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Seht her, ich habe ein Tor gemacht! Cristiano Ronaldo jubelt nach seinem Tor zum 1:0-Endstand, im Hintergrund stehen enttäuschte Tschechen.

© dapd

EM-Viertelfinale: Portugal müht sich zum Sieg

Zweimal Pfosten und ein Abseitstor: Lange mussten die Portugiesen warten, erst in der 79. Minute traf Cristiano Ronaldo zum am Ende hochverdienten 1:0-Endstand gegen Tschechien. Im Halbfinale könnte es nun zum Duell mit Spanien kommen.

Knallrot leuchtete es in Warschau. Aus dem Nichts war Cristiano Ronaldo zum Flugkopfball herangerauscht, nach dem erlösenden Tor zum 1:0 im EM-Viertelfinale gegen Tschechien schrie er dann die Freude mit gerötetem Kopf heraus, warf Küsse in die Kameras. Auf genau diese Explosion hatten die Portugiesen gehofft. Dass sich fortsetzen würde, was sich bei mit seinen beiden Toren gegen die Niederlande andeutete. Ronaldo ist angekommen bei dieser EM 2012, und er spielt stark. Im Nationalstadion von Warschau war der Star von Real Madrid vor 55 590 Zuschauern der alles entscheidende Mann. Der Portugiese traf nicht nur zweimal den Pfosten, sein Kopfballtreffer zehn Minuten vor dem Ende reichte, um Portugal verdient ins Halbfinale einziehen zu lassen. Dort treffen Ronaldo und Portugal auf den Sieger des Viertelfinales zwischen Spanien und Frankreich. Die Tschechen konnten nur eine halbe Stunde lang mithalten, waren insgesamt aber überfordert. Portugal war eine Klasse besser. Ronaldo wohl eher zwei Klassen.

Dabei war es ein mühsamer Beginn es ersten K.o-Spiels der EM. Portugal tat sich schwer, da die Tschechen ihre Verteidigungsstrategie im Mittelfeld offensiv interpretierten und dem Team von Trainer Paulo Bento kaum Platz boten. Ronaldo schien das schon früh zu stören, er viel durch allerlei Gesten auf. Einmal machte er aus Frust einen seltsam aussehenden Sprung, der Ärger ausdrücken sollte. Dann forderte er zu mehr Tempo auf, indem er mit den Armen ruderte. Der Verdruss der Portugiesen drückte sich bald in einigen plumpen Fouls aus. Nani und Miguel Veloso sahen dafür Gelb. Auf der Bank sah man Trainer Paulo Bento ratlos dreinschauen. Der Favorit aus Portugal hatte sich die Sache offenbar leichter vorgestellt.

Die Sympathien im Nationalstadion zu Warschau waren klar verteilt. Für Portugal gab es Pfiffe, die Tschechen dagegen hatten in Polens Hauptstadt ein Heimspiel. Und das obwohl sie im letzten Gruppenspiel in Breslau mit 1:0 dafür gesorgt hatten, dass Polen ausschied. Das gute Verhältnis der beiden Länder hat darunter offenbar nicht gelitten. Bei Polens tränenreichem Abschied in Breslau bekamen die Gewinner aus Tschechien viel fairen Beifall. In Warschau waren abwechselnd „Polska“ und „Tschechi“-Rufe zu hören. Auf dem Rasen hatten die Tschechen bei Kontern schon versucht einige Akzente zu setzen. Petr Jiracek rutschte nach sechs Minuten nur knapp am Ball vorbei. Die Portugiesische Abwehr hatte Probleme die mit schnellen und kurzen Pässen vorgetragenen Angriffe abzuwehren. Das Duell des Favorit gegen den Außenseiter war längst zu einem Duell auf Augenhöhe geworden. Ausgepfiffen und manchmal sogar vom Publikum verhöhnt, schien Ronaldo die Stimmung gegen ihn anzustacheln. Nach einem Fallrückzieher verfehlte ein Freistoß knapp das Tor der Tschechen. Fünf Minuten vor der Pause bekam Ronaldo einen neuen Sturmpartner. Der frühere Bremer Hugo Almeida kam für den verletzten Helder Postiga. Die Tschechen traten ohne Tomas Rosicky an, der wegen einer Achillessehnen-Verletzung nur auf der Bank saß. Ronaldo setzt in der Nachspielzeit der ersten Hälfte den letzten Akzent. Sein Schuss landete aber am Pfosten. Der exzentrische Star ging kopfschüttelnd in die Kabine.

Auch die nächste Chance hatte Portugal. Kurz nach der Pause köpfte Almeida übers Tor. Und Ronaldo traf erneut den Pfosten mit einem Freistoß. Portugals Chancenplus war Ausdruck wachsender Überlegenheit. Auch Ronaldo fühlte sich immer wohler und lieferte eine Übersteiger-Show auf dem Flügel und vergab die nächste Chance. Der Ball allerdings, war diesmal extrem schwer zu nehmen. Auch, wenn ihn viele im Stadion nicht mochten, von Ronaldo ging bisher die meiste Torgefahr aus. Aber auch Nani hatte mit seinem Schuss nach einer Stunde ebenso wenig Erfolg wie Almeida, weil er bei seinem Kopfballtor im Abseits stand. Die Tschechen schienen vorübergehend abgetaucht, es bestand sogar die Gefahr, sie für müde zu halten. Wie angeknipst kehrten sie mit drei gefährlichen Kontern ins Spiel zurück. Portugal aber drängte auf eine Entscheidung und beherrschte das Spiel, das nun einen Klassenunterschied offenbarte. Almeida vergab die nächste Chance. Meireles und Nani setzten das erfolglose Chancen-Festival fort – bis Ronaldo endlich traf und Portugal erlöste. Selbst jetzt mischten sich viele Pfiffe in den Beifall für sein Tor. Aber Ronaldos rotes Leuchten konnten sie nicht dimmen.

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