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EMSDS: Ich bin ein Star – und schon raus

Diese Europameisterschaft könnte zu Ende gehen, ohne dass ein wirklich herausragender Spieler gefunden wurde. Cristiano Ronaldo blieb an Arne Friedrich hängen, Franck Ribéry verletzte sich und Karim Benzema musste auf die Bank. Einen bestimmten Profi wird man deshalb wohl nicht mit dieser EM verbinden - das war bei früheren Turnieren anders.

Der letzte Star hat danach noch einmal einen Karrieresprung gemacht. Vor einem Jahr beendete Fußballprofi Theodoros Zagorakis seine Karriere – und wurde gleich Präsident. Theodoros wer? Theodoros Zagorakis, der Kapitän der griechischen Europameistermannschaft von 2004, der am Ende zum „wertvollsten Spieler“ des Turniers gewählt wurde und in Griechenland so wichtig ist, dass er im vergangenen Sommer gleich Chef bei PAOK Saloniki wurde. Interessiert hat das in Europa niemanden mehr. Zagorakis ist schon vergessen, weil die EM 2004 gar keinen richtigen Star hatte, von dem noch heute alle reden, so wie 1984 vom Franzosen Michel Platini. Auch dieses Mal gibt es keinen Star. Kandidaten gab es einige. Natürlich Cristiano Ronaldo, der weltbeste und auch weltspektakulärste Spieler. Ein Turnier, bei dem er aber an Arne Friedrich hängen bleibt, ist für Cristiano Ronaldo kein gutes. Zudem scheiterten die Portugiesen im Viertelfinale, und ein bisschen weiter darf schon kommen, wer der Star sein will. Matthias Sammer 1996 und Zinédine Zidane 2000 führten ihre Teams bis zum Titel.

Schon nach der Vorrunde raus waren die Franzosen mit Karim Benzema und Franck Ribéry. Benzema musste zuvor sogar auf die Bank, und der bis dahin gute Ribéry verletzte sich früh im entscheidenden Gruppenspiel gegen Italien. Die Italiener kamen zwar noch eine Runde weiter, ein Tor hatte Luca Toni am Ende trotzdem nicht geschossen, und übrig blieb stattdessen die Frage, ob er sich seinen Schnäuzer erst wieder abrasiert, wenn er im August wieder für den FC Bayern getroffen hat. In engen Situationen entscheidend weitergebracht mit seinen Toren hat seine Mannschaft vor allem der Türke Semih Sentürk. Der jubelte aber zu wenig expressiv, um im Gedächtnis zu bleiben. Da hatte der Spanier David Villa schon etwas mehr für den Zusammenschnitt der Highlights zu bieten. Villa, der im Finale fehlen wird, spielte eine gute EM und führt die Torschützenliste an, wenn seine drei Treffer im ersten Gruppenspiel gegen Russland sicher auch Mario Gomez gelungen wären. Der Stürmer ist die Enttäuschung in der deutschen Mannschaft, die in Philipp Lahm zumindest einen kleinen Star des Turniers hat. Dass man das auch als Abwehrspieler sein kann, hat der Italiener Fabio Cannavaro bei der WM 2006 gezeigt.

Die Sehnsucht aber nach einem Individuum, das einfach durch die schwer zu durchschauenden modernen Spielsysteme marschiert, den Ball in den Giebel haut und die aktuelle Herrschaft der Kollektive durchbricht, ist groß. Als mögliche Stars galten deshalb vor dem Turnier hinter Cristiano Ronaldo auch der Niederländer Wesley Sneijder und der Kroate Luka Modric, die mit ihren genialen Pässen Komplexität so wunderschön reduzieren können. Beide spielten gut, aber nicht alles überragend, Modric verschoss im Elfmeterschießen gegen die Türkei, Snejder konnte die Russen auch nicht entscheidend stören. Die hatten den Star dieser EM in ihrer Mannschaft – allerdings nur für zwei Spiele. Andrej Arschawin war in den ersten beiden Spielen gesperrt, ehe er 180 Minuten lang für Zuschauer und Gegner schwer zu begreifende Dinge zeigte. Die Suche schien doch noch erfolgreich beendet zu sein, bis Arschawin im Halbfinale so spielte, wie der Diego Maradona dieser Tage es auch noch gekonnt hätte. Arschawin konnte sich immerhin für den FC Barcelona empfehlen, und das Interesse großer Klubs hat sicher auch Russlands Linksverteidiger Juri Schirkow auf sich gezogen. Alle Spiele zusammengenommen, war Schirkow der auffälligste und beste Spieler des Turniers, ihm winkt die Wahl zum „wertvollsten Spieler“. Wenn sich im Finale nicht noch einer vordrängelt. Es sind immer noch Kandidaten im Wettbewerb, in letzter Minute zum Star ernannt zu werden, wenn es denn unbedingt einen braucht. Vor allem im sehr starken spanischen Mittelfeld, das mit Marcos Senna, Iniesta, Xavi, Silva und auch Fabregas sicher der Star der Mannschaftsteile ist. Oder Michael Ballack, der immerhin ein bemerkenswertes Freistoßtor geschossen hat und die Mannschaft führt – irgendwie jedenfalls. Und Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski spielen ja auch noch mit.

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