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Jung-Keeper ter Stegen konnte die Chance nicht nutzen, auch die anderen Defensivspieler machten teilweise grobe Fehler.

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Update

EM-Test gegen die Schweiz: 3:5 - Historische Pleite für die DFB-Elf

Schwere Beine und viel Durcheinander: Ohne die Bayern-Profis kassiert das DFB-Team zwei Wochen vor EM-Beginn einen herben Dämpfer. Vor allem die Defensive zeigt sich desolat.

Wütend lief Joachim Löw die Seitenlinie auf und ab. Der Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schimpfte, er schrie und gestikulierte wild in Richtung seiner Spieler. Der Schweizer Stephan Lichtsteiner hatte gerade den Ball zum vierten Mal an diesem Tag im deutschen Tor untergebracht und Löws Geduld schien nun endgültig am Ende. Wieder hatte sich die Abwehr verschätzt, auch Torhüter Marc-Andre ter Stegen sah nicht gut aus. Der Treffer stand exemplarisch für den schwachen Auftritt der Deutschen. Etwas später traf auch noch Admir Mehmedi, Deutschland unterlag der Schweiz in Basel 3:5 (1:2).

„Es hat heute nur wenig funktioniert“, sagte Mats Hummels, der gemeinsam mit Per Mertesacker die Innenverteidigung bildete. Auf den Außenpositionen verteidigten Benedikt Höwedes und Marcel Schmelzer, im Tor kam der junge Gladbacher ter Stegen zu seinem Debüt. In dieser Zusammensetzung hatte die deutsche Hintermannschaft noch nie gespielt, die fehlende Abstimmung war unübersehbar. „Wenn man die Tore analysiert, erkennt man überall klare Fehler. Aber besser jetzt, als wenn uns das am 9. Juni passiert“, sagte Hummels.

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Dann beginnt für Deutschland die EM mit dem Spiel gegen Portugal. Und mit Sicherheit wird dann auch eine andere Mannschaft auf dem Feld stehen. Gegen die Schweiz fehlten alle acht Spieler vom FC Bayern. Die Münchener stießen erst nach dem Spiel zur Mannschaft, am Montag steigen sie ins Training ein. Löw hatte ihnen nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea und dem Testspiel gegen die Niederlande einige freie Tage eingeräumt. „Es haben einige Spieler gefehlt, die unsere Mannschaft auch prägen“, sagte Löw.

Bedenklich war die Leistung der Deutschen ohne Stammspieler wie Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm trotzdem. Fünf Gegentore gab es zuletzt beim 1:5 in Rumänien am 28. April 2004 unter Rudi Völler. „Wir sollten jetzt nicht nach Ausreden suchen. Es war aber klar, dass die Beine noch schwer waren nach dem harten Training“, sagte Miroslav Klose. „Wir haben es nicht geschafft, die Schweizer unter Druck zu setzen, und dann ist das auch für die Abwehr schwer.“

Per Mertesacker war bei seinem ersten Wettkampf nach dreimonatiger Pause wegen einer Fußverletzung längst kein Abwehrchef, aber auch die Nebenleute Hummels, Höwedes und Schmelzer waren gegen die spritzigeren und gedankenschnelleren Schweizer immer wieder zweiter Sieger. „Es war ein wertvoller Test. Man hat gesehen, dass noch nicht alles läuft. Aber wir haben noch etwas Zeit“, räumte Mertesacker ein, dem die mangelnde Spielpraxis anzumerken war. Im Angriff fand Klose in seinem 115. DFB-Einsatz ebenso wenig Bindung zum Spiel wie Lukas Podolski, dem jegliche Explosivität fehlte. Auch Mario Götze und Mesut Özil, der nach der Pause von Marco Reus abgelöst wurde, hatten mit schweren Beinen zu kämpfen. Reus belebte das deutsche Spiel, auch der 20 Minuten vor dem Ende gekommene Debütant Julian Drexler trat frisch und frech wie im Schalker Trikot auf.

Als Draxler aufs Feld kam, hatte Deutschland aber schon drei Gegentore hinnehmen müssen. Vor allem die erste Halbzeit glich phasenweise einem Desaster. Der gerade von Leverkusen nach Hoffenheim gewechselte Eren Derdiyok brachte die Schweiz schnell 2:0 in Führung, Hummels gelang kurz vor der Pause per Kopf der Anschlusstreffer. Nach dem Seitenwechsel stellte erneut Derdiyok den alten Abstand wieder her. Schürrle konnte zwar verkürzen, doch dann kam Lichtsteiner. Und mit ihm Löws Wutausbruch. Auch Reus’ erneuter Anschlusstreffer vermochte den Bundestrainer kaum zu beruhigen.
„Über das Ergebnis kann man sich nicht freuen. In diesem Spiel ist so viel passiert, das muss ich jetzt erst mal aufarbeiten“, sagte Löw. Tsp

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