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Sport: Ende der Experimente

Die Regelhüter des Weltfußballs beschließen, auf technische Hilfsmittel für Schiedsrichter zu verzichten

Berlin - Das menschliche Auge bleibt bis auf Weiteres das Maß aller Dinge im Fußball. Die Regelhüter des Weltfußballs haben sich am Samstag gegen die Einführung einer Torkamera oder eines Chip-Balls entschieden. Das International Football Association Board (Ifab), das Entscheidungsgremium für Regelfragen, beschloss bei seinem 122. jährlichen Treffen im schottischen Schlosshotel Gleneagles, alle technologischen Experimente zu stoppen.

Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke sagte, es gebe Befürchtungen, die Einführung der Torkamera und des Chip-Balles könnten weitere technische Hilfsmittel nach sich ziehen. Das Ifab, das aus Vertretern der vier britischen Verbände und der Fifa besteht, sprach sich für zwei zusätzliche Schiedsrichterassistenten im Torbereich aus. Zudem wurde die Spielfeldgröße bei allen internationalen Partien auf exakt 105 Meter Länge und 68 Meter Breite festgelegt.

Die Erweiterung des Schiedsrichterteams um einen Assistenten hinter jedem Tor soll demnächst bei einem Uefa- oder Fifa-Turnier getestet werden. Im kommenden Jahr könnte die Ifab die Neuerung dann endgültig verabschieden. Sowohl Fifa-Präsident Sepp Blatter als auch Uefa-Präsident Michel Platini hatten den Einsatz von insgesamt vier Assistenten immer wieder begrüßt.

Der Einzug der Technik in den Fußball scheint dagegen gescheitert. „Ich glaube, das war das endgültige Aus“, kommentierte Brian Barwick, der Chef des englischen Verbandes FA, die Entscheidung des Ifab. Als Verlierer müssen sich neben den Entwicklern der Technologien die Verantwortlichen der englischen Premier League fühlen, die mit dem intelligenten Ball geliebäugelt hatten. „Die Technologie ist sehr weit fortgeschritten“, sagte Mike Foster, Generalsekretär der Liga, „die Klubs wollten die Einführung unbedingt.“ Vor der Ifab-Sitzung hatte Fifa-Sprecher Andreas Herren zwar von einer „komplexen Materie“ gesprochen, aber auch die Möglichkeit weiterer Tests bei einem großen Turnier oder in einer Liga eingeräumt.

Adidas und sein Technologiepartner Cairos hatten in Gleneagles Testergebnisse ihrer „Goal Line Technologie“ vorgestellt. Bei diesem System erzeugen im Rasen verlegte Kabel ein Magnetfeld, ein Chip im Ball sendet ein Signal an den Schiedsrichter, wenn er die Torlinie überschritten hat. Das System war bei der Klub-WM im Dezember in Japan erfolgreich getestet worden. „Ich war regelrecht schockiert, wie gut es funktioniert hat“, sagte der dänische Schiedsrichter Claus Bo Larsen, der in Japan im Einsatz war. Larsen hatte das System „hundertprozentig zuverlässig“ und als „große Hilfe für die Arbeit der Schiedsrichter“ erlebt. Im Februar hatten sich auch 51 Schiedsrichter der Uefa deutlich für technische Hilfe bei Torentscheidungen ausgesprochen. Als bislang einziger Referee hatte der Deutsche Markus Merk nach einer eigenen Abseits-Fehlentscheidung im Bundesligaspiel Bremen gegen Dortmund den Videobeweis gefordert.

Diese Möglichkeit hatte Fifa-Sprecher Herren aber schon im Vorfeld ausgeschlossen: „Es ist ganz klar, wo die Linie gezogen wird: Einen Videobeweis wird es nicht geben.“ mit dpa

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