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Tremmel

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Energie Cottbus: Undurchlässige Handschuhe

Viele Cottbuser Fans stehen weiter hinter Torhüter Piplica. Doch Gerhard Tremmel hat sich bei Energie als Nummer eins durchgesetzt.

Von Karsten Doneck, dpa

Das Transparent auf der Osttribüne fiel schon wegen seiner Farbe auf. Grundton war ein leuchtendes Orange. Darauf stand in schwarzer Schrift: „FCE – nicht ohne Piplica. Ein Kämpfer kommt wieder.“ Derlei Liebesbezeugungen zu Torwart Tomislav Piplica – wie unlängst vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen – werden im Cottbuser Stadion der Freundschaft wohl bald verpönt sein. Denn spätestens nachdem die Lausitzer am Samstag in Hamburg einem deutlich überlegenen HSV ein 0:0 abgetrotzt hatten, bekommt die andauernde Cottbuser Torwartdebatte eine neue Wendung. Gerhard Tremmel hatte als Nummer eins in seinem sechsten Saisonspiel für Energie mit starken Paraden den Punkt gerettet.

„Ich habe immer noch damit gerechnet, dass uns irgendwann der Siegtreffer gelingt“, sagte Tremmel und schien mit dem Ausgang der Partie keineswegs zufrieden. Dabei dokumentierte die Statistik, wie arbeitsreich der Nachmittag für ihn gewesen war: Auf 25 Torschüsse, elf Ecken und 16 Flanken brachte es der HSV, Cottbus verzeichnete dagegen je sechs Torschüsse und Flanken, dazu eine Ecke. Alle Überlegenheit des HSV mündete aber in den scheinbar undurchlässigen Fanghandschuhen von Tremmel.

„Ich will mich nicht besonders herausheben“, kommentierte der Torwart selbst seine Leistung. Tremmel hat Demut gelernt. Bei Hertha BSC hatte der 29-Jährige den erhofften Durchbruch nicht geschafft. Deshalb wechselte er im Sommer 2006 nach Cottbus. Neue Umgebung, altes Leid: Nur ein Bundesligaspiel ließ ihn Trainer Petrik Sander in seiner ersten Saison beim FC Energie bestreiten. Und das auch nur, weil sich Piplica von einer Gehirnerschütterung erholen musste. Beim 1:0-Sieg gegen seinen vorherigen Klub Hertha BSC hielt Tremmel überragend - und verschwand danach wieder dort, wo er nie hinwollte: auf der Ersatzbank. Eine Maßnahme, die Energies Fangemeinde spaltete. Und Petrik Sander erstmals in die Kritik brachte.

Tomislav Piplica hatte in Cottbus, trotz unregelmäßig wiederkehrender Aussetzer als Torhüter, den größeren Rückhalt: von den Fans, vom Trainer, von den Mitspielern. Seine oft unorthodoxen Abwehraktionen, seine Haartracht, seine Herzlichkeit im Umgang mit den Anhängern: Piplica wurde Kult in Cottbus. Und Tremmel? Der trainierte brav, schwieg, blieb unauffällig. Er wollte allein durch Leistung überzeugen, obwohl doch gerade bei Torhütern oft auch Charisma zählt.

Erst der neue Trainer Bojan Prasnikar kam nach ein paar kleineren Fehlgriffen von Piplica ins Grübeln. Und veränderte die Rangfolge unter den Energie-Torhütern. Nun, sechs Bundesligaspiele später, sagt Tremmel rückblickend: „Ich bin zu einem Zeitpunkt ins Tor gekommen, als es bei uns überhaupt nicht lief. Das war nicht einfach für mich. Aber inzwischen habe ich meinen Rhythmus gefunden.“

Stabilisiert Tremmel seine Leistung von Hamburg, werden in Cottbus wohl auch bald die Transparente mit den Wünschen nach Piplica verschwinden.

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