allenfalls als Karikatur eines Fußballspiels durchging.

Das 4:0 (3:0) des Weltmeisters gegen die semiprofessionelle Truppe aus hauptberuflichen Hafenpolizisten, Steinmetzen und Angestellten kam schon einer kleinen Sensation gleich, die von den deutschen Zuschauern am Ende sogar mit leichten Pfiffen quittiert wurde. Für Gibraltar hingegen war es ein mehr als respektables Ergebnis.

„Ehrlich gesagt bin ich überhaupt nicht zufrieden. Die Mannschaft hat die Forderungen nicht in dem Maße erfüllt, wie ich mir das gewünscht habe. Wir wollten auftreten wie ein Weltmeister, da sind vier Tore viel zu wenig. Irgendwie standen die meist mit zehn Mann um den eigenen Strafraum“, sagte Bundestrainer Joachim Löw: „Da muss man auf engstem Raum richtig Tempo machen. Das ist uns nicht gelungen.“

Dabei hatte Löw wie angekündigt seine geballte Offensivkraft aufgeboten. Vom Hoffenheimer Kevin Volland abgesehen saßen nur noch Defensivspieler und die beiden Ersatztorhüter auf der Bank. Mit einem normalen Fußballspiel hatte die Begegnung wenig zu tun. Torhüter Manuel Neuer hatte zwar schon nach drei Minuten seinen ersten Ballkontakt – allerdings im Mittelkreis. Er wurde vom Publikum genauso begeistert gefeiert wie alle weiteren, die noch folgen sollten. Die deutsche Abwehrkette postierte sich bei eigenem Ballbesitz 30 Meter vor dem Tor – vor dem Gibraltars. Und sogar der Schiedsrichter hatte ein wenig Mitleid mit dem Außenseiter. Als den Gästen ein Einwurf misslang, ließ er die Ausführung einfach wiederholen.

Das 3:0 zur Pause war ein gnädiges Zwischenergebnis

Zehn Minuten hielt das Defensivbollwerk der Gäste. Laut Plan verteidigten sie mit einer Fünferkette, die bei Bedarf jedoch weiter aufgestockt wurde. Und Bedarf war eigentlich immer. Die Deutschen bemühten sich, Gibraltars Verteidigung durch flotte Ballzirkulation in Schwingung zu bringen, sie versuchten es vor allem immer wieder über außen. Von dort leitete Shkodran Mustafi mit einer halbhohen Hereingabe auch die Führung ein. Thomas Müller vollendete zum 1:0; nach einer guten halben Stunde traf der Münchner erneut, diesmal nach Vorarbeit von Lukas Podolski. Dass es zur Pause nach dem Treffer von Mario Götze nur 3:0 hieß, war angesichts der deutschen Überlegenheit noch ein gnädiges Zwischenergebnis.

Mit normalen Maßstäben war dieses Spiel im ausverkauften Nürnberger Stadion gar nicht zu messen. Das taten die 43.520  Zuschauer auch gar nicht. Sie waren gekommen, um beim letzten Heimauftritt der Deutschen im WM-Jahr noch mal ein bisschen Spaß zu haben; sie erfreuten sich an der einseitigen Angelegenheit, am Einsatz des Freistoßsprays, und sie feierten sogar die wenigen gelungenen Offensivaktionen der Gäste. Immerhin kam Gibraltar noch kurz vor der Pause zu zwei Ecken – und einer richtig guten Gelegenheit. Liam Walker, der schon für Portsmouth in der zweiten englischen Liga gespielt hat, schoss aus gut 35 Metern einfach mal aufs Tor und hätte Neuer beinahe auf dem falschen Fuß erwischt. Deutschlands Torhüter hatte einige Mühe, den Ball aus dem Winkel zu fischen.

Historisch wurde das Spiel nur für den Kölner Jonas Hector

Das galt nach der Pause auch für seine Kollegen auf dem Feld. Mehr als ein Grundrauschen der Kulisse vermochten die Bemühungen des Weltmeisters nur noch selten auszulösen. Sie ließen den Ball kreiseln, fanden aber selten Lücken in Gibraltars Defensive. Nach einer Stunde schickte Löw auch noch Volland für Sami Khedira aufs Feld. Mit dem ersten Ballkontakt hatte er eine gute Chance. Sein Schuss flog allerdings deutlich über die Latte.

Gibraltar wehrte sich weiterhin tapfer, so dass die Deutschen viel zu selten in die Gefahrenzone vor dem Tor kamen. Als Santos zum 0:4 ins eigene Tor traf, war bereits die Hälfte der zweiten Halbzeit vorüber. Der historische Torrekord, ein 16:0 gegen Russland aus dem Jahr 1912, würde an diesem Abend nicht mehr in Gefahr geraten, so viel war klar. Historisch wurde das Spiel nur noch für den Kölner Jonas Hector, der als Einwechselspieler für Erik Durm zu seinem Länderspieldebüt kam.

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