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Sport: Endlich zu Hause

Im zwei Kilometer entfernten Müngersdorfer Stadion hatte der 1. FC Köln soeben das 1:0 gegen Bayer Leverkusen erzielt.

Im zwei Kilometer entfernten Müngersdorfer Stadion hatte der 1. FC Köln soeben das 1:0 gegen Bayer Leverkusen erzielt. Sehr zur Freude auch der 2300 Zuschauer im HEW Energy Dome, die vom Hallensprecher über das fußballerische Geschehen informiert wurden. Es war so etwas wie ein kleiner Ausgleich für die sich anbahnende Schmach der Basketballer von Rhein Energy Cologne, die hoffnungslos zurücklagen im Spiel gegen die Bayer Giants Leverkusen. Der etablierte Bundesligaklub war gerade dabei, dem Emporkömmling aus Köln eine Lektion zu erteilen. Mit 70:43 führte Leverkusen. Als die dem Chemiekonzern angeschlossene Fußballabteilung sich anschickte, das Ding noch zu drehen, kam der energische Schlussspurt der Kölner Basketballer. Die Zwischenergebnisse der Fußballer wurden zur Nebensache, denn in einem ungewöhnlichen Kraftakt drehten die Kölner nach einer rauschenden Phase mit 41:10 Punkten das Spiel zu ihren Gunsten. Mit 84:80 gewannen sie schließlich das Prestigeduell und stürzten die Leverkusener von der Tabellenspitze. Dort thronten zumindest für einen Tag die Kölner, bis sie gestern von Frankfurt verdrängt wurden. Alba Berlin, Abonnementmeister der letzten Jahre, quälte sich zu einem 92:89-Sieg in Tübingen und liegt zwei Punkte zurück.

Kölns Trainer Svetislav Pesic, der einstige Berliner Meistermacher, freute sich nach dem Sieg über Leverkusen: "Ich habe zum ersten Mal das Gefühl gehabt, zu Hause zu spielen." Sein Spielmacher Vladimir Bogojevic, früher ebenfalls bei Alba unter Vertrag, mahnte allzu euphorische Fans zur Zurückhaltung: "Ein Titelkandidat sind wir noch nicht." Es folgten die üblichen Erklärungen von einem spannenden Spiel und von einer Werbung für den Basketball, den diese Sportart in Deutschland trotz der zunehmenden Präsenz im Fernsehen und des beachtlichen vierten Platzes bei der Europameisterschaft immer noch nötig hat.

Dazu sind Lokalderbys das probate Mittel. Die Spielstätten der beiden mittelrheinischen Rivalen liegen genau 19 Autokilometer auseinander. Wenn Rhein Energy in der großen Kölnarena in der Innenstadt auftritt, ist die Entfernung noch geringer. Elf Jahre hat den Leverkusenern dieser lokale Vergleich gefehlt. Als Köln dann mit einer Wildcard den Platz in Deutschlands höchster Klasse zugesprochen bekam, waren sie - anders als der andere Nachbar Telekom Baskets Bonn - nicht dagegen.

Dabei waren es immer besondere Spiele, wenn die rheinischen Rivalen aufeinander trafen. Schon als die Kölner noch ASV, BSC Saturn oder Galatasaray und die Leverkusener noch Turn- und Spielverein, TSV Bayer 04 oder die "Riesen vom Rhein" hießen. Diese Partie hätte eine ganz besondere werden können - wenn ein Termin in der Kölnarena frei gewesen wäre. "Dann hätten wir 15 000 Zuschauer gehabt", sagt Kölns Marketing-Manager Michael Mronz. Viele Firmen wollten ganze Kartenkontingente ordern. Die Mannschaft mit vier Nationalspielern, einem Clint Cotis Harrison (früher Kunstschütze der Harlem Globetrotters) und Europameister Sasa Obradovic sorgt dafür, dass die Basketballer wieder Gesprächsthema in Köln sind. Nach elf Jahren schließt die Stadt die Basketballer wieder ins Herz.

Siegfried Grass

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