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Sport: Ende der Vergangenheit

In Paris finden alte Helden wie Andre Agassi ihre Meister

Paris. Guillermo Coria war zehn Jahre alt, als Andre Agassi 1992 in Wimbledon seine ersten Grand-Slam-Titel gewann. „Er war mein Vorbild“, sagt Coria. Und offensichtlich hat er sich vom großen Agassi einiges abgeschaut. Inzwischen zählt Coria selbst zu den besten Tennisspielern der Welt. In Hamburg ist der 21-Jährige als Sieger vom Platz gegangen, in Paris, beim wichtigsten Sandplatz-Turnier der Welt, steht der Argentinier im Halbfinale – durch einen Sieg gegen Agassi. „Dieses Spiel werde ich nie vergessen“, sagte Coria, der nach seinem Landsmann Guillermo Vilas benannt ist, dem French-Open-Sieger des Jahres 1977. „Das ist ein Traum. Agassi war mein Vorbild, schon als ich Kind war.“

Zweieinhalb Stunden standen sich am Dienstag in Roland Garros die Vertreter zweier Tennis-Generationen gegenüber: hier die glorreiche Vergangenheit in Person Andre Agassis, 33 Jahre alt, acht Grand-Slam- Titel, dort die hoffnungsvolle Zukunft, 21 Jahre alt und noch hungrig auf Erfolge. Am Ende hatte die Vergangenheit 6:4, 3:6, 2:6, 4:6 verloren. „Er hat den Sieg verdient“, sagte Agassi nach dem 999. Match seiner Karriere. „Er war heute besser.“

Vielleicht wird man eines Tages sagen: Bei den French Open 2003 hat die Zukunft begonnen. Zumindest aber ist bei den French Open 2003 die Vergangenheit zu Ende gegangen. Am Dienstag verabschiedeten sich mit Agassi (1999) und dem Spanier Carlos Moya (1998) gleich zwei frühere French-Open-Sieger aus dem Turnier. Am Tag zuvor war mit Gustavo Kuerten der dreifache Titelträger der Jahre 1997, 2000 und 2001 ausgeschieden. Michael Chang (1989) durfte dank einer Wildcard des Turnierveranstalters noch einmal eine Runde mitwirken, und auch Jewgeni Kafelnikow (1996) überstand die erste Woche nicht. Pete Sampras, der so viele Grand-Slam-Turniere gewonnen hat wie kein anderer Spieler, allerdings nie die French Open, war erst gar nicht nach Frankreich gereist und wird es wohl auch künftig nicht mehr tun. In New York verkündete Sampras in der vergangenen Woche, dass er nicht mehr in Roland Garros spielen werde.

So weit ist Agassi noch nicht. „Ich werde es nächstes Jahr wieder versuchen.“ Seinem fortgeschrittenen Alter zum Trotz kann der Amerikaner mit den jungen Leuten der Tour noch recht gut mithalten. Hätte er es in Paris zum vierten Mal ins Endspiel geschafft, wäre er am elf Jahre jüngeren Lleyton Hewitt vorbei an die Spitze der Tennis-Weltrangliste gezogen, und in Wimbledon, auf dem schnellen Gras, zählt Agassi wieder zu den Favoriten. Was er sich für das Turnier wünsche, wurde Agassi nach der Niederlage gegen Coria gefragt. „Gegen Coria zu spielen.“

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