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Sport: Emotionen vorerst unerwünscht Deutsche Fußballerinnen meiden Eröffnungsfeier

Es hat gerade einmal 20 Minuten gedauert, bis Fan Yunjie merkte, dass sie in einer anderen Fußball-Welt gelandet war. Die 32-jährige Spielführerin der chinesischen Frauen-Auswahl kann so etwas beurteilen.

Es hat gerade einmal 20 Minuten gedauert, bis Fan Yunjie merkte, dass sie in einer anderen Fußball-Welt gelandet war. Die 32-jährige Spielführerin der chinesischen Frauen-Auswahl kann so etwas beurteilen. Sie hat bereits 176 Länderspiele bestritten und als eine der wenigen Ausnahmen den personellen Umbruch nach dem enttäuschenden 5. Platz bei der WM 2003 überstanden.

Von Fan Yunjie erwartet China, dass sie ihren jungen Kolleginnen den entsprechenden Weg zeigt, und in solchen Vorstellungen ist kein Platz für eine 0:8-Niederlage. Kein Gedanke daran, dass die alten Großmeisterinnen dieses Spiels eine solche Lektion erhalten könnten. Immerhin hatten Frau Fan und deren Genossinnen den deutschen Weltmeisterinnen vor drei Monaten im Playmobilstadion von Fürth die erste Niederlage zugefügt – sie gewannen damals 1:0. Die beiden ersten Kopfballtore von Birgit Prinz in Patras trafen deshalb das Selbstbewusstsein des chinesischen Teams gleich entscheidend. Die 26-jährige Prinz gilt zwar als weltbeste Fußballerin, den Chinesinnen aber muss die deutsche Modellathletin erschienen sein, als stürme da ein weiblicher Ronaldo durch den Strafraum.

Natürlich mag die Torjägerin Birgit Prinz solche Vergleiche mit dem anderen Geschlecht nicht. Natürlich mag auch die Cheftrainerin Tina Theune-Meyer nicht, wenn man ihre 18 Spielerinnen nun als den heißesten Gold-Tipp aus Deutschland beschreibt. Sie mag es auch nicht, dass ihr Kollege Zhang Haitao, bekanntermaßen ein Fan von Prinz, seine Verehrung in asiatischer Demut darbringt: Die Deutschen seien nicht nur Weltmeister, sondern auch die Besten der Welt. Auf Grund ihrer überragenden Stürmer praktisch unschlagbar. Frau Theune-Meyer spricht zwar auch von einer Medaille, „die man unbedingt holen will“, doch noch sei nichts gewonnen.

Im deutschen Quartier gilt die größte Sorge des Trainergespanns momentan den medialen Folgen des sportlichen Paukenschlags: Die acht Tore waren nicht unbedingt ein Vorteil, „weil wir jetzt noch mehr im Rampenlicht stehen“, sagte Theune-Meyer. Man kann die Dame beruhigen. Die 230 Kilometer von Athen in die olympische Außenstelle sind kein großes Vergnügen auf der Straße. Und im Übrigen zeichnet sich der DFB-Kader durch kollektives professionelles Denken aus. Keine Einzige wollte zur Eröff- nungsfeier der Spiele nach Athen reisen; Solche emotionalen Geschichten lassen sich viel besser erleben, wenn zuvor noch ein paar Mal gewonnen wurde.

Martin Hägele[Patras]

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