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Seltenes Motiv. Janker im Hertha-Trikot – er spielte bislang nur 34 Ligaminuten.

© Matthias Koch

Endlich zweite Wahl: Herthas Janker darf endlich ran

Christoph Janker spielte bei Hertha BSC lange keine Rolle – nun darf er am Samstag gegen Köln wohl Christian Lell vertreten.

Berlin - Es gab Zeiten, da war Christoph Janker bei Hertha BSC weg vom Fenster. Im Flieger ins Trainingslager 2010 in Oberstaufen etwa saß er am Gang und blätterte in den Job- und Karriereseiten einer Zeitung. Ein Schelm, wer dabei dachte, der Verteidiger würde nach seinem enttäuschenden ersten Jahr in Berlin Stellenanzeigen sichten. Doch Janker blieb und spielte in der Zweiten Liga eine noch kleinere Rolle als im Abstiegsjahr. Auch in dieser Saison war von dem 26-Jährigen wenig zu sehen, bis zum Sonntag in Bremen.

Janker war erst wenige Minuten im Spiel, als er sich trotz der Unterzahl seiner Elf mit einem Sprint nach vorne traute und fast das 2:1 für Hertha erzielte. „Die Situation hat genau gepasst, da haben die Bremer uns vielleicht unterschätzt, weil wir ein Mann weniger waren“, sagt Janker, „schade, dass ich den Ball nicht reingemacht habe.“

An Janker, der Christian Lell nach seinem Platzverweis als Rechtsverteidiger vertrat, lag es nicht, dass das Spiel verloren ging. In einer halben Stunde zeigte er vielleicht sein bestes Spiel für Hertha, wurde von Trainer Markus Babbel sondergelobt und ist nun plötzlich Favorit, den gesperrten Lell am Samstag gegen Köln hinten rechts zu vertreten. „Ich habe in Bremen eine ordentliche Leistung gezeigt und hoffe, dass ich von Beginn an spiele“, sagt der gebürtige Oberpfälzer in seinem Dialekt.

Bisher war Jankers Beziehung zur Hertha keine allzu glückliche. 2009 kam der Defensivallrounder ablösefrei aus Hoffenheim nach Berlin, spielte in 15 Einsätzen nur fünfmal durch, enttäuschte fast durchgängig und stieg mit ab. Er verlängerte seinen Vertrag, um beim Wiederaufstieg mitzuhelfen, aber spielte, bisweilen auch verletzungsbedingt, vergangene Saison ganze 126 Minuten. „Dem Verein ging es sehr gut, mir schlecht, sowohl sportlich als auch gesundheitlich“, sagt Janker. Gedanken, den Klub zu verlassen, verwarf er im Sommer. Geholfen hat ein Gespräch mit Babbel und seinem Trainerstab. „Sie haben mir die Entscheidung abgenommen, weil ich gemerkt habe, dass sie sehen, dass ich Gas gebe und dass bei uns honoriert wird, wenn sich einer reinhaut und im Training fleißig ist.“

Dass „Django“, wie ihn die Teamkollegen nach einem Westernhelden rufen, seinen Frust stets in Trainingsschweiß goss, wird nun wohl mit einem Einsatz gegen Köln belohnt. Dort kann er entweder zeigen, dass er bei Hertha lange zu Unrecht als Passivposten verbucht wurde oder sich zumindest angesichts des auslaufenden Vertrages für einen neuen Verein empfehlen. Doch bei Köln stürmt über seine Seite ein gewisser Lukas Podolski. „Er ist derzeit einer der besten Spieler der Bundesliga“, schwärmt Janker. Gegen den formstarken Nationalstürmer kann Janker stellvertretend für seine Kollegen von der hinteren Bank zeigen, dass die zweite Reihe bei Hertha, die bisher wenig zum Zug kam, auch gehobenen Bundesligaansprüchen genügt. „Alleine kann man ihn ohnehin schwer verteidigen“, sagt Janker, um den Druck herunterzuspielen.

Einer wird nicht mithelfen, Podolski zu verteidigen. Denn dass Janker als Zweitbesetzung hinten rechts derzeit erste Wahl ist, spricht auch gegen Maik Franz, der in Frankfurt einst als Rechtsverteidiger glänzte. „Meine sechs Tore in der Saison waren ja nicht so schlecht, da habe ich gezeigt, dass ich auf dieser Position wertvoll sein kann“, sagt der gelernte Innenverteidiger. Doch derzeit scheint Trainer Babbel Janker, ebenfalls gelernter Innenverteidiger, auf rechts für wertvoller zu halten. Die Job- und Karriereseiten kann Janker jedenfalls derzeit aus der Hand legen.

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