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Sport: Ende einer Verklärung

Leider war der Prozess gegen den Sprinttrainer Thomas Springstein nur ein Kurzstreckenwettbewerb. Der überlasteten Magdeburger Staatsanwaltschaft ist schnell die Puste ausgegangen, sonst hätte sie mehr herausfinden können.

Leider war der Prozess gegen den Sprinttrainer Thomas Springstein nur ein Kurzstreckenwettbewerb. Der überlasteten Magdeburger Staatsanwaltschaft ist schnell die Puste ausgegangen, sonst hätte sie mehr herausfinden können. Allein der E-Mail-Verkehr von Springstein legt den Schluss nahe, dass es längst Dopingnetzwerke gibt, dass Trainer und Ärzte verschiedener Länder Absprachen treffen, Dopingpläne erstellen und sich über den Stand der Manipulationsmethoden informieren. Auch die Möglichkeiten des Gendopings werden in diesen Kreisen schon diskutiert. Zudem finden sich in Springsteins Briefverkehr Andeutungen, dass sogar internationale Leichtathletikmanager in diesem Netz eine Rolle spielen.

Es blieb jedoch bei den Andeutungen. Für mehr reichte die Arbeitskraft der Magdeburger Justiz nicht. Immerhin kann sie sich zugute halten, diese Ergebnisse überhaupt ans Licht der Öffentlichkeit gebracht zu haben. Der Sport alleine hätte das nicht geschafft, dazu musste schon die Polizei Springsteins Haus durchsuchen. Dafür kann der Sport nun weiterermitteln. Nationale Anti-Doping-Agentur und Deutscher Leichtathletik-Verband sollten und werden schnell Akteneinsicht beantragen. Der Prozess hat noch einen Erfolg gebracht: das Ende einer Verklärung. Bis zum letzten Verhandlungstag nannte sein Verteidiger Peter-Michael Diestel Springstein einen „erfolgreichen und unbescholtenen Trainer“. Dieses Prädikat hat ihm das Amtsgericht jetzt entzogen. Mehr Realitätsnähe in Sachen Doping – das ist daher wohl der Hauptverdienst dieses Prozesses.

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