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Sport: Energie Cottbus - 1.FC Kaiserslautern: Schwere Wochen

Eigentlich sollte man sich als Spieler der Gastmannschaft vor einer Bundesligapartie im Stadion der Freundschaft mit provokanten Äußerungen zurückhalten. Sonst schlägt einem später 90 Minuten lang der Volkszorn entgegen.

Eigentlich sollte man sich als Spieler der Gastmannschaft vor einer Bundesligapartie im Stadion der Freundschaft mit provokanten Äußerungen zurückhalten. Sonst schlägt einem später 90 Minuten lang der Volkszorn entgegen. Der Fußballspieler Mario Basler aber hielt sich nicht an die Gepflogenheiten, sondern tönte: "Bei Energie Cottbus gewinnen wir sowieso." Die meisten der 18000 Fans pfiffen daher in der ersten Halbzeit jedes Mal, wenn sich der Libero des 1. FC Kaiserslautern in der Nähe des Balles aufhielt. Gegen Spielende aber stellten sie die Missfallenskundgebungen ein. Sie waren sinnlos.

Es ist ruhiger geworden bei Energie Cottbus. Nach dem 0:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern, der zweiten Heimniederlage in Serie, findet sich der Bundesligist auf einem Abstiegsplatz wieder. Schlimmer noch. Die Konkurrenten Stuttgart und Unterhaching siegten, und auf Cottbus warten mit dem Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München und dem Heimspiel gegen Hertha BSC, auswärts immerhin schon sechsmal siegreich, schwere Aufgaben.

Zumal den Bayern einige Argumente einfallen dürften, warum das Spiel am kommenden Samstag unbedingt gewonnen werden muss. Etwa die Niederlage im Hinspiel (0:1), die aktuelle Pleite in Rostock (2:3), die sie im Titelkampf in Zugzwang bringt, oder das Gerede vom Ostkomplex. Und dann war da noch der Empfang von Uli Hoeneß. Der Manager wurde auf dem Höhepunkt der Affäre um Christoph Daum von den Cottbuser Fans ausgebuht, als hätte er gesagt, dass ostdeutsche Mütter nicht kochen könnten. Muss man, auch angesichts der schwachen Leistung gegen Kaiserslautern, nicht Angst haben um Energie Cottbus?

"Ich kenne keine Angst", sagt Klaus Stabach, "die entscheidenden Punkte müssen wir sowieso gegen Bochum, Unterhaching und Stuttgart holen." Der Manager von Energie Cottbus bleibt ebenso gelassen wie sein Trainer. "Die Lage ist von Woche zu Woche nicht anders", sagt Eduard Geyer, "wir müssen bis zuletzt um den Klassenerhalt kämpfen." Sorgen bereitet den beiden Verantwortlichen allerdings die fehlende Konstanz. Noch nie gelang es dem Bundesliga-Neuling, zwei Spiele in Folge zu gewinnen. "Wir müssen Spiele auch mal zu Null beenden", forderte Eduard Geyer. Aber seine Mannschaft spielt zu Hause stets Alles oder Nichts. Sieben Siegen stehen sechs Niederlagen gegenüber. Nie teilte sich Energie Cottbus die Punkte mit dem Gegner. Das ärgert auch Mittelfeldspieler Ronny Thielemann: "Wenn wir drei Unentschieden mehr hätten, sähe es für uns schon ganz anders aus."

Immerhin ist Mittelfeldregisseur Vasile Miriuta in dieser Saison, spätestens seit seinen beiden Treffern in Leverkusen, zum Star der Lausitz aufgestiegen. Sein Marktwert wird auf fünf Millionen Mark taxiert. Schon interessieren sich andere Klubs für den spielstarken Glatzkopf. Doch der besitzt einen Vertrag bis Ende 2002. "Wenn ihn andere haben wollen, bekommen wir ein hohe Ablösesumme", sagt Klaus Stabach, "außerdem gibt es immer andere Spieler."

Gelassen geht der Manager in die letzten zehn Spiele dieser Saison. "Ich habe nie hohe Erwartungen", gesteht Stabach, "ich bin jedes Mal überrascht, wenn wir ein erfolgreiches Ergebnis erzielen." Die Frage ist nur, ob Ruhe und Bescheidenheit zum Klassenerhalt reichen.

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