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Energie Cottbus

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Energie Cottbus: "Scheene Grieße an alle hier"

Energie Cottbus holt mit Bojan Prasnikar einen weitgehend unbekannten Trainer aus Slowenien. Ihm schwant, dass er eine schwere Aufgabe übernommen hat.

Bojan - wer bitteschön? Als in der Nacht zum Freitag die Nachricht durchsickerte, dass ein Fußballlehrer aus Slowenien neuer Cheftrainer von Bundesligist Energie Cottbus wird, herrschte selbst im gewöhnlich gut informierten Internetforum auf der offiziellen Vereins-Homepage pure Ratlosigkeit. Bojan Prasnikar? Mit der Inthronisierung des 54 Jahre alten Coaches ist dem Lausitzer Klub wieder eine Überraschung gelungen. 99 Prozent der in der Gerüchteküche gehandelten Namen seien falsch, hatte Energie-Sprecher Ronny Gersch noch am Wochenanfang betont. Inzwischen weiß man: Diese Aussage war nur zu 99 Prozent richtig. Denn der Namen Prasnikar tauchte nirgendwo auf.

Das verwundert nicht. Der Slowene gehört zwar in seiner Heimat zu den renommiertesten Trainern und steht auf einer Stufe mit dem Ex-Stuttgarter Srecko Katanec, der zurzeit die Nationalmannschaft Mazedoniens betreut. Hierzulande ist Prasnikar aber ein Unbekannter. In den deutschsprachigen Archiven taucht sein Name nur zwei Mal auf. Im Jahr 1983, als er zum Abschluss seiner aktiven Karriere für eine Saison nach Österreich zum SVG Bleiburg wechselte. Und in der Saison 1999/2000. Damals führte Prasnikar als Trainer den NK Maribor als ersten und bislang einzigen Klub Sloweniens in die Gruppenphase der Champions League. Dort duellierte sich der Außenseiter unter anderem mit Bayer Leverkusen. Zudem trainierte Prasnikar drei Mal die Nationalmannschaft Sloweniens.

Was prädestiniert den neuen Coach also dafür, den noch sieglosen Tabellenletzten der Bundesliga vor dem Abstieg zu retten? Und wusste er nicht, dass auf ihn ein eigenwilliger Präsident namens Ulrich Lepsch wartet, der gerade erst den beliebten, aber zuletzt erfolglosen Trainer Petrik Sander beurlaubt hat? Hatte er nicht gehört, dass ehemalige Nationalspieler Jürgen Kohler ein Engagement ohne Angabe von Gründen abgelehnt hatte, dass auch der langjährige Freiburger Trainer Volker Finke und Herthas Amateurcoach Karsten Heine absagten?

Bojan Prasnikar schreckt all das nicht. „Scheene Grieße an alle hier im Saal. Ich werde auf dem Spielplatz alles geben“, sagte er am Freitag in passablem Deutsch bei seiner offiziellen Vorstellung im Stadion der Freundschaft. „Es ist eine scheene, aber schwere Aufgabe“, betonte Prasnikar mit Blick auf die vier Punkte Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz. Dann sagte er jene Worte, die Fans so gern hören: „Alles wird gut.“ Für ihn spricht auch, dass er in Cottbus auf eine Mannschaft trifft, die zum Großteil aus Osteuropa kommt. Er kennt vielleicht die Mentalität von Spielern wie Tomislav Piplica oder Igor Mitreski.

Dass der Verein den neuen Hoffnungsträger als Wunschkandidaten anpreist, ist durchaus branchenüblich. Man sei froh, jetzt einen erfahrenen Trainer und ausgewiesenen Fachmann bis 2009 unter Vertrag genommen zu haben, versicherte Präsident Ulrich Lepsch. „Bojan Prasnikar hat nachgewiesen, dass er auch mit einem kleinen Verein sehr erfolgreich sein kann“, sagt Manager Steffen Heidrich.

Neben der Hoffnung auf die Rückkehr des Erfolges setzt das unter Druck geratene Duo Lepsch/Heidrich auch persönlich große Erwartungen in die Verpflichtung. Ein Teil der Fangemeinde ist nach der umstrittenen Entlassung von Petrik Sander immer noch ungehalten und hat sogar einen Boykott des Heimspiels am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt angekündigt. Einige Anhänger wollen in den ersten Minuten der Partie fernbleiben und erst anschließend die Mannschaft unterstützen.

Mario Luisen[Cottbus]

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