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Sport: Ende einer Unzeit

Bayern München siegt 3:1 gegen Lautern und übernimmt die Tabellenspitze

Es war unmöglich, alle Wünsche zu erfüllen. Bei der Jahreshauptversammlung der Bayern am Freitagabend hatten die Mitglieder allerlei Anliegen vorgetragen. So informierte ein Fan über sein dringendes Bedürfnis, die bayerische Hymne, akustisches Editorial vor Heimspielen des FC Bayern, möge künftig von einer Blaskapelle gespielt werden und nicht, wie bisher, in außerordentlich unangemessener E-Gitarren-Musik durch die Lautsprecher knarzen.

Der gute Mann wird möglicherweise ein wenig unbefriedigt das Olympiastadion verlassen haben, nach Bayerns gestrigem Spiel gegen Kaiserslautern – mit grober Ignoranz wurde das Lied in gewohnter metallischer Kälte durch die Boxen gejagt. So wird er Trost finden müssen in dem Umstand, dass der Wunsch eines anderen Mitgliedes in Erfüllung ging. Franz Beckenbauer hatte darum gebeten, doch bitte dorthin zurückzukehren, wo der FC Bayern hingehöre: an die Tabellenspitze. Nach einer überzeugenden Leistung hatten die Münchner Kaiserslautern mit 3:1 geschlagen und führen nach 47 Spieltagen erstmals wieder die Tabelle an.

Der offensichtliche Wunsch der Mannschaft, endlich das Ende jener Unzeit herbeizuführen, hätte das Projekt Felix Magath zufolge beinahe gefährdet. „Weil die Mannschaft unbedingt Tabellenführer werden wollte, hat sie sich zu Beginn zu sehr nach vorne orientiert“, monierte der Trainer, was prompt zum unerwarteten Rückschlag führte. Ferydoon Zandi hatte unbedrängt vom Strafraumeck flanken dürfen, Oliver Kahn ließ den Ball nach vorne abklatschen, Thomas Riedl schoss zum 0:1 ein. „Auch danach gab es zwei, drei Situationen, in denen ich unruhig geworden bin“, berichtete Magath, doch allzu lange dauerte es nicht, ehe sich die wahren Kräfteverhältnisse von der Anzeigetafel ablesen ließen. Fünf Minuten nach dem 0:1 schmetterte Claudio Pizarro eine weite Flanke von Willy Sagnol aus rund zehn Metern volley ins Tor, danach folgten Chancen der Bayern in immer kürzeren Abständen. Die Führung besorgte Torsten Frings, nachdem ihn Roy Makaay freigespielt hatte.

Auch danach dominierten die Münchner. Nach dem Wechsel „war das Spiel dann im Prinzip gelaufen“, wie Lauterns Trainer Kurt Jara feststellte, „es war dann ein Unterschied zu sehen, den wir vorher schon gewusst haben“. Auch Lauterns Torwart Tim Wiese, der mehrfach hervorragend parierte, mochte sich nicht allzu sehr ärgern: „Mit drei Gegentoren können wir hier in München ganz zufrieden sein.“ Dass es bei einem dritten Münchner Tor blieb – Bastian Schweinsteiger hatte per Lupfer Paulo Guerrero bedient, der überlegen vollendete –, war in der Tat der Münchner Sorglosigkeit im Angriff geschuldet. „Wir haben zu wenig aus unseren Chancen gemacht“, bemängelte Magath, „irgendwann kann ja auch mal das Torverhältnis wichtig werden.“

Erfreulicher aus Münchner Sicht war die Rückkehr von Sebastian Deisler, der nach einmonatiger, krankheitsbedingter Pause eingewechselt wurde. Es sieht also ganz gut aus, was die Vorstellungen des Präsidenten betrifft. Beckenbauer hatte in der Satzmelodie seines bekannten Werbespruches rhetorisch gefragt: „Jo, is denn des zu viel verlangt?“ Nach dem derzeitigen Leistungsstand zu urteilen: definitiv nicht.

Daniel Pontzen[München]

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