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Energie Cottbus: Der Letzte lebt

Der erste Sieg seit einem halben Jahr: Energie Cottbus kämpft den FC Schalke 04 nieder und gewinnt ein spannendes Spiel mit 1:0.

Von Karsten Doneck, dpa

Manche Ahnungen werden schneller Realität, als man selber denkt. „Wir kommen dem ersten Saisonsieg immer näher“, hatte Bojan Prasnikar, der Trainer des FC Energie Cottbus, vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 noch orakelt. Dass für den Bundesliga-Letzten aus der Lausitz gleich nach dieser mutigen Ankündigung mit dem 1:0 (0:0)-Sieg erstmals drei Punkte herausspringen würden, wird auch Prasnikar nicht erwartet haben. Der erste Sieg der Cottbuser im zwölften Saisonspiel kam überraschend – nach dem Spielverlauf gestern Abend war er es aber nicht. „Wir haben mit ganzer Kraft gekämpft“, sagte Prasnikar nach dem Spiel. Mit dieser Einstellung kann Cottbus im Abstiegskampf neue Hoffnung schöpfen. Schalke, eigentlich zur Saison angetreten, um Meister zu werden, wird wohl seine Ziele neu überdenken müssen.

Dem FC Energie kam vor 17 012 Zuschauern entgegen, dass sein Trainer Prasnikar offenbar psychologisch die bessere Vorarbeit geleistet hatte. Durch aggressives Attackieren beschäftigen die Cottbuser die nach drei sieglosen Spielen selten souverän auftretenden Schalker mehr, als denen lieb sein konnte. Hinter unbändigem Kampfeswillen verbargen die Gastgeber ihre eigene Verunsicherung, die nach elf sieglosen Spielen fast zwangsläufig vorhanden sein musste.

Beide Mannschaften beklagten vor der Pause fehlendes Glück. Erst traf der Däne Sörensen die Latte des Schalker Tores, dann widerfuhr kurz vor der Pause dieses Pech auch Bordon auf der Gegenseite. Ansonsten aber stimulierte die Leistung der Gäste die Cottbuser Fans nur zu Hohngesang: „Ein Leben lang – keine Schale in der Hand“, dröhnte es in Anlehnung an Schalkes vergebliche Meistermühen von der Nordtribüne. Die Lage für Schalke auf dem Rasen spitzte sich zu, als genau 47 Sekunden nach Wiederanpfiff der Cottbuser Bassila eine Unsicherheit der gegnerischen Abwehr zum 1:0 nutzte, eine verdiente Führung in einem spannenden Spiel. Schalke stürmte danach wütend, aber wenig kreativ drauflos, die Energie-Abwehr stemmte sich mit Leidenschaft erfolgreich dagegen.

Unsicher wirkte bei Cottbus zunächst die neue Nummer 1, Gerhard Tremmel. Ein kapitaler Schnitzer passierte ihm bei einem Freistoß von Großmüller. Tremmel griff an dem hoch geschlagenen Ball vorbei, sein Kollege Kukielka rettete auf der Torlinie. Später steigerte sich Tremmel. Tomislav Piplica, vorheriger Stammtorwart in Cottbus, hatte zuvor heftige Aufregung ausgelöst. In einem Interview hatte er seinen Unmut über Teile des Energie-Anhangs freien Lauf gelassen. Das seien „junge Leute, keine Fans, viele besoffen, ohne Arbeit, unzufrieden mit sich, das muss raus. Die pfeifen heute gegen mich, morgen gegen Tremmel, übermorgen gegen Prasnikar“, wurde Piplica in der „Welt“ zitiert. Irgendwie müssen die Sätze in gedruckter Form dann Piplica wieder zur Vernunft gebracht haben. Er widerrief. „So habe ich das nie gesagt“, lautet jetzt seine Version.

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