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Cottbus

© dpa

Energie Cottbus: Depression über der Lausitz

Energie Cottbus nähert sich nach der unglücklichen Niederlage gegen Gladbach der Zweiten Liga.

Es gibt verschiedene Stufen von Fatalismus, Bojan Prasnikar hatte am späten Mittwochabend die äußerste erreicht. „Warum sollen wir nicht auch einmal Glück haben?“, flehte der Trainer des FC Energie Cottbus nach der 0:1-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach, und es sah so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Wir haben viel in dieses Spiel investiert. Wir hatten den Glauben und die Hoffnung.“ Und dann das. Man kann im Abstiegskampf auf die eigene Stärke setzen, im Zweifel auch auf die Schwäche der Konkurrenz, aber wenn man schon das Glück beschwören muss, ist das ein höchst bedenkliches Zeichen. Es sieht wirklich nicht gut aus für den einzigen Ostverein in der Fußball- Bundesliga.

Zwei Spieltage vor dem Ende der Saison ist Energie dem zweiten Abstieg nach 2003 erheblich näher gekommen. Die Cottbuser sind immer noch Tabellenvorletzter, und am Samstag muss die Mannschaft nach Stuttgart zum VfB, der um seine Titelchance kämpft – vor dem letzten Heimspiel gegen Bayer Leverkusen könnte theoretisch schon alles vorbei sein. „Es glaubt doch niemand, dass wir in der momentanen Verfassung beim VfB etwas holen“, sagte Torhüter Gerhard Tremmel gleich nach dem Spiel. Zumal auch in Stuttgart Energies beste Offensivspieler Dimitar Rangelow und Ivica Iliev verletzungsbedingt fehlen werden.

Am Mittwochabend, um kurz vor zehn, legte sich eine schwere Depression über die Lausitz. Es war nicht die 0:1-Niederlage alleine, es war vor allem ihre Entstehung, die den Cottbusern aufs Gemüt schlug. In der Nachspielzeit köpfte Borussias Innenverteidiger Dante einen Eckball unter die Latte. „Das blöde Tor wirft uns weit zurück“, sagte Energies Präsident Ulrich Lepsch. Sehr weit sogar: Das blöde Tor gefährdet in hohem Maße die Zugehörigkeit der Cottbuser zur Ersten Liga.

Drei Jahre war Energie nach dem ersten Aufstieg 2000 in der Bundesliga, drei Jahre spielten die Cottbuser anschließend in der Zweiten Liga, jetzt sind sie wieder drei Jahre erstklassig. Mit dem Abstieg also würde zumindest der bisherige Rhythmus beibehalten. Energies Planungen für diesen Fall sehen erhebliche Einsparungen vor. Der Etat würde von 24 Millionen Euro auf 13,1 Millionen sinken, auf die Spieler kämen ebenfalls drastische Einbußen zu. Die meisten Verträge gelten auch nach dem Abstieg, die Gehälter aber würden um die Hälfte sinken.

Das Spiel gegen Gladbach, den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, hatte für die Cottbuser fast sadistische Züge. Die Mannschaft musste drei Stammspieler ersetzen, sie spielte nicht gut, bekam vor allem nach vorne kaum etwas zustande; doch in der letzten Viertelstunde eröffneten sich ihr zwei unverhoffte Konterchancen: Der eingewechselte Jiayi Shao scheiterte zweimal. Aber als wäre es nicht schon schlimm genug, vor eigenem Publikum nicht gewonnen zu haben – in der Nachspielzeit kam es noch ärger. „Das Ergebnis ist wie ein Schlag ins Gesicht für uns“, sagte Mittelfeldspieler Ervin Skela.

Innerhalb von fünf Tagen haben die Cottbuser zwei Heimspiele verloren, und damit ihre Chance auf den Verbleib in der Bundesliga nahezu verspielt. „Es ist hart“, sagt Manager Steffen Heidrich, der nach dem Spiel „eine ganz kurze Nacht“ erlebt hat. Am Tag danach aber ist er „schon wieder kämpferisch“, wie er sagt. Zwei Spiele stehen noch aus, das heißt: „Wir haben noch zwei Chancen.“ Schließlich liege Energie nicht drei oder vier Punkte zurück, sondern habe im Vergleich zu Bielefeld auf dem Relegationsplatz nur die schlechtere Tordifferenz, und der VfL Bochum auf Platz 15 sei auch nur einen Punkt voraus. „Es hängt an Kleinigkeiten“, sagt Energies Manager. „Das ist eine Millimeterentscheidung.“

So schnell wie Energie in den Schlamassel gestürzt ist, so schnell haben sich die Gladbacher daraus befreit. „Vor vier Tagen waren sie schon abgeschrieben“, sagt Heidrich. Dann siegten die Borussen zweimal durch ein Tor in der Schlussminute und hievten sich von Platz 17 über den Strich. Energies Präsident Lepsch sagt: „Die Gladbacher haben es uns vorgemacht, wie man sehr schnell wieder hochkommen kann.“ Zwei Siege reichen schon.

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