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Sport: Ende der Höflichkeit

Chelsea feuert Trainer Scolari und hofft auf Hiddink

London - Die Vereine der Premier League trennen sich grundsätzlich nur „im gegenseitigem Einvernehmen“ von ihren Trainern, doch am Montagnachmittag verzichtete der FC Chelsea auf alle höflichen Floskeln: „Scolari gefeuert“ lautete die schroffe Betreffzeile in der offiziellen Presse-E-Mail. „Luiz Felipe Scolari wurde mit sofortiger Wirkung entlassen“, verkündete der Klub von Michael Ballack, „er hat hier viel Positives geleistet und wir alle sind traurig, dass die Beziehung so früh zu Ende ging.“ Assistenztrainer Ray Wilkins wird zunächst das Training leiten. Chelsea hat sich bereits vom russischen Verband die Erlaubnis geholt, mit Nationaltrainer Guus Hiddink über ein bis zum Saisonende befristetes Engagement zu verhandeln. Hiddink, der als guter Freund von Chelesas russischem Eigentümer Roman Abramowitsch gilt, sagte: „Wenn ich kann, dann würde ich gerne helfen.“

Ganze vier Monate war der Brasilianer Sclorai im Amt, der mit dem Gehalt für die restliche Laufzeit seines Vertrag in Höhe von umgerechnet 8,6 Millionen Euro abgefunden werden soll. Die Trennung hatte sich abgezeichnet: Chelsea spielte unter seiner Ägide zunehmend uninspiriert und sackte nach dem 0:0 gegen Aufsteiger Hull City auf den vierten Tabellenplatz ab. Scolaris vermeintlich antiquierte Trainingsmethoden waren von mehreren Chelsea-Spielern hinter vorgehaltener Hand bereits des Öfteren kritisiert worden waren. Der 60-Jährige, der 2002 mit Brasilien den WM-Titel gewonnen hatte, war mit dem Anspruch, einen attraktiveren Fußball spielen zu lassen, zu Chelsea gekommen. Von seinem vorhergehenden Engagement als Nationaltrainer Portugals brachte er die Nationalspieler Deco und Jose Bosingwa mit; im September scheiterte sein Versuch, den Brasilianer Robinho zu verpflichten.

Als Abramowitsch zuletzt an der Börse einen zweistelligen Milliardenbetrag verlor, verordnete er einen strikten Sparkurs. Unter diesen Umständen schienen Scolari Kraft und Ideen auszugehen; Chelsea verlor mit Blick auf das Titelrennen und das Champions-League- Achtelfinale gegen Juventus Turin das Vertrauen in ihn.Raphael Honigstein

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