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EM-Qualifikation: Türkischer Minimalismus

Die Türkei hat sich für die Fußball-EM im nächsten Jahr qualifiziert. Ein 1:0 gegen Bosnien reicht ihnen zum Glück.

Istanbul - Als der Schlusspfiff kam, verwandelten sich die Tribünen des Istanbuler Stadions Ali Sami Yen in ein Meer von roten Fahnen mit weißem Stern und Halbmond. Türkische Spieler, Funktionäre und Zuschauer weinten vor Freude. Am Himmel über dem Stadion begann ein Feuerwerk, in den Städten des ganzen Landes begannen Freudenkundgebungen und hupende Autokorsos: Die Türkei hat sich für die Fußball-EM im nächsten Jahr qualifiziert. Mit einem 1:0 (1:0) über Bosnien-Herzegowina sicherte sich das Land erstmals seit der WM 2002 die Teilnahme an einem großen internationalen Turnier.

Nationaltrainer Fatih Terim, der von seinen Fans „der Imperator“ genannt wird, in den vergangenen Monaten aber heftig kritisiert worden war, sprach von einem sehr wichtigen Erfolg für die Türkei. Jetzt müsse sich das Land gut auf die EM vorbereiten. „Dort gibt es nur starke Mannschaften – da muss die Türkei eine Rolle übernehmen.“

Schon vor Spielbeginn hatte sich abgezeichnet, dass es ein besonderer Abend werden würde im Stadion Ali Sami Yen. Anders als bei anderen türkischen Heimspielen der EM-Qualifikation wurde die Hymne der bosnischen Gäste nicht durch ein Pfeifkonzert der mehreren zehntausend Zuschauer gestört. Der türkische Trainer Fatih Terim begrüßte seinen bosnischen Kollegen Fuat Muzurovic mit Handschlag und Küsschen.

Dann war aber Schluss mit den freundlichen Gesten. Von der ersten Minute an drückten die Türken aufs Tempo und versuchten, ihren Torjäger Nihat Kahveci in Szene zu setzen. Die Überlegenheit der Türken, die fast jeden Zweikampf im Mittelfeld für sich entschieden, schlug sich gegen Mitte der ersten Halbzeit in guten Torchancen nieder. In der 36. Minute verpasste Kahveci die Führung, als er aus etwa acht Metern Entfernung den bosnischen Schlussmann Adnan Guso anschoss. Sieben Minuten später hatte er in einer ähnlichen Position mehr Glück: Nach einem Zuspiel des Münchners Hamit Altintop schob Kahveci den Ball an Guso vorbei ins Netz.

Nach der Pause machten die Türken so weiter, wie sie vor dem Halbzeitpfiff aufgehört hatten. Ein zweites Tor wollte ihnen aber nicht gelingen. Altintop setzte einen Freistoß an den Pfosten, Tuncay Sanli brachte in der 81. Minute den Ball nicht an Bosniens Torwart Guso vorbei. Zu diesem Zeitpunkt führte der Rivale Norwegen in Malta – ein Gegentor der Bosnier wäre das Aus der türkischen EM-Hoffnungen gewesen. So wurden die letzten Minuten für die Gastgeber noch zu einer Zitterpartie. Dann kam der Schlusspfiff und die Erlösung. Thomas Seibert

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