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Energie Cottbus: Schwächen im Kopf

Cottbus steht nach dem Pokal-Aus vor Problemen. In Essen trat Energie streckenweise auf wie eine mäßig ambitionierte Zweitligamannschaft.

Petrik Sander wollte es kurz machen. Es gebe schließlich „nicht viel zu sagen“, behauptete der Trainer des FC Energie Cottbus. Das Ergebnis mag für sich gesprochen haben, aber diese Partie hatte viel mehr Stoff geboten, als in die Kurzgeschichte gepasst hätte, die der Verlierer anbieten wollte. Sanders Fußwerker, die formal erstklassigen Status besitzen, wirkten an einem Pokaldrama mit Überlänge und Zugabe mit – und mussten sich am Ende in die Rolle des gestrauchelten Favoriten fügen. Energie Cottbus ist in der ersten Runde des DFB-Pokals am Drittligaklub Rot-Weiß Essen gescheitert. Die Lausitzer verloren 5:6 im Elfmeterschießen, das aufgrund eines Unentschiedens (2:2) nach 120 Minuten notwendig geworden war.

Sander würdigte den Ausgang als Sieg von Moral und Leidenschaft; bei seinem eigenen Personal indes diagnostizierte er innere Schwächen. „Das ist eine Kopfsache“, sagte der Trainer. In Essen sind die Cottbuser streckenweise aufgetreten wie eine mäßig ambitionierte Zweitligamannschaft, die an manchen Tagen sogar einen klassentieferen Gegner nur mit vollem Einsatz in die Schranken weisen kann. „Uns ist klar, dass wir die Bundesliga nicht mit spielerischen Mitteln halten können, aber dann müssen wir wenigstens über den Kampf kommen“, sagte Routinier Steffen Baumgart, der die große Chance vergeben hatte, die Partie beizeiten zu beenden.

Für den Favoriten hatte alles nach Plan begonnen. Essen gegen Cottbus, das schien ein Routinestück zu werden, mit dem ständig ausgepfiffenen Francis Kioyo in der Hauptrolle. Der hünenhafte Angreifer, einst bei Rot-Weiß Essen beschäftigt, traf schon in der neunten Minute. „Vielleicht ist uns das frühe Führungstor nicht gut bekommen“, sagte Sander allerdings. Der Vorsprung habe bei seinen Spielern offenbar zu dem Trugschluss geführt, „nicht mehr so viel investieren zu müssen“.

Überhaupt bis zum Elfmeterschießen gekommen zu sein, verdanken sie einem Zufallstreffer von Dimitar Rangelow (112.). Essen war zwischendurch nach Toren von Rafael Kazior (47.) und Sercan Güvenisik (103.) in Führung gegangen. Güvenisik, der ein immenses Pensum absolvierte, hatte zuvor schon von Krämpfen geplagt auf dem Boden gelegen, doch sein Cottbuser Kollege Marion Cvitanovic leistete Erste Hilfe. Dieses Fairplay, das durch die Gelb-Rote Karte für Stiven Rivic (119.) konterkariert wurde, hätte nicht die letzte auffallend gelungene Aktion des FC Energie zu sein brauchen. Im Elfmeterschießen hatten die Brandenburger nach Sören Brandys Fehlschuss einen Vorteil. Doch Kapitän Mariusz Kukielka scheiterte mit einem kläglichen Roller an Torwart Masuch.

Kurz vor dem Ligastart offenbarte Cottbus viele Unbekannte in einer Rechnung, die wegen der Abgänge der beiden Torjäger Radu und Munteanu von höchstem Schwierigkeitsgrad ist. Nicht einmal die Torwartfrage ist geklärt: Piplica oder der in Essen bevorzugte Tremmel?

Nach dem entscheidenden Elfmeter von Vincent Wagner fühlten sich die knapp 10 000 Fans schon wieder so, wie es der Stadionhit beschreibt. „Ich hab den Himmel auf Erden, Oh RWE. Schöner kann's nicht mehr werden, oh RWE.“ Schöner vielleicht nicht, aber weniger schön. Essens Trainer Heiko Bonan macht sich keine Illusionen über die Halbwertzeit solcher Erfolge. Ein Reporter wollte wissen, ob dies der größte Erfolg in seiner Trainerkarriere gewesen sei. Bonan, der zuvor nur Rot-Weiß Ahlen trainiert hatte, antwortete. „Meine Trainerkarriere ist heute gerettet worden – für eine Woche.“

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