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Sport: Emmanuel Krontiris: Im Sauseschritt zu den Profis

Emmanuel Krontiris hofft auf einen Platz auf der Ersatzbank. Stammspieler ist der 17-Jährige bei den Amateuren von Borussia Dortmund in der Regionalliga Nord, und das Duell am Sonntag gegen seine ehemaligen Kollegen von Tennis Borussia reizt ihn durchaus.

Emmanuel Krontiris hofft auf einen Platz auf der Ersatzbank. Stammspieler ist der 17-Jährige bei den Amateuren von Borussia Dortmund in der Regionalliga Nord, und das Duell am Sonntag gegen seine ehemaligen Kollegen von Tennis Borussia reizt ihn durchaus. Aber spielen? Er würde lieber auf der Bank sitzen statt zu tricksen und zu dribbeln. Nicht in Dortmund, sondern in Bochum, ein paar Stunden später. Bei den Profis. "Erst beim Abschlusstraining erfahre ich, ob ich zum Kader gehöre", erzählt Krontiris.

Am 2. September lief der Jugendnationalspieler das letzte Mal für TeBe auf und erzielte im Derby gegen den 1. FC Union vor 5284 Zushauern prompt ein Tor. TeBe verlor zwar 1:3, aber für das Fachblatt "Fußball-Woche" war er "der überragende Akteur" auf dem Platz. Danach wechselte der Sohn einer Deutschen und eines Griechen für geschätzte 800 000 Mark nach Dortmund. Zwei Monate war es ruhig um ihn, dann konnten die Berliner Fans den offensiven Mittelfeldspieler wieder sehen: im Fernsehen. Beim Bundesligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern wechselte ihn Trainer Matthias Sammer in der 58. Minute für Guiseppe Reina ein, als der BVB mit 0:1 im Rückstand lag. Viele Stammspieler waren verletzt, auf der Bank saß kein Stürmer mehr - plötzlich war die Chance da. "Beim Warmlaufen war ich sehr aufgeregt, es waren 62.000 Zuschauer im Stadion", erzählt Krontiris, "aber als ich auf dem Platz stand, war alles vergessen. Fürs erste Spiel ist es gut gelaufen." Dortmund verlor zwar, aber der "kicker", das Fachorgan schlechthin, gab ihm die Note drei und schrieb, Krontiris habe "die Bundesliga-Feuertaufe mit Bravour bestanden". Einige TeBe-Spieler riefen ihn nach der Partie an und gratulierten, Trainer Mirko Slomka "hat sich nicht gemeldet".

Technisch könne er mithalten in der Bundesliga, an Tempo und Kraft müsse er sich erst gewöhnen, meint Krontiris. Als er TeBe verließ, setzte er sich als Ziel, "mit 18 oder 19 in der Bundesliga zu spielen". Dass es schneller geklappt hat, kann Krontiris, der ausschließlich mit den Profis trainiert, selbst noch nicht fassen. Die vielen Verletzten hätten dazu beigetragen, und "Glück gehört dazu". Im Pokalspiel in Wehen, eine Woche nach der Premiere, spielte er von Anfang an - gemeinsam mit Heiko Herrlich, Jörg Heinrich und Christian Wörns. Beim Debakel in München (2:6) war Emmanuel Krontiris nicht dabei, gegen Hertha letzte Woche saß er auf der Bank.

Die Kollegen hätten ihn gut aufgenommen, "die geben mir taktische Tipps". Er ist wohl auch keiner, der den Stars gegenüber den Mund aufreißt und große Töne spuckt. "Ich bin sehr schüchtern und rede nicht gern", sagte er über sich selbst. Da kommt es ihm vielleicht sogar zupass, dass die Fans, die zu jedem Training der Borussen kommen, ihn noch links liegen lassen. Fanpost hat er sogar schon bekommen, konnte sie aber noch nicht beantworten: Die Autogrammkarten sind noch nicht fertig. Ob die Briefe von jungen Verehrerinnen stammen? "Nein, von Mädchen sind sie nicht", sagt Krontiris lachend, und es klingt so, als würde ihm der Gedanke gefallen, dass demnächst ein paar Mädchen für ihn schwärmen und kreischen, wenn er eingewechselt wird. Aber vielleicht ist er ja auch nur ein bisschen verlegen.

Sportlich läuft es hervorragend, aber eine Sache gibt es doch, die Krontiris missfällt: das Hotelleben. "Das ist schrecklich. Da kann man die ganze Zeit nur fernsehen und keine Musik hören", erzählt der 17-jährige genervt. In diesen Tagen wird er mit seinem Vater endlich eine eigene Wohnung beziehen. Vielfältige Freizeitaktivitäten sind garantiert: Staub saugen und Klo putzen zum Beispiel. Auch eine Alternative.

Helen Ruwald

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