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Brachial und motivierend. Berlins Paul Carroll erzielte gegen Surgut nicht nur viele Punkte, sondern redete auch positiv auf seine Teamkollegen ein.

© imago/Sebastian Wells

Endspiel um den CEV-Pokal: Sind die BR Volleys stark genug für Sibirien?

Noch ein Sieg fehlt den BR Volleys, um Vereinsgeschichte zu schreiben. Der Vorteil könnte sein, dass der Gegner manchmal mit sich selbst nicht klarkommt.

Dieser erste europäische Pokalsieg in der Vereinsgeschichte, sollte er den BR Volleys tatsächlich gelingen, will hart verdient sein. Am Dienstag arbeiteten sich die Berliner im Hinspiel des CEV-Pokalfinales etwas mehr als zwei Stunden in der Max-Schmeling-Halle an dem russischen Team aus Surgut ab und triumphierten am Ende erschöpft. Und heute schon sitzen die BR Volleys im Flugzeug nach Surgut. Mit Zwischenlandung in Moskau werden sie um 3 Uhr nachts russischer Zeit im westsibirischen Tiefland ankommen. Am Freitag soll dann die Akklimatisierung im Schnelldurchgang vollzogen werden, ehe ein Tag später die extrem heimstarken Russen besiegt werden müssen. „Wir sind heiß und wir sind gierig“, sagt Volleys-Sportdirektor Roko Sikiric. Er sagt aber auch: „Es wird verdammt schwer.“

Verdammt schwer war es schon am Dienstag. Was war das für ein Kraftakt der Volleys, und bemerkenswert war dieser schon deshalb, weil die Berliner in der Liga derlei Kraftakte kaum gewohnt sind. Und dennoch, als die Stimmung vor knapp 6000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle überschwappte, als es irrsinnig laut wurde und als auch noch der gebürtige Berliner Felix Fischer den Matchball zum 3:2-Sieg verwandelte, feierten die Spieler der Volleys nur kurz. Weil sie wussten, dass die gängigen Sportlerfloskeln, dass man noch nichts erreicht habe und dass das nächste Spiel immer das schwerste sei, selten so stimmten wie an diesem Abend.

Während also die Zuschauer euphorisiert waren von dem Fünf-Satz-Krimi, verzog Volleys-Kapitän Robert Kromm kaum eine Miene. Er analysierte nüchtern: „Wir müssen den Rhythmus über ein ganzes Spiel hoch halten. Es ist noch Luft nach oben.“

Die Russen sind extrem heimstark

Nun versprühte Kromm ein wenig den Charme eines Partycrashers, tatsächlich aber ist nach dem Sieg im Hinspiel „weiter alles offen“, wie auch Volleys-Manager Kaweh Niroomand feststellte.

Die Russen sind außerordentlich heimstark. Eindrucksvoll bewiesen hatte die Mannschaft von Trainer Rafael Khabibullin dies im Halbfinale des CEV-Pokals. Dort verlor sie bei Dynamo Moskau chancenlos mit 0:3, im Rückspiel ließ sie den Moskauern aber keine Chance und setzte sich im entscheidenden Golden Set insbesondere dank ihres phänomenalen Diagonalangreifers Kostyantin Bakun durch.

Diesen Bakun bekamen auch die Volleys am Dienstag nicht in den Griff. Der 31-Jährige erzielte 26 Punkte, bei den Berlinern kam der ebenfalls überragende Paul Carroll immerhin auf 23 Punkte. Vielleicht aber gewann der Topscorer der Berliner dennoch das Duell mit Bukin. Denn während der Australier und seine Teamkollegen sich gerade in kritischen Situationen untereinander anfeuerten, schnauzte Bukin permanent seine Mitspieler an. „Ich habe mal in Russland gespielt. Die Spieler sind dort schnell auch gegenüber den Teamkollegen kritisch“, sagte Kromm. „Das ist bei uns anders, diese mannschaftliche Geschlossenheit ist in jedem Fall ein Plus.“

Niroomand will die BR Volleys auch international voranbringen

Der Gewinn des wichtigsten europäischen Pokalwettbewerbes nach der Champions League wäre gewiss eine große Sache für die Volleys. Der ehrgeizige Manager Niroomand hat den Klub als eine nationale Spitzenmannschaft etabliert. Seit Jahren dominieren die Berliner zusammen mit dem VfB Friedrichshafen den deutschen Volleyball. Nun soll der nächste Schritt getan werden: ein Sieg auf europäischer Ebene. „Wir wollen uns kontinuierlich weiterentwickeln und so ein Titel würde sich schon rumsprechen“, sagt Niroomand.

Auch Volleys-Trainer Roberto Serniotti sieht seine Mannschaft auf diesem steten Weg. „Wenn wir gegen Surgut in der ersten Hälfte der Saison hätten spielen müssen, hätten wir wohl verloren. Jetzt sind wir stärker.“ Die Frage ist nur: Sind sie stark genug für das Spiel in Sibirien?

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